„Die Causa Ofarim“: Über Glaubwürdigkeit und Wendungen! Eine Analyse.

Autor: Andre Wolf

"Die Causa Ofarim": Über Empörungen und Wendungen! Eine Analyse.
„Die Causa Ofarim“: Über Glaubwürdigkeit und Wendungen! Eine Analyse.
"Die Causa Ofarim": Über Empörungen und Wendungen! Eine Analyse.

Gil Ofarim. Seit Anfang Oktober steht der Musiker und Künstler im Fokus der Diskussion einer Judenfeindlichkeit in Deutschland. Er hat selbst dafür gesorgt und hat nun auch Probleme bekommen. Eine Analyse des gesamten Ablaufs.

Wir sprechen hier von einer Geschichte, die so einige Wendungen und Skurrilität zu bieten hat. Und die immer noch in ihrer vollen Entwicklung ist. Und vor allem, in dem ein wichtiges Detail nun nach aktuellen Entwicklungsstand eine Rolle spielt: Es ist die Halskette von Gil Ofarim selbst!

Drehen wir zunächst alles auf Anfang. Ofarim wurde nach eigenen Angaben in einem Hotel in Leipzig diskriminiert. Durch ein Video machte er den Vorfall nun in den sozialen Medien öffentlich. In einem Video erzählt der Musiker Gil Ofarim von einer Judenfeindlichkeit, die er in einem Leipziger Hotel erlebt hat.

Das Video schlug auf Social Media ein! Als er eine Halskette mit Davidstern-Anhänger trug. Dieses etwa zweiminütige Video verbreitet sich derzeit rasant auf Facebook, Instagram und Co. Es zeigt den Rockmusiker Gil Ofarim.

Ofarim sieht in dem Video offensichtlich verzweifelt aus. Er zeigt sich sprachlos. Ofarim berichtet von einer Judenfeindlichkeit, die er persönlich so noch nicht erlebt habe. Das etwa zwei Minuten lange Video verbreitete sich rasant auf Facebook, Instagram und Twitter (hier ein Verweis). Beachten wir an dieser Stelle das Video, sehen wir ein wichtiges Detail, dass noch eine große Rolle spielen soll: Die Kette mit dem Davidstern um seinen Hals!

In dem Video ist zu sehen, dass der Musiker vor dem Hotel „The Westin Leipzig“ sitzt. Er sagte, er stehe an der Rezeption an. Die Empfangsdame, die er in „Herr W“ kennengelernt hatte, rief und schob die hinter ihm wartenden Leute immer wieder nach vorne.

Wie im Video zu sehen ist, sitzt der Rockmusiker vor dem Hotel „The Westin Leipzig“. In diesem Video erhebt er nun folgende Vorwürfe:

  • Er musste lange warten (was er akzeptiert)
  • Andere aus der Schlange wurden bevorzugt
  • Er wurde aufgrund des Davidsterns an seiner Kette von einer anonymen Person angesprochen
  • Hotelpersonal habe ihn ebenfalls aufgrund des Symbols diskriminiert

Narrativ und Plausibilität

Ofarims Aussagen wirken so weit plausibel. Das hat auch etwas damit zu tun, dass seine komplette Darstellung sinnstiftend wirkt. Für seine Version spricht die Glaubwürdigkeit des Narrativs, denn in den letzten Monaten gab es eine messbare Erhöhung judenfeindlicher Aussagen, vor allem auf Social Media.

Bereits im November 2020 warnte Felix Klein, der Antisemitismus Beauftragte der ___STEADY_PAYWALL___ Bundesregierung, davor, dass in Deutschland ein neuer Judenhass entstehen könnte. Seine Aussagen bezieht er auf die Darstellung von Juden innerhalb der Corona-Demonstrationen und der Aussagen von Coronaleugnern im Netz in Verbindung mit Verschwörungsmythen. Ein zentrales Bindeglied sind hier auch Verschwörungsmythen.

Es gibt auch einen wichtigen Unterschied zwischen Fakenews auf der einen Seite und Verschwörungsmythen auf der anderen. Fake News können wir recht unproblematisch mit Fakten widerlegen. Verschwörungserzählungen hingegen bieten ein Erzähluniversum, das Fakten ignoriert oder sie sogar in ihre Immunitätsmechanismen integriert.

