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Neue Studie: (Offshore) Windräder gefährden Vögel nicht

Gegenwind für Windkraftgegner! Aktuelle Vattenfall-Studie: Null Kollisionen von Vögeln mit den Offshore-Windrädern in der Aberdeen Bay

Autor: Walter Feichtinger

Eine umfangreiche EOWDC Bird Collision Avoidance Study des schwedischen Energieunternehmens Vattenfall in Zusammenarbeit mit Biologen untersucht das Verhalten von Vögeln in der Nähe von Windkraftanlagen. Konkret wurde untersucht, ob Vögel mit den Rotoren der Windräder kollidieren oder ob sie den Rotoren bewusst ausweichen. Vor kurzem erschien ein 115-seitiger Report, der die Erkenntnisse der letzten beiden Jahre zusammenfasst.

Offshore Windpark Möwe
Möwe vor Offshore-Windrädern (Symbolbild). Foto: Mat Fascione


Vattenfall: Bisher umfangreichste und technologisch fortschrittlichste Studie

Die involvierten Wissenschaftler nutzten eine Vielzahl von Methoden, um das Verhalten der Vögel zu beobachten und genaue Daten zu sammeln. Dazu gehörten Radaruntersuchungen mittels Kameras auf 11 Windrädern, Vogelzählungen und GPS-Tracking. So entstanden detaillierte 3D-Modelle der Flugmuster von tausenden Vögeln in der Nähe des Windparks. Die Studie hat gezeigt, dass die meisten Vögel sehr gut in der Lage sind, den Rotoren von Windkraftanlagen auszuweichen, obwohl es einige Vogelarten gibt, die damit Schwierigkeiten haben. Für diese Vogelarten sind weitere Untersuchungen notwendig.

Das in der Studie untersuchte European Offshore Wind Deployment Centre (EOWDC) liegt etwa 3 km vor der Ostküste von Aberdeenshire in der schottischen Nordsee. Die Untersuchungen konzentrierten sich auf das Flugverhalten von vier Arten von Seevögeln (Heringsmöwen, Basstölpel, Dreizehenmöwen und Mantelmöwen) während der Brut- und Nachbrutzeit von April bis Oktober, wenn die Vogeldichte in der Region um Aberdeen am höchsten ist. Ein spannendes Detail: In den zwei Jahren der Überwachung wurde auf über 10.000 Videos keine einzige Kollision mit den Rotorblättern oder auch nur ein knappes Entkommen aufgezeichnet.

Es wurde behauptet, dass sehr kostspielige Lösungen erforderlich wären, um sicherzustellen, dass die Vögel Kollisionen (mit den Rotorblättern von Windkraftanlagen) vermeiden, aber die Arten, die wir beobachtet haben, schaffen es sehr gut, ihnen auszuweichen. Sie scheinen sehr gut in der Lage zu sein, in einer Windkraftumgebung zu überleben.

Henrik Skov, der Leiter des Projekts in einer Pressemitteilung von Vattenfall

Im Detail zeigten die Ergebnisse, dass sich die Bewegungsmuster der Vögel in der Nähe der Rotorblätter ab einer Entfernung von ca. 120 m angleichen und mit zunehmender Annäherung an die Rotoren immer präziser werden. Auch zwischen den beobachteten Vogelarten gab es Unterschiede. Bei Silber- und Dreizehenmöwen konnte ein horizontales Ausweichen in größeren Entfernungen von 90 bis 110 Meter bzw. 140 – 160 m beobachtet werden, während Sturm- und Mantelmöwen erst 40 bzw. 50 m vor den Rotorblattspitzen auswichen.

Es wird deshalb argumentiert, dass Windkraftanlagen den Vogelbestand nur minimal beeinflussen: Was durchaus eine wichtige Information für die zukünftige Planung und Entwicklung von Windparks darstellt. So betonte Robin Cox, Projektleiter der Studie bei Vattenfall, dass die Vorhersage von Kollisionsrisiken in Umweltverträglichkeitsprüfungen mit erheblichen Unsicherheiten behaftet sei. Die Daten der Studie könnten aber dazu beitragen, Kollisionsrisiken genauer vorherzusagen und damit realistischere Zahlen für die Abschätzung der Auswirkungen von Windparks in der Nordsee zu liefern.

