Mimikama-Kolumne: “Ich sitze hier am Kopfende meines Tisches”. Bei dieser Kolumne, werden Themen aus dem Netz mit einem Hauch Ironie beleuchtet. Von Jens H., mimikama.org
Ich sitze hier am Kopfende meines Tisches und denke so vor mich hin, wie es immer mal über mich kommt, wenn ich hier so herumsitze, sehe, wie draußen der Flieder immer noch blüht und es somit immer noch auf der Terrasse schmetterlingt, aber es wurde heute merklich kühler, kommen etwa bald die Weihnachtsdekos in die Läden, ist es schon wieder soweit? Nein, keine Sorge Weihnachten ist nicht mein Thema heute, noch zu früh im Jahr, ich warte bis es, wie immer, plötzlich und überraschend soweit ist. Ist ja immer so, erst denkt man das ist noch lang hin und dann ist es schon wieder vorbei.
Bis dahin vertreibe ich mir die Zeit mit den üblichen Dingen, also Geschenke suchen, verwerfen, andere suchen, den Kindern lauschen, was sie sich wünschen und am Nachmittag schon nicht mehr wünschen, dann doch wieder, oder auch nicht. Reicht mit Weihnachten, jetzt aber wirklich.
Sieh an, der kleine Hunger
Während ich mit meinen Gedanken der Flatterei der Schmetterlinge folgend, mal hierhin, mal dorthin folge, nie zu lange bei einer Grübelei verweile, tippt mich ein altbekanntes Gefühl von hinten an, ich versuche mich dagegen zu wehren, doch letztendlich obsiegt es und ich lausche seinen Ausführungen. Der kleine Hunger meldet sich, in Ermangelung eines Milchreisproduktes bitte ich ihn darum doch wieder zu erscheinen, wenn er erwachsen geworden ist, bis dahin habe ich mir dann auch wirklich etwas einfallen lassen was mir als Tagesgericht geeignet erscheint sowohl seine, also die des Hungers, als auch meine, also meine, Bedürfnisse nach Erleichterung und Sättigung, auf des Hungers Seite, aber auch Geschmacks- und Sinneserlebnis, meinerseits, Genüge zu tun.
Also schwinge ich mich von den flatternden Flügeln hinüber in die gedankliche Welt der Geschmacksrichtungen und kulinarische Genüsse, die mir heute zum Wohlgefallen sein könnten, von Hechtklößchen zu Boeuf Stroganov, von Forelle Müllerin zu Lasagne, über Spam, Eggs, Bacon and Spam zur Nachspeise aus kaputten Eierkuchen (bevor wieder eine endlose Diskussion über Pfannenkuchen und deren Schreibweise und Verwendung entbrennt), oder einem noch nicht näher definierten Eisbecher unbekannter Größe. Ich wälze diverse Onlinekochbücher, irgendwie praktisch so ein Internet, nur schade, dass das alles Neuland ist, man könnte damit echt viel machen, wenn man nur die Taschenlampen für das Darknet finden würde.
Rezepte im Neuland
Im nicht Darknet, also dem „Brightnet“ (?), kann man jede Menge Rezepte finden, sofern man den Schritt ins Neuland überlebt hat, das kann einen ernsthaft um Generationen mühsamer Evolution zurückwerfen, die Körperhaltung wandelt sich vom aufrechtem Gang zum gekrümmten Sitzen, die Ess- und Trinkgewohnheiten, von kochen und gesunden Säften, hin zu Chips und Energy Drinks, schließlich will man die Nacht durchhalten, es könnte ja etwas geschehen und man bekommt es nicht mit. Was mir unmittelbar das Kopfkino anwirft, fettige Chips und süßstoffgepimpte Koffeinbrause in sich füllend sitzt er / sie da und schaut in den Onlinekochbüchern der Welt nach der richtigen Zubereitung von Gemüsebratlingen, die Maus ruht auf einem Stapel alter Pizzakartons und den Boden bedeckt eine lockere Schicht von Chipskrümeln, aber wenn das richtige Rezept gefunden wurde, gibt es auch die Bratlinge, oder was Anderes.
