Diskussionen am Rande der Schmerzgrenze – Ein Kommentar

Autor: Ralf Nowotny

Wir brauchen deine Hilfe – Unterstütze uns!
In einer Welt, die zunehmend von Fehlinformationen und Fake News überflutet wird, setzen wir bei Mimikama uns jeden Tag dafür ein, dir verlässliche und geprüfte Informationen zu bieten. Unser Engagement im Kampf gegen Desinformation bedeutet, dass wir ständig aufklären und informieren müssen, was natürlich auch Kosten verursacht.

Deine Unterstützung ist jetzt wichtiger denn je.
Wenn du den Wert unserer Arbeit erkennst und die Bedeutung einer gut informierten Gesellschaft für die Demokratie schätzt, bitten wir dich, über eine finanzielle Unterstützung nachzudenken.

Schon kleine Beiträge können einen großen Unterschied machen und helfen uns, unsere Unabhängigkeit zu bewahren und unsere Mission fortzusetzen.
So kannst du helfen!
PayPal: Für schnelle und einfache Online-Zahlungen.
Steady: für regelmäßige Unterstützung.

Diskussionen am Rande der Schmerzgrenze - Ein Kommentar
Artikelbild: Shutterstock / Von Nina design

Wenn man sicher sein will, absolut unqualifizierte Meinungen in wirren Diskussionen lesen zu wollen, sind soziale Netzwerke der beste Ort dafür!

Ich sitze hier in einem Bahnhof in meiner Wohnung, die ich liebevoll das größte Schließfach der Welt nenne, und scrolle zwischen Recherche und dem Schreiben von Artikeln immer wieder mal durch die sozialen Netzwerke, um Stimmungen aufzufangen. Was wird diskutiert, was ist interessant, worüber sind Fragen offen? Hintergrundwissen, welches man braucht, um einschätzen zu können, welche Artikel für die LeserInnen interessant sein könnten.
Naturgemäß aufgrund der Corona-Pandemie finden sich da auch viele „Internet-Virologen“ und sonstige Möchtegern-Experten, die Dinge äußern, dass es sich mir die Fußnägel kräuselt!

Es geht um Empörung!

Steigen wir doch gemeinsam einfach mal in eine Diskussion auf Twitter ein, schauen wir doch mal zusammen, was da alles an Meinungen ins Netz geschossen wird. Ich habe mir dafür den Tweet eines deutschen Finanzwissenschaftlers und Impfgegners herausgepickt (siehe HIER), der aufgrund einer Schlagzeile behauptet, dass Kinder durch die Impfung nun sterben müssen.

Hätte dieser Finanzwissenschaftler den Artikel auch gelesen und auch nur ein wenig mehr Hintergrundwissen, dann wüsste er, dass 1. die Zahl der Kinder mit Herzmuskelentzündung immer noch sehr gering ist und 2. die Behandlung davon oftmals gar nicht nötig ist (siehe HIER) und wenn doch, diese durch Medikamente erfolgt. Sterben muss daran kein Kind!

Aber lassen wir das mal beiseite, denn es geht in solchen Diskussionsanstößen niemals um Fachwissen. Es geht um Empörung! Rohe, unverhohlene Empörung, die unter den Followern ausgelöst werden soll. Auch, wenn derjenige gar kein Fachmann oder Fachfrau ist. Vollkommen egal. Wer solchen Leuten folgt, frisst ihnen aus der Hand, egal, was sie sagen.

Nur so nebenbei: Das Risiko einer Herzmuskelentzündung steigt bei ungeimpften Kindern mit COVID-19 um das 37-fache!

Argumente am Rand der Schmerzgrenze

Man muss ja selbst kein Experte sein. Das bin ich auch nicht. Es gibt aber genügend Experten (und zwar echte Experten, keine Internet-Virologen), auf die es wert ist, zu hören – eben weil sie Ahnung haben. Wenn das Auto kaputt ist und ich nicht zufällig selbst Automechaniker bin, höre ich ja auch lieber auf die Ratschläge der Werkstatt und frage nicht meinen Friseur nach der Ursache des Problems.

Bei der obigen Diskussion wurde unter anderem dieses Argument gebracht:

Warum impfen, wenn es eh nichts nützt?
Warum impfen, wenn es eh nichts nützt?

„Wo liegt dein Problem, da es mit dieser Art Impfung sowieso keine Herdenimmunitaet geben kann, was nützt es dir wenn andere sich impfen, obwohl geimpfte den Virus genauso weitertragen ?“

Nein! Boah ey, wie oft muss man es denn noch sagen? Geimpfte tragen den Virus nicht „genauso“ wie andere weiter! Sie haben eine weitaus geringere Viruslast und erkranken weitaus seltener schwer!

Das ist dieses berühmte „Sicherheitsgurt-Argument“: Mit Sicherheitsgurt kann ich trotzdem einen Unfall bauen und andere damit verletzen, also wozu überhaupt einen Sicherheitsgurt anlegen?

