Suizide hoch zu Weihnachten: ein Mythos!

„An Weihnachten gibt es die meisten Suizide!“ Diese Aussage dürfte dir bestimmt bekannt vorkommen. Doch stimmt sie auch?

Autor: Andre Wolf

Symbolbild Suizide, Artikelbild von Dani D.G / Shutterstock.com
Symbolbild Suizide, Artikelbild von Dani D.G / Shutterstock.com

Die meisten Suizide gibt es in der Weihnachtszeit, ist eine plausibel klingende These. Eine dunkle Jahreszeit gepaart mit einem kontrastreichen Einsamkeitsverhältnis über die Feiertage, während andere im großen Familienbereich feiern.

Die Trauer über die eigene Einsamkeit würde gegen das Bild der heilen Familie stehen. Das glanzvolle gemeinsame Fest gegenüber der stillen, einsamen und dunklen Wohnung. Viele Fragen, keine Antworten.

Eine Einsamkeit über drei vermeintlich gesellige Feiertage, die viele Menschen zum Nachdenken anrege und daher in Depressionen stürze. Am Ende steht die Wahl des Suizids.

So schlüssig diese Argumentation klingen mag, sie trifft nicht zu. Die Aussage über eine hohe Suizidrate in der Weihnachtszeit ist statistisch nicht nachweisbar und somit augenscheinlich ein Mythos.

Faktencheck Suizid in der Weihnachtszeit

Die Statistiken sprechen eine völlig andere Sprache. Tatsächlich gibt es im Dezember weniger Suizide als gemeinhin erwartet. Verschiedene Studien zeigen sogar, dass es sogar weniger Fälle gibt.

„Wir konnten zum ersten Mal in Österreich nachweisen, dass die wenigsten Suizide über Weihnachten begangen werden“ heißt es vom Internisten David Niederseer zu einer Studie von Salzburger Forschern zu der Suizidrate. Das Österreichische Bundesgesundheitsministerium schreibt ebenso in einem Ratgeber über Suizid-Vorurteile:

Falsch: Zu Weihnachten oder im grauen November gibt es die meisten Suizide.
Richtig: Die meisten Suizide ereignen sich in Österreich für gewöhnlich im Frühling, während die Zahl zu Weihnachten/Neujahr eher gering ist.

Tatsächlich gibt es laut den Statistiken sogar eine Einigkeit darüber, dass nicht der Dezember der Monat mit der hohen Suizidrate ist. Stattdessen sind die Zahlen nach dem Jahreswechsel bis teilweise in den Mai hinein recht hoch. Eine statistische Darstellung in dem Artikel „Suizidprävention: Zahlen und Fakten über Suizid“ des Bayerischen Rundfunks bietet hierzu eine recht gute Übersicht.

Insofern muss man das Bild der Weihnachtszeit und Suizide stark überdenken und stattdessen den Fokus auf die Folgemonate legen.

Wichtige Kontakte und Beratungsstellen:

Deutschland

  • Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) – Hilfsangebote: https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/adressen/
  • Der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.V. – Übersicht über psychiatrische Hilfen: https://www.psychiatrie.de/beratung.html
  • Telefonseelsorge: Tel. 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222 (kostenfrei). Online: https://www.telefonseelsorge.de/ (Chatberatung und Mailberatung)
  • Bundesweite Beratungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche (überwiegend Deutscher Kinderschutzbund): Tel. 0800 / 111 03 33
  • Mail-Beratung für Jugendliche der Caritas (U25): https://www.u25-deutschland.de/
  • Deutsche Depressionshilfe: Info-Telefon Depression: 0800 / 334 45 33 Deutsche Depressionshilfe – Wo finde ich Hilfe?: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe
  • Deutsche Depressionshilfe – Was Angehörige und Freunde tun können: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/rat-fuer-angehoerige
  • Welttag der Suizidprävention: http://welttag-suizidpraevention.de/

Österreich

  • Psychiatrische Soforthilfe (0-24 Uhr): 01/313 30
  • Kriseninterventionszentrum (Mo-Fr 10-17): 01/406 95 95
  • Rat und Hilfe bei Suizidgefahr: 0810/97 71 55
  • Sozialpsychiatrischer Notdienst: 01/310 87 79
  • Telefonseelsorge (0-24 Uhr, kostenlos): 142
  • Rat auf Draht (0-24 Uhr, für Kinder & Jugendliche): 147
  • Sorgentelefon für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (Mo-Sa 14-18 Uhr, kostenlos): 0800/20 14 40

Quellen:

Symbolbild Suizide, Artikelbild von Dani D.G / Shutterstock.com

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