Es sei denn der, oder die, Suchende wird durch das restliche, durchaus reichhaltige Angebot des Neulandes derart in den Bann gezogen, dass er, oder sie, alles andere vergisst, Chips und Energy Drinks zur kulinarischen Finesse erklärt, ihnen nebenbei diätische Wunderwirkung zuschreibt und sich voll und ganz dem anderen Angebot von Neuland hingibt. Gab es früher auch schon, ohne Energy Drinks, damals waren es noch Cola, Chips und Popcorn, die sich die CouchPotatoes begierig während ihres alltäglichen TV-Konsums unter die Nase schoben. Von wegen früher, der Konsum von TV und Neuland gehen ja heute dank Smartphone parallel, nur das Display muss hin und wieder von Spuren bereinigt werden.
Simulation
Aber ich sitze ja am Kopfende meines Tisches und nicht auf der Couch, es sei denn ich bin alleine im Haus, dann geht es hier rund, die Tür ist noch nicht ganz zu da hupp ich aus dem Rolli, renne ins Wohnzimmer und lümmel mich ganz ungehörig aufs Sofa, nur um Sekunden später zu wilder Rockmusik durch die Bude zu rockern, oder ich lege mir eine Entspannungs – CD ein und betreibe ein wenig spätchinesisches Gesundhopsen mit leichten Einflüssen nordostwestfriesischen Relax Reggaes, sobald der Hund anzeigt es könnte jemand erscheinen bin ich wieder schwups im Rolli und simuliere weiter vor mich hin.
der Schrecken kommt durchs Telefon
Aber ich war ja eigentlich dabei mir Gedanken über die Speisefolge des Tages zu machen, also während ich so nachdenke, schallt das vertraute Geräusch des häuslichen Fernsprechanschlusses an mein Ohr und selbiger verlangt mithin lautstark um meine Aufmerksamkeit, ich entschuldige mich bei dem heranwachsenden Hunger, der sich wie ein Teenager in der Pupertät und schmollend in meinem Magen rumgrummelnd, zurückzog. Ich ignorierte ihn, gab dem Drängen des Fernsprechers nach, nahm ab und mir tönten die erschreckenden Worte: „Heute Abend McDonalds?“ aus der Hörmuschel entgegen, oh Hunger, hätte ich doch bloß weiter mit dir diskutiert, über Neuland und die darin verborgenen Genüsse, versteckt in diversen Rezeptseiten, stattdessen hörte ich jetzt „McDonalds“ und die inneren Alarmglocken schrillerten vor sich hin. Irgendetwas war da vorgefallen, wenn ich mich doch in der am Telefon gebotenen Eile daran erinnern könnte, vorsorglich verweise ich auf eine alte, nicht vorhandene, linksseitig verschobene Bauchnabelwinkelklappenverschiebung, berufe mich zeitgleich auf mein Zeugnisverweigerungsrecht und bekunde mich mit einem Spiegelei zufrieden zu geben.
Da war doch mal was..
Obwohl das Gespräch beendet ist, lässt mir der Inhalt keine Ruhe, irgendwas war da, Menno, ich werfe meinen Neulandtransistor an und begebe mich vorsichtig tastend immer tiefer in dessen Tiefen, aber es muss ja sein, mein ungutes Gefühl bei dem Thema muss abgearbeitet werden, sonst komme ich überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Also eine im Neuland angesiedelte Suchmaschine angesteuert und mit deren Hilfe versucht meinem unguten Gefühl auf den Grund zu gehen. TATSÄCHLICH! Ja, ich erinnere mich, das war es, alleine die Überschrift veranlasste den pubertierenden Hunger mit einem unhörbaren „Bäh“, erstmal wieder vor die Tür zu gehen. Es soll tatsächlich Burger mit Sperma in der Mayonnaise gegeben haben, oder gar geben? Eine Frau hat es am Geschmack erkannt! Das schlägt den Fass die Krone ins Gesicht und dann hat die ärmste sich davon auch noch Herpes eingefangen, wie widerlich ist das denn? Ich will und kann es nicht glauben, aber schließlich hat das Gesundheitsministerium es bestätigt! HA, und DA noch so ein Fall, diesmal in Amerika, wichsende Köche wo man hinschaut, ääh neee hinbeißt, auch nicht, bestellt, und wieder wurde es von einer Frau am Geschmack erkannt, da gibt es keinen Genderwahn diese Disziplin wird scheinbar nur von Frauen beherrscht, aber, wenn man bedenkt mit welchem bombastischen Defizit an geschmacklichen Überraschungen die belegten Brötchen dort über den Tisch wandern und das weltweit, schließlich ist die Rezeptur ja weltweit einheitlich, dann erklärt es sich durchaus, das geschmacklich geschulte Frauen, eben jene geheime Zutat, die sozusagen von und unter der Hand drunter gemischt wurde, heraus schmecken.