Simpel: Der Sicherheitsgurt schützt, genauso wie die Impfung, zunächst dich selbst. Aber auch andere, die Impfung mehr als der Gurt sogar, da du weniger ansteckend bist. Genauso, wie ein Gurt verhindert, dass du bei einem Frontalzusammenstoß dem anderen Autofahrer auf den Schoß fliegst.

Aber die Kinder!!!

Ja, die werden gerne in vorderste Front geschubst, wenn es um Diskussionen geht. Gleichzeitig wird in diesem Tweet auch noch von einem „Coronakult“ gesprochen, als ob sämtliche Virologen und Experten sowie die Leute, die auf diese hören, eine Art Religion zelebrieren, die nun Kinder opfern will:

Ist Wissen nun eine Religion?
Ist Wissen nun eine Religion?

„Wer sein eigenes Kind dem Coronakult opfert, wird später massive Gewissensbisse haben“

Nur mal so zum Verständnis: Eine Religion beruht auf Glauben, eine Wissenschaft aber auf Wissen. Eine Religion ist zudem dogmatisch, ändert also ihre Grundsätze so gut wie nie, während die Wissenschaft sich ständig selbst hinterfragt und neue Erkenntnisse gewinnt.

Die böse Pharma!!!

Tja, wie konnte die Menschheit nur ohne moderne Medizin überleben?

Ah ja, der logische Hausverstand
Ah ja, der logische Hausverstand

„dazu muss ich nichtmal ein Arzt sein logischer Hausverstand reicht aus….wie sonst hat die Menschheit tausende Jahre überlebt den Pharmadreck gibt es erst seit ca. 100 Jahren die sollen sich mit ihrem künstlichen Chemiedreck verpissen“

Vielleicht hat sein „Hausverstand“ nicht mitbekommen, dass Medizin schon im alten Ägypten, weit vor Christi Geburt, also wortwörtlich seit Tausenden Jahren, verwendet wird? Oder dass die erste Impfung bereits 1796, also vor 225 Jahren, stattfand. Und seitdem hat sich sehr viel getan, denn auch die Geschichte der Impfungen war nicht nur ein Erfolgsweg.

Und wie haben die Menschen ansonsten so eine Pandemie überlebt, als es keine spezifischen Impfungen, beispielsweise gegen die Pest oder die Spanische Grippe gab?
Gar nicht. Sie sind gestorben. Millionenfach.
Die Menschheit überlebte nur, weil wir so viele sind. Nicht wegen unserem „Hausverstand“. Aber immerhin hatten wir vor 150 Jahren noch eine stolze Lebenserwartung von unter 40 Jahren. Das genügt doch, oder? Wer will schon älter als 40 werden?

Zurück zu „alternativen“ Heilverfahren!!!

Tja, dann bleibt ja nur der Weg in „alternative“ Heilverfahren, denn Homöopathika beispielsweise haben absolut keine Nebenwirkung. Was nur normal ist, schließlich haben sie auch keine Hauptwirkung.

Zurück zu "natürlichen" Heilverfahren?
Zurück zu „natürlichen“ Heilverfahren?

Aber was sind denn „natürliche“ Heilverfahren gegen ein neuartiges Coronavirus? Zuckerkügelchen (die auch chemisch hergestellt werden)? Ein Entwurmungsmedikament (ebenfalls chemisch hergestellt)? Irgendein Kraut (Überraschung: Auch die Natur ist Chemie)?

Wurscht, viele Menschen suchen wirr nach anderen Methoden, ob Aspirin, Vitamin C oder ihrem „gesunden Immunsystem“ (Tipp: Auch das gesündeste Immunsystem kann keinen Virus bekämpfen, den es nicht kennt), bloß um sich einem Nadelstich zu entziehen, der wahlweise magnetisch macht oder Mikrochips enthält, mit dem sie geortet werden können (schreiben sie auf ihrem Handy mit GPS-Signal).

Fazit

Wer sich wirklich einmal die Haare raufen will, muss nur solcherlei Diskussionen in sozialen Medien folgen, sei es Twitter, Facebook oder – für die ganz Hartgesottenen – Telegram.

Macht es euch doch nicht so schwer. Hört doch einfach mal auf die Experten. Auf die richtigen Experten. Es ist doch keine Schande, nicht alles zu wissen, das ist auch gar nicht möglich. Aber muss man deshalb lieber Leuten glauben, die die eigene Meinung besser vertreten, anstatt auf echte Fachleute zu hören, auch wenn einem die Fakten nicht gefallen?

Ich jedenfalls vertraue da doch eher einem Drosten, einem Fauci, einem Lauterbach, anstatt auf Leute zu hören, die total fachfremd sind, aber glauben, mit einem Doktortitel es besser zu wissen als die Fachleute.

Denn ein Friseur ist nun mal kein Automechaniker. Punkt.


Artikelbild: Shutterstock / Von Nina design
Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.