Ein Problem: Die Vattenfall-Studie untersucht einen Offshore-Windpark und Seevögel. Im vorliegenden Report wird aber auf eine ältere dänische Studie verwiesen, die ähnliche Ergebnisse an einem anderen Standort vorweist.

Kraniche Windräder
Kraniche vor Onshore-Windrädern (Symbolbild). Foto: Frank Liebig

Vorläufer-Studie in Nordjütland

Die Studie „Klim Vindmøllepark, Monitering af fuglekollisioner“ (auch von Vattenfall durchführt) kommt auch zu dem Ergebnis, dass Windkraftanlagen keine signifikanten Auswirkungen auf den Nist- oder Brutplatz von Vögeln haben. Das war in diesem Fall besonders wichtig, weil der untersuchte Windpark in diesem Fall an Land und direkt neben dem Natura 2000 Naturreservat Vejlerne liegt.

Die Blässgänse wichen den Turbinen weitgehend aus, indem sie den Windpark vollständig umflogen, während die Kraniche eine hohe Fähigkeit zeigten, zwischen den Turbinen innerhalb des Windparks zu fliegen, ohne mit ihnen zusammenzustoßen. Dies könnte eine Erklärung für die sehr geringe Anzahl von Kollisionstoten sein, die bei der Suche unter den Turbinen festgestellt wurde, obwohl sich eine große Anzahl von Blässgänsen und Kranichen in diesem Gebiet aufhielt.

Auszug aus der dänischen Studie

Die dänische Studie betont aber auch, dass jede Art von Energieerzeugung Auswirkungen auf die Umwelt hat und dass es weiterhin notwendig ist, die Auswirkungen von Windkraftanlagen auf andere Tierarten zu untersuchen. Eine weitere Möglichkeit zum Schutz der Vögel ist der Einsatz von Kamerasystemen, die dafür sorgen, dass einzelne Windräder für eine kurze Zeit runtergefahren werden, sobald ein Vogel in den Gefahrenbereich fliegt:

Technik gegen Vogelschlag: Kameras in Windrädern statt Abschaltung

Erkenntnisse aus beiden Vattenfall-Studien

Die “EOWDC Bird Collision Avoidance Study” (offshore) und die dänische Vorläuferstudie (onshore) zeigen also, dass zwar die meisten Vögel in der Lage sind, den Rotoren von Windkraftanlagen auszuweichen, dass es aber auch einige Vogelarten gibt, die Schwierigkeiten damit haben. Insgesamt beeinflussen Windkraftanlagen den Vogelbestand aber nur minimal, was bereits wichtige Informationen für zukünftige Planung und Entwicklung von Windparks liefert.

Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, Vorhersagen des Kollisionsrisikos zu verbessern und den Weg für die Erneuerbaren Energien mit einfacheren Genehmigungsverfahren für Offshore-Windkraftanlagen ebnen.

Schlussfolgerung der Frankfurter Rundschau

Andere Studien, andere Ergebnisse

Futurezone schreibt zum Thema, dass andere (nicht im Detail erwähnte) Studien zu anderen Ergebnissen kommen: „Vögel, die in der Nähe von Windkraftanlagen leben, [würden] eine 1,5 Mal höhere Sterblichkeit aufweisen, als jene, die das nicht tun“. Die Zahlen in diesen Studien variieren allerdings erheblich. Je nach Land und Untersuchungsmethode tötet jede Windkraftanlage 1 bis 7 Vögel jährlich. Kein Massensterben also. Windräder seien auch nicht die größte Gefahr für Vögel, sondern verglaste Gebäude und Katzen.


Quellen: Vattenfall, Frankfurter Rundschau, kreiszeitung.de, futurezone
Titelbild: Aberdeen Offshore Wind Farm (Vattenfall)

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