Auch bei den Verschwörungsmythen müssen wir  unterscheiden. Es gibt die einen, die wir immer wieder belächeln. Da geht es um Chemtrails, um Reptiloiden oder um irgendwelche absurden Geschichten von Außerirdischen aus dem Aldebaran – System. Das sind jetzt Mythen, die in ihren Ansätzen nur ein geringes Gefahrenpotenzial für die Gesellschaft haben. Aber auf der anderen Seite gibt es auch diese antisemitischen Verschwörungserzählung, die explizite Feindbilder aufbauen. Diese errichten mehr oder weniger bewusst einen Judenhass, um somit Wut und auch Ohnmacht kanalisieren zu können.

In diesen gesellschaftlich wesentlich gefährlicheren Mythen werden zum einen generell Juden, aber auch einzelne Personen stellvertretend für Juden als Feindbilder aufgebaut. Besonders bekannt sind hierbei Verschwörungserzählungen rund um George Soros oder um die Familie Rothschild.

Die Antisemitismus-Meldestelle der Israelischen Kultusgemeinde Wien (IGK) berichtet in ihrem Jahresbericht von einem neuen Negativrekord. Laut der IGK habe es 2020 um 6,4% mehr gemeldete antisemitische Vorfälle gegeben. Diese setzen sich aus verschiedenen Bereichen zusammen. Die IGK schreibt zu ihrem Bericht:

2229 konnten dem rechten Spektrum zugeordnet werden (konkret laut Bericht „der politischen beziehungsweise der gesellschaftspolitischen Rechten, dem Rechtsextremismus sowie dem (Neo-)Nazismus). In 87 Fällen erfolgte eine Einordnung zu „links“ (alle Vorfälle, „welche der politischen sowie gesellschaftspolitischen Linken und dem Linksextremismus mit all seinen Spielformen, zum Beispiel der antisemitischen BDS-Bewegung und antiimperialistischen Gruppierungen, zugerechnet werden konnten“). 74 Vorfälle wurden als mit muslimischen Hintergrund eingestuft („Vorfälle, die von Personen oder Organisationen verursacht wurden, die weltanschaulich beziehungsweise religiös dem Islamismus zuzuordnen sind“). Sieht man sich aber etwa nur die tätlichen Angriffe an, hatten fünf einen muslimischen Hintergrund, zwei einen rechten, in vier Fällen war die Motivation nicht zuordenbar. Bei den Sachbeschädigungen wiederum dominierte der rechte Hintergrund (31 Fälle), 14 Taten waren hier links motiviert, drei muslimisch.“

In ihrem Jahresbericht beschreibt die IGK ebenso, dass eine starke Neigung zu Verschwörungsmythen häufig Hand in Hand mit einer antisemitischen Haltung einherging ab. Und wer Verschwörungsmythen zugeneigt ist, zeigt (laut IGK) ebenfalls wenig Vertrauen in in klassische Medien und wendet sich eher sogenannten alternativen Medien und alternativen Medienwebseiten zu.

Vor genau diesen Hintergründen klingen Ofarims Aussagen in dem Video zunächst also sinnstiftend. Sie wirken in Zusammenhang mit genau dem, was in verschiedenen Medien aber auch in den einzelnen Berichten ausgesagt wurde. Blicken wir nun also auf die weitere Entwicklung. Das Hotel hat auf die Vorwürfe Ofarims reagiert.

Hotelkette reagiert auf Ofarim: Darstellung erntet Kritik!

Dieses Video hat hohe Wellen geschlagen. Natürlich hat es hohe Wellen geschlagen, denn Ofarim spricht von einer offenen Judenfeindlichkeit in diesem Video. Das hat jedoch nicht nur Reaktionen auf Social Media, sondern auch in den Medien hervorgerufen. Viele Medien haben Kontakt mit dem Hotel aufgenommen, so z. B. auch der Spiegel.

Der Spiegel schreibt, ein Sprecher der Hotelkette habe auf SPIEGEL-Anfrage erklärt, man nehme die Angelegenheit sehr ernst: „Wir versuchen mit allen Mitteln, mit Herrn Ofarim in Kontakt zu treten, denn es ist dringend notwendig zu erfahren, was hier passiert ist.“ Das Hotel respektiert und unterstützt alle Gäste und Mitarbeiter „ungeachtet ihrer Religion“.