Das wirft jeden Gammelfleischskandal, jede Pferdefleischlasagne und jeden Nematodenfisch aus dem Rennen, DAS ist der SKANDAL schlechthin, wir wissen ja nicht was sonst in so einem Brötchen drin ist, vielleicht ist auch der Skandal, dass das Teil von der Rezeptur so fad ist, dass die Mädels das Sperma rausschmecken konnten.
Kommt wir gehen ins Kopfkino
Machen wir mal eben einen gemeinsamen Ausflug ins nächstgelegene Kopfkino, ich lad Euch ein. Da steht also die, nennen wir sie der Einfachheit wegen, Lisa bei McD am Bestelltresen, ordert sich, ohne es zu ahnen, angeschossenen Burger, beißt herzhaft hinein, schmatzt leise vor sich hin, zieht die Luft durch die Schneidezähne über Zunge, einmal zweimal, reibt mit der Zunge über die Lippe, schließt die Augen zur Hälfte, schaut dann ihre Sitznachbarin an, diese blickt sie an und beide sagen gleichzeitig „Ich glaub der Schorsch arbeitet jetzt hier.“
Klingt so glaubhaft wie es ist, an dieser Stelle frage ich mich, wie bekomme die Geschichte sauber gelandet? Egal, weiter, ihr kommt damit schon klar. Also, angeblich soll man Sperma da nicht rausschmecken, ich habe keine Ahnung, ob diese Aussage auf einer Testreihe mit Probanden und Probandinnen basiert und wenn ja, welchem Beruf die jeweilige Testperson nachging. Sommelier in der Samenbank? Oder Blasmusikerin auf dem Kiez? Wir wissen es nicht, zumindest soll man, vermutlich aber auch Frau, nicht rausschmecken können, ebenso soll die Ansteckungsgefahr von Herpes auf diesem Wege, sofern da jetzt wirklich der Koch ääh, naja genau das, gemacht hat, eher gering sein.
Noch mal Glück gehabt
Zu guter Letzt finde ich noch den Hinweis, dass ich da beinahe, wie es meine naive Art nun einmal ist, wieder einmal einem Hoax aufgesessen bin, den gibt es seit, für neuländische Verhältnisse, ewigen Zeiten, mit verschiedenen Speisen in verschiedenen Ländern.
Mit Ekel bekommt man Aufmerksamkeit, ist aber in Zeiten von Dschungelcamp auch keine neue Erkenntnis, oder? Die einen schauen es mit Begeisterung, andere verweigern sich total, aber alle reden drüber, und wenn es lediglich der Hinweis ist „so einen Schwachsinn schau ich nicht,“ sie haben sich in dem Moment schon damit auseinandergesetzt. Natürlich will McD diese Art von Aufmerksamkeit nicht, sie haben den Hoax ja auch nicht in die Welt gesetzt, die Fast Food Kette polarisiert nun einmal, da müssen sie mit derlei Gerüchten umgehen können. Wobei ich die Bezeichnung Fast Food gut finde, schließlich ist es ja genau das nämlich fast Food (zugegeben der ist eine Herausforderung). Letztendlich können wir nie wirklich sicher sein, was in der Bestellung drin ist, wir können aber sicher sein, wir werden es nicht herausschmecken, ein Hoch der Lebensmittelchemie. Ich bleibe dann doch beim Spiegelei.
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