Faktencheck: Die „schockierende Liste der Grippe-Impfstoff-Zutaten“

Autor: Ralf Nowotny

Unausgegorene Panikmache
Unausgegorene Panikmache

Aktuell scheint wieder ein Artikel verteilt zu werden, der schon einige Monate alt ist, in dem die „schockierende Liste der Grippe-Impfstoff-Zutaten“ aufgezählt wird.

So zählt die Seite „Das perfekte Haus“ verschiedene Inhaltsstoffe auf und beschreibt diese kurz, ohne darauf einzugehen, ob und warum diese Stoffe überhaupt enthalten sind. Wir berichteten bereits mehrfach über andere Artikel, die unterschiedliche Inhaltsstoffe aufzählten und mehr schlecht als recht über den Sinn dessen aufklärten.

In Folge zählen wir hier nun die genannten Inhaltsstoffe auf und beschreiben diese genauer:

Formaldehyd

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
In den Labors als Konservierungsmittel verwendet, wurden die Langzeitwirkungen nicht vollständig untersucht. Ein Studium der Beerdigungsindustrie Arbeiter fanden eine Verbindung zwischen Formaldehyd und myeloischen Lukämie.

Es handelt sich dabei um einen Inaktivierungsstoff, der bei der Impfherstellung benutzt wird. Beta-Propiolacton dient speziell der Inaktivierung des Tollwutvirus. Der Stoff ist keine reguläre Beigabe zur Grippeimpfung selbst, sondern wird bei der Herstellung verwendet. Nichtsdestotrotz können Spuren davon in eine Impfung geraten (weniger als 25 Nanogramm), Schäden wurden dadurch jedoch bisher keine festgestellt.

Octylphenolethoxylat (Triton X-100)

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
Von Firmen für „Benetzung, Waschmittel, überlegene harte Oberfläche, Metallreinigung und ausgezeichnete Emulgierung“ in Farben, Beschichtungen, Ölfeldchemikalien, Textilien und industriellen Reinigern. Studien haben gezeigt, dass es für das Fortpflanzungssystem schädlich sein kann.

In einer Studie des Bundestages findet sich tatsächlich, dass dieser Stoff in Waschmitteln und Industriereinigern zu finden ist, „Nonyl- und Octylphenolethoxylat finden darüber hinaus auch als Spermizide Gebrauch“.
Hier wird aber Octoxynol-9, ein vaginales Spermizid, mit Octoxynol-10, einem Bestandteil von Impfstoffen, verwechselt.
Octoxynol-10, das auch als Octylphenolethoxylat bekannt ist, ist ein Tensid, das in einigen Grippeimpfstoffen in einer 1%igen Konzentration verwendet wird, um das inaktivierte Influenzavirus, das letztendlich in den Impfstoffen verwendet wird, weiter zu inaktivieren und anschließend zu „spalten“.
Die Dosis in einer Impfung beträgt weniger als 0.025 Milligramm.

Thimerosal

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
Enthält Quecksilber und ist ein Neurotoxin; Es kann Nervenschäden verursachen, und FDA kennt zahlreiche Fälle von Quecksilbervergiftung durch Thimerosal verursacht.

Es handelt sich um Ethylquecksilber, welches sich vom beschriebenen Methylquecksilber unterscheidet. Methylquecksilber findet sich häufig in Fischen und ist in großen Mengen schädlich. Ethylquecksilber hingegen wird vom Körper viel schneller abgebaut und ausgeschieden. Keine wissenschaftliche Studie hat einen Zusammenhang zwischen Ethylquecksilber und Autismus oder anderen schädlichen Wirkungen gefunden.
Mehrere Impfstoffhersteller haben sich im Jahr 1999 bereit erklärt, auf Thimerosal vorsorglich zu verzichten. Heute enthält kein Impfstoff außer dem Influenza-Impfstoff Thimerosal, es stehen allerdings Thimerosal-freie Alternativen zur Verfügung.

Monobasisches Natriumphosphat (MSP)

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
Bekannt, um akute Phosphat-Nephropathie und dauerhafte Beeinträchtigung der Nierenfunktionen zu verursachen. Es hat auch Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen ausgelöst.

MSP wird hauptsächlich als Lebensmittelzusatz verwendet, es findet sich allerdings nirgends als Inhalt von Grippe-Impfungen!

Zweibasisches Natriumphosphat und monobasisches Kaliumphosphat

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
Phosphate werden oft in Lebensmitteln als Konservierungsmittel, Säuerungsmittel und Emulgatoren eingesetzt. Wurde mit Herz-Kreislauf-Problemen verknüpft.

Dabei handelt es sich um Salze auf der Basis von Kalium- und Natriumphosphate, um als Regulatoren das pH-Gleichgewicht im Impfstoff zu halten. Herz-Kreislauf-Probleme in Verbindungen mit Salzen sind möglich… wenn man mehr als 6 Gramm am Tag zu sich nimmt, sicherlich nicht durch die Mikromenge in einer Impfung.