Die entsprechenden Mitarbeiter sollen angeblich beurlaubt worden sein. Und auch das Hotel hat sich über Social Media geäußert. Das Personal des Hotels hat sich mit einem Banner gezeigt, das starke Kritik und auch einige Häme ausgelöst hat. Auf dem Banner sind neben der Flagge Israels (als Symbol für den Davidstern) auch eine Mondsichel mit Stern zu sehen.  Diese Mondsichel (Hilal) ist eine der bedeutendsten muslimischen Symbole. Beide Symbole auf einem Bild? Das hat zu Protestreaktionen und viel Unverständnis geführt:

Es gibt entsprechend Erklärungsversuche, warum dieses Banner und die Darstellung der Symbole zu diesem Thema problematisch ist. Auf dem Twitter-Account von Eliyah Havemann können wir so einen Erklärungsversuch lesen:

1. Gil Ofarim wurde als Jude diskriminiert, nicht als Israeli. Die Israelfahne ist inhaltlich völlig falsch.
2. Die muslimische Symbolik hat mit dem Anlass gar nichts zu tun. 
Es handelt sich damit um eine Diskursverschiebung, um den Antisemitismus von sich weg und Muslimen in die Schuhe zu schieben. Das ist antimuslimisch.
3. Die Israelfahne zusammen mit dem islamischen Symbol ist eine Referenz zum Nahostkonflikt. Den Nahostkonflikt ohne Zusammenhang ins Spiel zu bringen ist israelbezogener Antisemitismus.
4. In diesem Zusammenhang ist das doppelt problematisch, da es Gil zum Täter machen soll, der als Jude an der Diskriminierung im Grunde selbst schuld ist.
5. Nichts ist belastender, als Deutsche, die Juden und Muslimen erklären wollen, sie sollten endlich mal lieb sein zueinander. Deutscher Antisemitismus ist der schlimmste der Geschichte. Lenkt davon nicht ab!
6. Solidarität mit den Opfern ist eine Farce und Frechheit, wenn sie von den Tätern kommt.  Es ist der klägliche Versuch, die eigenen Fehler zu verschleiern. Der Banner hätte lauten sollen: „Wir haben Scheiße gebaut: The Westin Leipzig“.Die restliche Kommunikation (FB etc.) des Westin ist mindestens so schlimm, so dass man nicht von „gut gemeint“ ausgehen darf. Dieser Banner ist antisemitisch, antimuslimisch, relativierend und betreibt eine Schuldumkehr. Es ist beschämend, @Westin Leipzig.

In der Darstellung des Statements und auch des Banners zeigt sich eine eher unglückliche Kommunikation seitens des Hotels. Wie sich herausstellte, wurde dieses Banner nicht extra für dieses Foto hergestellt. Laut LVZ und rnd stamme das Banner von einer früheren Veranstaltung im Mai 2021, bei der der Israel-Gaza-Konflikt thematisiert wurde.

Fassen wir also den Zwischenstand an dieser Stelle zusammen. Wir blicken dabei noch nicht auf das, was noch passieren wird. Ofarims Vorwürfe wirken stimmig und plausibel. In Bezug auf den Hintergrund, dass es generell auf Social Media und auch in der Öffentlichkeit eine gewisse Zunahme von Israelfeindlichkeit gibt, wirken seine Darstellung so weit unzweifelhaft. Das Hotel hingegen hat sich mit einer Solidaritätsaktion eher ins Fettnäpfchen gesetzt. Doch die Geschichte nimmt nun einige überraschende Wendungen.

Anzeige des Hotelmitarbeiters gegen Ofarim

In Zusammenhang mit den Antisemitismusvorwürfen hat der Beschuldigte Mitarbeiter eine Anzeige wegen Verleumdung gestellt. Keine Überraschung: Der Mann schildere laut Polizei den Vorfall mit dem Künstler Gil Ofarim deutlich abweichend von der Version des Musikers.

Mehr noch, der Hotelangestellte habe sogar noch eine zweite Anzeige wegen Bedrohung gestellt, weil sich Menschen in den sozialen Netzwerken völlig entfesselt gegenüber dem Hotelpersonal geäußert hätten. Die Staatsanwaltschaft Leipzig und die Kriminalpolizei haben sämtliche Ermittlungen aufgenommen um herauszufinden, was tatsächlich an dem Tag geschehen ist.

Natürlich müssen wir jetzt abwägen, ob das nicht gleichzeitig auch ein strategischer Schachzug ist. Eine Anzeige gegen diese Vorwürfe kann auch dazu führen, dass die Vorwürfe nicht weiter geäußert werden dürfen, sofern diese nicht nachgewiesen werden. Dennoch zeigt sich hier ein erster Schritt aus der Deckung heraus in Richtung Konfrontation. Die Situation verschärft sich also.

