So viele Abrissgutscheine!

Autor: Andre Wolf

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Viel Quatsch unterwegs
Viel Quatsch unterwegs

Und alle sind sie Fake. Ein Überblick zu den Bordellgutscheinen.

Manche empören, andere locken ein leichtes Lächeln hervor: Die Sozialämter verschiedener Länder oder Städte geben angeblich Bordellgutscheine aus. Mal für Arbeitslose, dann für Flüchtlinge oder eben generell an die Bevölkerung.

Bei Mimikama können wir mittlerweile auf eine Menge Anfragen zu Bordellgutscheinen zurückblicken, die natürlich allesamt ein Fake waren. Welche das sind, zeigen wir euch hier:

Sozialschein der Stadt Celle

… und ich Trottel geh arbeiten – so wird es tituliert und zu sehen gibt es einen rosafarbenen Schein mit dem Aufdruck “Sozialschein der Stadt Celle” und zwar als Freikarte für einen einmaligen kostenlosen Bordellbesuch!

Das hier ist eine der berühmteren Versionen. So sieht das gute Stück aus:

MIMIKAMA

Unser Artikel dazu befindet sich hier.

Dieses Bild hat übrigens auch eine Entwicklung durchmacht und wurde auf Russisch verwendet. Dort bekam das Sharepic einen Text, der den ursprünglichen „Scherz“ ziemlich bitter verfälscht hat.

Auf Russisch ist darunter zu lesen: „Sexcoupons: in Deutschland bekommen Flüchtlinge kostenlose Karten fürs Bordell“

MIMIKAMA

Mimikama-Artikel dazu hier.

Sozialamt der Stadt Aachen

Noch so ein Ding: Dieser Abriss bedient Klischees! Das merkt man direkt an der Wortwahl, denn die Ausgrenzung von Deutschen und Christen schlägt exakt in die Bresche der Vermutungen, dass Flüchtlinge bevorzugt werden. Auch der Ausdruck “Markenklamotten” entzieht sich jeglicher Basis der Seriosität und greift lediglich die Begrifflichkeit auf, wie sie oftmals verwendet wird “Die tragen doch alle Markenklamotten.”

Der große Fakeindikator ist jedoch ein Klassiker, den viele nicht auf dem Schirm haben: !!!11!!

MIMIKAMA

Hier wird ein Stilmittel verwendet, welches eindeutig auf Ironie hinweist und allen Menschen, welchen die Nutzung des “!!!11!!” geläufig ist, den Fake enttarnt. Unser Artikel dazu hier.

Sozialamt Chemnitz

Eine ganz besondere Geschichte steckt hinter dem Gutschein für Flüchtlinge aus „Chemnitz“. Hier geht es wieder um Flüchtlinge und um Gratissmartphones. Also ein typisches Narrativ, mit dem ganz schön viel Unruhe gestiftet werden kann.

Und genau das ist auch geschehen, denn dieser Gutschein war eine Falle. Die ganze Geschichte dazu hier.

MIMIKAMA

Und immer wieder kommen bei diesen Gutscheinen Flüchtlinge ins Spiel. Ein weiteres Narrativ, das sich in vielen Köpfen eingenistet hat.

Sozialamt des Freistaates Bayern

Hier haben wir es mit dem berühmten „Kontrollabbiß“ zutun. Und hier sieht man es wieder: Flüchtlinge bekommen alles. Nicht nur kostenlose Smartphones, sondern auch Freikarten fürs Bordell. Zumindest möchte uns das ein geteiltes Bild auf Facebook glauben lassen:

MIMIKAMA

Diese Behauptung wurde im Januar 2016 auf Facebook verbreitet. Doch hierbei haben wir es mit einem eigentlich sehr alten „Gutschein“ zu tun, dessen Wurzeln bis in das Jahr 2011 reichen.

Ja, bereits 2011, also schon lange vor dem Flüchtlingsstrom, erschienen Bilder dieser Freikarten im Netz, z.B. auf lachschon.de:

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Unser Artikel dazu findet sich hier.

