Wird bei Edeka nun Halal-Fleisch verkauft?

Autor: Tom Wannenmacher

Auf Facebook geht es im Moment rund. Überhaupt auf der Facebook-Seite von “EDEKA”. Nahezu im Sekundentakt posten unzählige User und stellen diverse Anfragen an EDEKA.


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Und alle wollen wissen, ob es bei EDEKA HALAL – FLEISCH im Sortiment gibt.

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HINWEIS: Das Bild, welches auf Facebook dir Runden macht, dürfte schon etwas älter sein. Dieses Foto taucht auf unzähligen Seiten im Netz auf. Das erste Mal haben wir das Bild im Jahre 2012 im Netz gefunden:

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Was ist nun mit dem HALAL-Fleisch bei Edeka?

Ja dieses gibt es!  Das geht aus der zitierten Antwort (siehe unten) von Edeka hervor und was Halal bedeutet, haben wir hier im Artikel herausgearbeitet.

Nach Kaufland und anderen Supermarktketten ist jetzt also Edeka an der Reihe, weil das Unternehmen „Halal – Fleisch“ ins Angebot aufgenommen hat, bricht ein regelrechter Shitstorm über die Kette herein.

Wobei dies noch eine der harmloseren Varianten darstellt, hier wird lediglich darauf hingewiesen, in Zukunft den Markt zu meiden, weil, so geht es aus dem zweiten Kommentar der Userin hervor, sie Kenntnis davon habe, das Halal eine Betäubung verbiete.

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Edeka nahm dazu wie folgt Stellung:

Hallo *******, EDEKA ist ein genossenschaftlicher Verbund, der von 4.000 selbständigen Kaufleuten getragen wird, die ihre Märkte eigenverantwortlich führen. Einzelne wenige Kaufleute führen auch Halal-Produkte. Eine verantwortungsvolle Fleischerzeugung und Tierwohl haben für den EDEKA-Verbund hohe Priorität. Eine Schächtung von Tieren lehnt EDEKA grundsätzlich ab. Und das betäubungslose Schlachten ist in Deutschland aus Tierschutzgründen grundsätzlich verboten. Bei EDEKA gibt es keine Fleisch- oder Wurstwaren, die von geschächteten Tieren stammen! Halal-Schlachtungen sind keineswegs mit rituellen Schächtungen gleichzusetzen. Der Begriff „halal“ bedeutet im Kern, dass es sich um Lebensmittel handelt, die gemäß des islamischen Ritus „rein“ und damit zur Nahrungsaufnahme geeignet sind. Im Hinblick auf das Tierwohl unterscheidet sich die Halal-Schlachtung, wie sie vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist, nicht von konventionellen Schlachtungen. Viele Grüße, dein EDEKA-Facebook-Team

Das ist ein sensibles Thema, deshalb schauen wir erst einmal nach was „halal“ wirklich bedeutet.

Es ist ein arabisches Wort und kann mit „erlaubt“ oder „zulässig“ übersetzt werden. Es bezeichnet alle Dinge, die nach islamischen Recht eben erlaubt oder zulässig sind.

Halal – Fleisch

Ähnlich wie im Judentum (koscher) dürfen im Islam nur Tiere gegessen werden, die für den Konsum zulässig sind, regelgerecht geschlachtet wurden und nicht bereits verendet waren. Dabei werden die Tiere, anders als nach mitteleuropäischen Standards, in Schlachthöfen ohne Betäubung mit einem speziellen Messer und mit nur einem Schnitt quer durch die Halsunterseite getötet. Dadurch soll ein vollständiges Ausbluten des Tieres gewährleistet werden, denn es ist denn der Verzehr von Blut ist sowohl im Judentum als auch im Islam verboten.

Wie verträgt sich das mit dem Tierschutz?

Ob das Fleisch eines durch Elektroschock betäubten Tieres als halal gelten kann, ist unter Muslimen umstritten.

Schächten ist in Deutschland grundsätzlich nicht erlaubt, da das Tierschutzgesetz das Schlachten von Wirbeltieren ohne vorherige Betäubung untersagt.

Eine Zuwiderhandlung kann zu einem Berufsverbot für den betroffenen Schlachter, oder zum Verbot für den Umgang mit Tieren führen.

Die Einfuhr von im Ausland geschächteten Fleisch ist gestattet.

