Die Behauptung
Ein dreijähriger Junge wurde verletzt hinter einem Haus in Rotterdam gefunden. „Deputy Ryan Braidley“ hat ihn zur Polizeiwache gebracht, aber niemand weiß, wer er ist. Der Junge nennt den Namen seiner Mutter „Emily“.
Unser Fazit
Diese Behauptung ist falsch. Der Beitrag kursiert in verschiedenen Sprachen und Orten, jedoch immer mit demselben angeblichen Retter „Deputy Ryan Braidley“, den es nicht gibt. Es handelt sich um eine Falschmeldung, die darauf abzielt, viral zu gehen.
Die Fakten in Kürze:
- Wechselnde Fundorte: Der angebliche Fundort des Jungen variiert in verschiedenen Versionen des Aufrufs, was die Glaubwürdigkeit infrage stellt.
- Nicht existenter Polizist: Der genannte „Deputy Ryan Braidley“ ist laut Polizeiangaben in betroffenen Regionen nicht im Einsatz.
- Unseriöse Immobilien-Masche: Einige der weit verbreiteten Beiträge wurden nachträglich bearbeitet und leiten Nutzer über angebliche Immobilien-Angebote auf unseriöse Webseiten.
Bewertung: Aufgrund der zahlreichen Widersprüche stufen wir dies als Spam ein.
Ein viraler Hilferuf – und nichts dahinter?
Ein emotionaler Post auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken erweckt den Eindruck einer dringenden Vermisstenmeldung: Ein dreijähriger Junge sei hinter einem Haus in Rotterdam gefunden worden, niemand kenne ihn und der einzige Hinweis auf seine Mutter sei der Name „Emily“.
„Wichtig – Bitte teilen
Dieser kleine Junge, etwa 3 Jahre alt, wurde letzte Nacht hinter einem Haus in Rotterdam gefunden. Deputy Ryan Braidley rettete ihn und brachte ihn zur Pollizeiwache, aber niemand hat eine Ahnung, wo er wohnt, die Nachbarn kennen ihn nicht und wissen auch nicht, wie er dorthin gekommen ist.
Er sagt, der Name seiner Mutter sei Emily.
Lasst uns die Kanäle überfluten, damit dieser Beitrag seine Familie erreicht, danke“ – so der Aufruf auf Facebook.
Doch was zunächst wie eine reale Suchaktion aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als reine Fiktion.
Ständig wechselnder Schauplatz
Eine kurze Internetrecherche zeigt schnell: Der gleiche Aufruf wird in mehreren Sprachen und Ländern verbreitet – von den Niederlanden bis in die USA hat er nun auch seinen Weg in den deutschsprachigen Bereich gefunden. Interessanterweise variiert der Fundort des Kindes von Rotterdam über Orange County bis Moorhead (Minnesota) und Batavia (New York).
Doch egal, wo der Junge angeblich gefunden wurde, immer taucht der Name „Deputy Ryan Braidley“ als Held der Geschichte auf. Allein dieser Umstand macht die Geschichte mehr als fragwürdig – schließlich kann kein Polizist in so vielen Städten gleichzeitig tätig sein.
Polizei warnt vor Falschmeldungen
Auch in Moorhead, Minnesota, tauchte diese Nachricht auf, was die örtliche Polizei zu einer öffentlichen Warnung veranlasste. Polizeichef Deric Swenson stellte klar, dass es in seiner Behörde keinen „Deputy Ryan Braidley“ gebe und die gesamte Nachricht frei erfunden sei.
Auch in Batavia, New York, warnte die örtliche Polizei vor solchen Falschmeldungen. Der Polizeichef betonte, wie wichtig es sei, Inhalte aus sozialen Medien kritisch zu hinterfragen, bevor man sie teilt, um Panik und Verwirrung zu vermeiden.
Obwohl in diesen Nachrichten nicht direkt nach Geld oder persönlichen Daten gefragt wird, können solche viralen Nachrichten dazu verwendet werden, Informationen zu sammeln oder für betrügerische Websites zu werben.
Warum verbreiten sich solche Beiträge?
Emotional aufgeladene Beiträge wie dieser wecken bei den Lesern den Wunsch zu helfen. Der menschliche Wunsch, sich nützlich zu machen und in Notsituationen aktiv zu werden, wird hier ausgenutzt. Viele klicken unbedacht auf „Teilen“, ohne die Hintergründe oder die Glaubwürdigkeit zu prüfen. Das macht solche Falschmeldungen so gefährlich.
In den meisten Fällen handelt es sich bei solchen Beiträgen um eine Form von Social-Media-Spam, der oft harmlos aussieht, aber das Potenzial hat, in betrügerische Aktivitäten zu münden.
Unseriöse Masche mit Immobilien
In diesem speziellen Fall konnten wir mehrere englischsprachige Beiträge finden, die nachträglich verändert wurden.
Die zuerst erstellten Hilfeaufrufe zu dem Dreijährigen wurden in Immobilien-Angebote mit beigefügten Links verändert, was erklärt, warum es vorteilhaft ist, wenn diese Beiträge stark verbreitet werden.
Es handelt sich daher nicht nur um schlichten Spam, sondern zielt darauf ab, Nutzer zu erreichen, um persönliche Daten zu sammeln oder sie auf unseriöse Webseiten zu führen. Hier sollen sich Nutzer schlussendlich für ein Produkt zur Überwachung ihrer Kreditwürdigkeit registrieren.
Experten raten zur Vorsicht bei der Verbreitung unbestätigter Informationen, insbesondere wenn die Quelle zweifelhaft erscheint.
Fragen und Antworten
- Handelt es sich um einen realen Vermisstenfall?
Aufgrund der vielen Ungereimtheiten, wie z.B. die wechselnden Fundorte und der immer wieder erwähnte „Deputy Ryan Braidley“, der nicht existiert, ist es naheliegend, dass es sich nicht um einen realen Fall handelt. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die geschilderte Situation tatsächlich stattgefunden hat.
Stattdessen wurden manche der Beiträge nachträglich geändert, um mit Immobilien-Anzeigen mehr Nutzer zu erreichen. - Warum wird ein solcher Beitrag geteilt, obwohl er nicht echt ist?
Solche Beiträge sprechen eine emotionale Ebene an, indem sie den Eindruck erwecken, man könne durch das Teilen helfen. Viele Nutzer teilen unreflektiert, ohne die Glaubwürdigkeit zu prüfen. - Was sollte man tun, wenn man auf solche Beiträge stößt?
Es ist ratsam, zunächst zu prüfen, ob die Information aus einer seriösen Quelle stammt. Falschmeldungen sollten bei der jeweiligen Plattform gemeldet und nicht weiter verbreitet werden. Derartige Beiträge werden im Nachhinein oft verändert und bergen dann höheres Risiko für die einzelnen Nutzer.
Fazit
Falschmeldungen wie der angebliche Fund des dreijährigen Jungen sind ein Paradebeispiel dafür, wie leicht sich Emotionen in sozialen Netzwerken ausnutzen lassen.
Es ist wichtig, solche Inhalte kritisch zu hinterfragen, bevor man sie teilt, um die Verbreitung von Desinformationen zu stoppen.
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2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)