Sozialschein der Stadt Graz

Auch in Österreich gab es die Story zum Bordellbesuch auf Gutschein. So wie dieser Bordellgutschein, welcher angeblich vom Sozialamt der Stadt Graz ausgestellt wird. Zahlt der Staat nun auch Bordellbesuche?

Man vermutete sogar eine politische Kampagne dahinter, so dass sich die Stadt Graz dazu genötigt sah, eine Stellungnahme zu veröffentlichen. Darin lautete es:

„Im Internet wurde veröffentlich, dass das Sozialamt Freikarten für Bordellbesuche vergeben würde.
Dies entspricht absolut nicht der Wahrheit. Die im Netz dargestellten Abbildungen
können nicht als Tatsache gewertet werden und entsprechen auch nicht der geübten Ernsthaftigkeit im Umgang mit öffentlichen Mitteln.“

MIMIKAMA

Unser Artikel hier.

Sozialschein der Stadt Hamburg… unterwegs in Polen

Wow. So kann man einen Scherz auch wieder missverstehen. Dieses Sharepic ist in Polen erschienen und bildet einen dieser Scherzgutscheine ab. Dummerweise hielt man diesen für echt. Auf dem folgenden Bild lautet es:

„In Hamburg erhalten „Neuankömmlinge“ ein kostenloses Ticket von
der Behörde für einen Besuch in einem Bordell auf Kosten der Stadt !!!“

MIMIKAMA

Den Artikel dazu findest du hier. Und einen letzten haben wir noch:

Sozialamt des Freistaates Sachsen

Und schon wieder ein „Kontrollabbiß“! Was ist denn nur los da draußen? Nein, natürlich bekommen die Bürger von Dresden und Umgebung keine Freikarte für einen einmaligen kostenlosen Bordellbesuch.

Also durchatmen und weitermachen. Dieser Gutschein ist ein Fake:

Screenshot Mimikama.at
Screenshot Mimikama.at

Unser Artikel zu diesem Gutschein hier.

Die lange Geschichte der Gutscheine

Gutscheine wie diese gibt es in vielen Formen und wird es auch immer wieder geben. Das liegt daran, dass es sich um Scherzartikel handelt, wie eine einfache Google-Bildersuche zeigt:

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Bereits vor dem Internet als Massenmedium gab es diese Gutscheine. Schon in den 80er Jahren gab es diese Freikarten, wie das Buch „Dieses Buch ist pure Fälschung“ des Zweitausendeins-Verlages aus dem Jahr 1989 aufzeigt. Dort lautet es auf Seite 315:

Hier noch einige Beispiele für einen eher satirischen Umgang mit den Behördenalltag. Einschreiben des Senators, dass zum Krankfeiern aufruft. Ein Verordnungsblatt zur vorschriftsgerechten Toilettenbenutzung. Und ein Coupon, der die Sozialhilfe auf die Schippe nimmt, die möglichst >>Naturaliengutscheine<< ausgibt, damit keiner auf die Idee kommt, mit der Sozialhilfe die falschen Bedürfnisse zu finanzieren.

QuelleGoogle-Buchscan

Es ist im Grunde auch recht einfach: Jeder kann eine solche Freikarte bekommen!

In gedruckter Version bekommt man jene Scheine nämlich in jedem gut ausgestatteten Scherzartikel-Laden, aber auch zum selbst ausdrucken finden sich einige Quellen, wie z.B. hier für alle Flensburger.

Am Ende bleibt uns lediglich übrig zu sagen: Es gab und gibt keine echten Freikarten fürs Bordell. Weder für Flüchtlinge noch für Sozialhilfeempfänger. Nicht mal für Mimikama-Mitarbeiter. Für niemanden. Das ist ein Scherzartikel, den es schon mindestens seit den 80er Jahren gibt.

Aber wenn man schon solche alten Scherzartikel dafür verwenden muss, um wenigstens ein bisschen gegen Flüchtlinge hetzen zu können, dann ist es ja nicht mehr weit her mit den Menschen, die gerne „Lügenpresse“ rufen und dann solche Hoaxes verbreiten.

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