Aus religiösen Gründen können Ausnahmegenehmigungen erteilt werden, diese wurden lange in der Bundesrepublik Juden erteilt, Muslimen hingegen nicht. Das Bundesverfassungsgericht urteilte dazu im sogenannten Schächturteil, dass aufgrund der nach Art 4 GG verfassungsmäßig uneingeschränkt gewährten Religions- und Glaubensfreiheit, sowie aufgrund der Berufsfreiheit eines muslimischen Metzgers, auf Antrag eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden muss, sofern das Fleisch des getöteten Tieres von Personen verzehrt wird, denen aufgrund von religiösen Vorschriften der Verzehr von nicht geschächteten Tieren untersagt ist.

Auch der Tierschutz als Staatsziel in Art. 20a GG steht dem nicht entgegen, nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes vom 23.11.2006 kann einem muslimischen Metzger eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden, um seinen Kunden entsprechend ihrer Glaubensüberzeugung mit Fleisch zu versorgen. Das Schächten muss jedoch von einer sachkundigen Person in einem zugelassenen und registrierten Schlachtbetrieb erfolgen und vom zuständigen Veterinäramt überwacht werden.

Wenn aber die Ausnahmegenehmigungen nur für bestimmte Personen unter bestimmten Voraussetzungen erteilt werden und dann die Schächtung auch noch weiteren Bestimmungen unterliegen, wie kommen dann die „Massen“ in die Supermarktregale?

Nun es ist Halal – Fleisch, das KANN zum einen aus betäubungsloser Schlachtung im Ausland stammen, oder zum anderen es ist entsprechend zertifiziert worden, auch dafür gibt es wiederum Vorschriften. Es gibt Muslime, die nicht zwingend auf die betäubungslose Schlachtung bestehen.

Ähnlich einem QS–Siegel für das Fleisch, gibt es in muslimisch geprägten Ländern das Halal Siegel, es soll damit sichergestellt werden, dass bei der Herstellung der Produkte die entsprechenden Halal Regeln eingehalten wurden. Das betrifft aber nicht nur Fleischwaren, auch Teigwaren, eigentlich alles was zum Verzehr vorgesehen ist unterliegt den Halal Regeln.

Man darf kritisch sein

Es ist nicht verkehrt, der betäubungslosen Schlachtung argwöhnisch gegenüber zu stehen.

Es gibt Untersuchungen (auch aus Deutschland), die sehen diese Art der Schlachtung als durchführbar und schmerzfrei an, während die Elektroschocks als Stress gemessen wurden, andere Untersuchungen kommen zu einem anderen Ergebnis – so wie es bei Untersuchungen eben nun mal ist.

Grundsätzlich ist es aber so, ob betäubt oder nicht, dass für unseren Fleischkonsum ein Tier sterben muss. Gewaltsam. Damit wir auf Wunsch  täglich ein Schnitzel in der Pfanne haben können, werden die Tiere möglichst schnell dick und rund gemästet.

Dazu auch ein Statement von Michael Wollny, Inhaber eines Edekamarktes in Friedberg:

Liebe Halal-Supermarkt-Boykottierer,der Shitstorm ist eröffnet. Weil es irgendwo in Deutschland EDEKA-Märkte gibt, die…

Posted by Michael Wollny on Mittwoch, 9. März 2016


Liebe Halal-Supermarkt-Boykottierer,

der Shitstorm ist eröffnet. Weil es irgendwo in Deutschland EDEKA-Märkte gibt, die Halal-Fleisch anbieten, wird von vielen „Tierschützern“ lautstark der Boykott skandiert.

Ich kann verstehen, dass ihr das Schächten als grausam empfindet. Mir geht es nicht anders.

Wenn ihr nun entscheidet, eine ganze Ladenkette zu meiden, weil ihr solches Fleisch in EINEM dieser Läden gesehen habt (oder ein Foto davon), dann fange ich jetzt erst mal gar nicht lange an, euch etwas über die genossenschaftliche Struktur der EDEKA und über die Entscheidungsfreiheit jedes einzelnen Kaufmanns bezüglich seiner Sortimentsgestaltung zu erzählen, sondern ich bitte euch schlicht und ergreifend:

Seid konsequent!