Auf der einen Seite gibt es eine Menge Solidaritätsbekundungen mit Ofarim, auf der anderen Seite gibt es nun auch erste Gegenstimmen. Daneben berichtet Ofarim auf prosieben, dass er auch unter Polizeischutz stehen würde.

Ich möchte sagen, ich habe eine Nachricht bekommen. Da steht drin, in der nächsten Säuberung bist du ganz vorne mit dabei, mein Freund. – Ofarim bei Zervakis & Opdenhövel. Live. (Pro7, 11.10.2021)

Stimmen Ofarims Aussagen überhaupt?

Danach sind einige Tage Ruhe in das Thema eingekehrt. Doch seit dem 17. Oktober brodelt es wieder gewaltig. Der Anlass sind Bilder aus einer Überwachungskamera. Die Frage, die sich hier stellt: hat Ofarim überhaupt eine Kette mit einem Davidstern getragen? Auf Social Media sehen wir mehrere Gegenüberstellungen. Dort ist ein Standbild zusehen, dass Ofarim beim Betreten des Hotels zeigen soll. Daneben zum Vergleich wird ein Standbild aus seinem Video abgebildet, indem er die (eingangs beschriebene) deutlich sichtbare Kette um den Hals trägt. Diese Gegenüberstellung wird auch von der deutschen BILD dargestellt. Hier lautet es, dass die Überwachungsvideos Fragen aufwerfen würden.

Die auf Social Media häufig verbreiteten Bilder zeigen den Musiker beim Betreten des Hotels. Die Kette, die in seinem anfangs dargestellten Video zu sehen ist, ist auf den Standbildern der Überwachungsaufnahmen auf Anhieb nicht zu erkennen. Am weitesten verbreitet sind vier verschiedene Standbilder. zwei Bilder zeigen ihn vor dem Hotel außerhalb des Gebäudes. Hier ist Ofarim recht gut zu erkennen. Ein drittes Foto zeigt ihn an der Schlange im Hotel. Dieses ist sehr grob verpixelt. Ein viertes zeigt Ofarim direkt am Schalter des Hotels. Dieses letzte Bild ist etwas deutlicher (siehe Bilder 1, 2, 3 und 4).

Die Aufnahmen wurden nach medienangaben mithilfe einer Software qualitativ verbessert, um mehr Details sichtbar zu machen. Was also der Stand nach optischer Begutachtung dieser Videos ist: In einem der vorhandenen Videos ist ein aufgeregter Gil Ofarim beim Check-In zu sehen. Es ist unklar, warum er aufgeregt war, denn aus Datenschutzgründen haben die Aufnahmen keinen Ton. Die Kette ist optisch jedoch nicht zu erkennen. Die Überwachungsvideos werden entsprechend von Polizei und Staatsanwaltschaft überprüft. Zur Veröffentlichung dieses Artikels (18.10.2021) liegen noch keine Ergebnisse aus diesen Untersuchungen vor. Nach Medienangaben soll die Polizei jedoch „ernst zu nehmende Zweifel“ an der von Ofarim geschilderten Version haben.

Ofarim bringt überdies seine Darstellung durch eigene Aussagen in den Medien mittlerweile auch zum Wanken. Er wird beispielsweise mit den Worten „Bei der Gala trug ich die Kette und ich ziehe sie eigentlich so gut wie nie aus. Aber es geht nicht darum, ob die Kette im Hotel zu sehen war oder nicht. Sondern es geht darum, dass ich antisemitisch beleidigt worden bin.“ zitiert (vergleiche).

Das ist nun der aktuelle Stand. Die Kette, die in Ofarims ursprünglichen Video eine zentrale Rolle gespielt hat, wird nun durch seine Wiedergabe in der Medienberichterstattung als auf einmal nicht mehr zentrales Element vor Ort in dem Hotel dargestellt. Die Nutzung der Kette trug also nur eine Art Symbolcharakter? Dies ging aus seinem ursprünglichen Video auch nicht hervor. Ofarim sagt der deutlich in dem Video:

Aber ich stehe hier mit meiner Kette steht mir zu, mache ich schon mein Leben lang, und eine Person nach der anderen wird vorgezogen.

[…]

Und da sagt der Herr W.: Packen Sie Ihren Stern ein!

[…]

Wenn ich den jetzt einpacke, darf ich einchecken.