Kaliumchlorid

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
Bekannt, um Verdauungsprobleme und Erbrechen zu verursachen, aber in schweren Fällen kann es zu schweren allergischen Reaktionen, Brustschmerzen, unregelmäßigen Herzschlag, Verwirrung und Lähmung führen.

Dabei handelt es sich um das Kaliumsalz der Salzsäure. Es wird in der Lebensmitteltechnik als Festigungsmittel und Geschmacksverstärker eingesetzt und ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 508 ohne Höchstmengenbeschränkung erlaubt. Das bedeutet, dass es für Kaliumchlorid keine Höchstmengen gibt und auch keine Grenzwerte, in den Impfstoffen ist es nur im µg-Bereich enthalten

Calciumchlorid

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
Kann zu Herz-Kreislauf-Problemen führen.

Tatsächlich enthält eine Dosis von 0.5 Milligramm der Grippeimpfung 1.5 Mikrogramm Calciumchlorid. In fester Form ist es tatsächlich toxisch, es findet seine Anwendung auch in Frostschutzmitteln. Allerdings nehmen viele Menschen täglich Calciumchlorid in weitaus größeren Mengen zu sich: Es dient als Elektrolyt in vielen Sportgetränken. Auch in vielen Fertiggerichten findet sich der Stoff, der als sicherer Lebensmittelzusatz gilt. Eine größere Menge davon kann eventuell tatsächlich zu Herz-Kreislauf-Problemen führen, sicherlich nicht jedoch die sehr geringe Menge in einer Impfung, in der der Stoff als Nährstoff dient.

Natrium-Taurodeoxycholat

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
Verbindet sich mit der Förderung des Tumorwachstums, vor allem in Pankreas, Dickdarm und Hals, Studien zeigen.

Dieser Stoff wird bei der Herstellung von Impfstoffen verwendet. In der Impfung selbst finden sich weniger als 10 ppm (parts per million = Teile pro Millionen).

Neomycinsulfat

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
In seltenen Fällen wurde mit Schläfrigkeit, Verlust des Gehörs, Atembeschwerden, Hautausschlag und Schwäche verbunden.

Der Stoff dient im Herstellungsprozess dazu, die Kontaminierung durch Bakterien einzudämmen. Tatsächlich finden sich noch Spuren davon in den Impfungen, mit 0.025 Milligramm ist die Dosis aber viel zu gering, um toxisch zu wirken.

Polymyxin B

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
Ist ein Antibiotikum, dessen Nebenwirkungen neurotoxische und nephrotoxische Reaktionen sind: steigende Blutspiegel, Schwindel, Apnoe, Fieber und Kopfschmerzen.

Dies ist ein Antibiotikum, welches bei der Herstellung des Impfstoffes verwendet wird. Spuren davon (weniger als 0.025 Milligramm) sind manchmal in Grippeimpfungen enthalten, wiederrum zu wenig, um toxisch wirken zu können.

Quecksilber

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
Ein schweres Metall, das für die Vergiftung verantwortlich ist, und Schäden an vielen Organen, die zu schweren Erkrankungen führen, darunter auch Schlafstörungen und neurologische Störungen.“

Nein, nein, nochmals nein!
Es findet sich kein Quecksilber in Impfungen, wohl aber eine Quecksilberverbindung, nämlich das oben erklärte Thimerosal.

Beta-Propiolacton

„Das perfekte Haus“ schreibt dazu:
Ein Karzinogen und ein mögliches Toxin für Leber, Haut, Atemwege und Magen-Darm-Trakt.

Es handelt sich dabei um einen Inaktivierungsstoff, der bei der Impfherstellung benutzt wird. Beta-Propiolacton dient speziell der Inaktivierung des Tollwutvirus. Der Stoff ist keine reguläre Beigabe zur Grippeimpfung selbst, sondern wird bei der Herstellung verwendet. Nichtsdestotrotz können Spuren davon in eine Impfung geraten (weniger als 25 Nanogramm), Schäden wurden dadurch jedoch bisher keine festgestellt.

Die Dosis macht das Gift

Wie Paracelsus schon sagte: „Alle Substanzen sind giftig. Die richtige Dosis unterscheidet ein Gift.“
So verhält es sich auch mit den Substanzen innerhalb einer Grippeimpfung. So mancher dieser Stoffe sind tatsächlich toxisch, jedoch nur in größeren Mengen, nicht in den Minimalstmengen, wie sie in den Impfungen vorkommen.

Streng genommen ist auch Wasser giftig: Zuviel davon „eingenommen“, und man ertrinkt.
Zudem könnte man, um die „Schädlichkeit“ von Wasser zu beweisen, auch Blutkörperchen reinlegen. In einer ausgeglichenen Flüssigkeit geschieht den Blutkörperchen nichts, in einfachem Wasser hingegen werden sie zerstört. Beweist dies die Schädlichkeit von Wasser?

Somit finden sich zwar tatsächlich Spuren der meisten oben angeführten Stoffe in Impfungen, eine Schädlichkeit jedoch alleine aus deren Vorhandensein zu schließen, ist reine Panikmache und unfundierte Impfgegner-Propaganda.

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