Wenn grausamer Umgang mit Tieren ein Argument für euch ist, Supermarktketten zu meiden, dann besucht bitte keine Supermärkte mehr, in denen IRGENDWELCHES Fleisch verkauft wird, denn ob ihr es glaubt oder nicht: Euer Sonntagsschnitzel wurde möglicherweise kurz und relativ schmerzlos durch Bolzenschuß getötet. Über das Leben dieses Schnitzels sagt das aber rein gar nichts aus.

Habt ihr schon mal einen Blick in eine große Hühnerfarm geworfen? Okay, also auch keine Läden mehr mit Hühnerfleisch.

Und bitte: Meidet alle Geschäfte, die Joghurt mit Vanillearoma anbieten. Da sind Holzspäne drin! Wirklich? Ja, wirklich!

Nein, vegane Läden scheiden leider auch aus. Wer sich informieren möchte: Beschäftigt euch mit dem Sojaanbau in Südamerika und macht euch bewusst, dass da, wo jetzt die super leckeren Sojabohnen wachsen (transgen übrigens. Das bedeutet: Gentechnisch verändert), früher mal Regenwälder standen.

Okay, die Holzspäne und die verschwundenen Regenwälder haben nichts mit Tierleid zu tun. Nicht ganz unmittelbar jedenfalls. Also zurück zum Fleisch und zu euren Boykottaufrufen:

Wusstet ihr, dass Halal-Tieren ein würdiges Leben zuteil werden muss, damit sie nicht unrein werden? Massentierhaltung ist also tabu. Habt ihr schon mal einen Blick in eine große Mastanlage geworfen, in der unser „zivilisiertes“ Fleisch entsteht? „Fabrik“ ist wohl das bessere Wort.

Nein, ich möchte nicht relativieren. Und ich stehe dazu, dass ich leidenschaftlich gerne Fleisch esse.

Wenn EUCH aber das Tierwohl tatsächlich so sehr am Herzen liegt, dass ihr öffentlichkeitswirksam den Boykott von ganzen Ladenketten propagiert, weil in einem dieser Läden halal verkauft wird, dann bitte ich euch noch einmal:

SEID KONSEQUENT!

Keine Supermärkte mehr, die Fleisch verkaufen! Zum Wohl der Tiere!

Und für die Zeit, in der ihr auf der Suche nach Läden seid, die Lebensmittel, Kleidung und Elektronikartikel unter tier- und menschenwürdigen Bedingungen produzieren, empfehle ich euch die frei erhältliche Dokumentation „We feed the World“. Oder einfach einen Blick ins nächste Schlachthaus, in dem „zivilisiert“ geschlachtet wird.


In unseren Kommentaren meldete sich zusätzlich Dirk Steilen, EDEKA Kaufmann in Euskirchen zu Wort:

Thema Halal Fleisch bei EDEKA

Ich möchte mich nun als selbstständiger EDEKA Einzelhändler zu der Thematik äussern.
Irgendwo im Netz taucht auf einmal auf EDEKA verkauft Halal Fleisch und plötzlich bricht der Shitstorm los. Alle Facebook User sind erzürnt und nutzen die Möglichkeit den vorgedruckten Text zu kopieren und mit Ihrer Meinung versehen weiter zu posten.
Ist Euer gutes Recht, aber vielleicht mal ein paar Fakten!!!
EDEKA hat fast nur selbstständige Einzelhändler, so wie mich, wir sind was das Sortiment angeht total ungebunden.
Das heisst:
Ich bestimme was ich verkaufe und kann wenn ich möchte es im Sortiment haben oder nicht!!!
Vielleicht ist einigen auch nicht bewusst das Sie Halal Produkte führen und was es bedeutet.
Dann lieber aufklären statt drauf hauen.

Da ich selber Halal und das schächten ablehne führe ich keine Halal Artikel in meinem EDEKA Markt.

Anstatt also hier einen Shitstorm loszutreten schaut doch erstmal in Eurer EDEKA Filiale ob das Fleisch da angeboten wird???
Wenn ja dann habt doch mal den Arsch in der Hose und sagt das möchten wir nicht. Listet es aus.
Aber hier laut schreien, das ändert nichts .

Wenn als mündiger Verbraucher mal vor Ort schauen und ich bin sicher in den meisten EDEKA Filialen wird dieses Fleisch gar nicht angeboten.

Mit freundlichen Grüßen

Dirk Steilen
EDEKA Kaufmann in Euskirchen

Autor: Jens H. mimikama.org

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