Neues Interview

Am heutigen 18 Oktober hat Gil Ofarim sich gegenüber der Welt zu dem Thema geäußert. Er geht in diesem Interview auf die Vorwürfe gegen ihn ein. In dem Gespräch sagt er noch mal deutlich, dass er die Kette getragen habe. Er erwartet auch, dass der Beweis zu erbringen ist, dass er die Kette nicht getragen hätte. Dieses Video zeigt dementsprechend deutlich, dass weiterhin Aussage gegen Aussage steht.

Da dieses Video erst nach Veröffentlichung dieses Artikels erschienen ist, können wir das Video lediglich ja einbetten und nicht weiter redaktionell darauf eingehen.

Welche Tragweite könnten Falschaussagen in diesem Fall haben?

Aktuell wird noch ermittelt. Wir müssen also deutlich darauf hinweisen, dass es noch keine offiziellen Ergebnisse zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels gibt. Dennoch können wir einen Blick darauf werfen, welche Konsequenz eine Falschdarstellung hätte.
Feststeht bitte lediglich, dass es in diesem gesamten Thema nur Verlierer gibt. Das Hotel hat sich mit seiner Kommunikation nicht gerade mit Ruhm überschüttet und Symbole verwendet, die in diesem Zusammenhang vielerorts als nicht angemessen bewertet wurden. Auf der anderen Seite dürfte das jedoch nur ein kleiner Tropfen gegenüber einer möglichen falsche Darstellung Ofarims sein.

Und genau dort wollen wir nun einsteigen. Karsten Gulden (Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht sowie Mediator und Inhaber und Partner der Mainzer Medienkanzlei gulden röttger rechtsanwälte) erklärt, was das Problem einer Verleumdung sein kann. Verleumdung bedeutet in diesem konkreten Fall, dass der Hotelmitarbeiter Gil Ofarim vorwirft, dass seine Aussagen überhaupt nicht stimmen und Ofarim trotzdem das weiterhin sagt und über Social Media verbreitet. Dass kann dann strafbar sein. Und wegen dem Strafbestand einer Verleumdung ermitteln die Polizei und die Staatsanwaltschaft.

Gulden weist auch darauf hin, dass in den Medien in diesem Fall eine ausgewogene Berichterstattung Pflicht ist. Sowohl Ofarims Darstellung als auch die Darstellung des Hotel-Mitarbeiters müssen in der Berichterstattung gleichermaßen dargestellt werden. Ebenso problematisch ist es auch für Nutzerinnen und Nutzer auf Social Media, wenn sie einseitig auf dieses Thema eingehen. Gulden weiß daraufhin, das auch hier ermittelt wird, wenn gegen eine der Personen gehetzt wird, ohne dass ein abschließendes Ermittlungsergebnis vorliegt.

Dieser Sachverhalt muss jetzt erst ermittelt werden. Nehmen wir an, der Sachverhalt der Verleumdung hätte sich zugetragen, dann kämen einige Straftatbestände in Betracht. Und das müssen die Behörden nun prüfen. Was Rechtsanwalt Gulden bereits ausschließt, sind die Straftatbestände der Volksverhetzung und der Beschimpfung von Bekenntnissen von Religionsgemeinschaften nach Paragraph 166. Dies scheitert nach Erachtens Guldens an der fehlenden Öffentlichkeit, wenn das ganze „nur“ an der Rezeption stattgefunden hat. Auch Ofarim soll gemäß Medien beklagt haben, dass andere Personen den Vorfall gar nicht mitbekommen haben.

Solange keine Zeugen ermittelt werden können und niemand etwas Genaueres darüber zeigen und sagen kann, gilt die Unschuldsvermutung. Das bedeutet, der Vorwurf darf am Ende nicht weiter geäußert werden. Das Problem: Der genannte Herr W. hat durch die Äußerungen Ofarims bereits Schaden erlitten! Dies müsste am Ende abgewogen werden.

Rechtsanwalt Gulden erklärt überdies, dass auch Gil Ofarim Acht geben muss. Denn wenn das nicht stimmen sollte, was er gesagt hat, kann er sich selbst auch strafbar gemacht haben. Beispielsweise wegen einer Verleumdung oder üblen Nachrede. Wir weisen daher nochmals zu diesem Zeitpunkt zentral auf die Unschuldsvermutung hin! Diese gilt hier für alle Beteiligten.

Daher sollte es zu diesem Zeitpunkt besser keine Vorverurteilung auf allen Seiten geben. Wir müssen schlichtweg die Ermittlungsergebnisse abwarten und können dann erst am Ende aufklären was passiert ist, warum das so passiert ist und welche Straftatbestände gelten.


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