Der Augenwurm!

Autor: Andre Wolf

Symbolbild / Artikelbild von Rattiya Thongdumhyu / Shutterstock.com
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Ekelfaktor! Der Moment, in dem dein Lieblings-Boulevardblatt von Augenwürmern berichtet.

Sicherlich nicht gerade die appetitlichste Meldung des Tages, jedoch durchaus eine Meldung mit hohe Interaktionspotential. Schauen wir genauer hin, worum es bei dem „orientalischen Augenwurm“ Thelazia callipaeda geht.

In den letzten 30 Jahren wurde Thelazia callipaeda (Spirurida: Thelaziidae) zunehmend als Erreger von Augeninfektionen bei Tieren und Menschen in ganz Europa gemeldet. Nach den kürzlich erstmals in Österreich aufgetretenen Fällen von hundeokularer Thelaziose, handelt es sich hierbei um den ersten Fall einer T. callipaeda-Infektion bei einer österreichischen Katze ohne Auslandsaufenthalt.

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Die Katze wurde tierärztlich behandelt, das führte zur vollständigen Auflösung der klinischen Symptome innerhalb von 2 Wochen.

Die in einer aktuellen Studie (hier) vorgestellten Ergebnisse sind von großer Bedeutung für die lokalen Tierärzte, die von diesem zoonotischen Parasiten weitgehend nichts wussten.

Diese Studie findet sich in diesem Artikel in gekürzter Form

Daher ist ein erhöhtes Bewusstsein der medizinischen und tiermedizinischen Gemeinschaften unerlässlich, um weitere Infektionen bei Tieren und Menschen zu verhindern.

Über den Augenwurm

Thelazia callipaeda ist ein Fadenwurm tierärztlicher und medizinischer Belange, der den Bindehautsack und die damit verbundenen Augengewebe von Haus- und Wildraubtieren, Hasentieren und Menschen bewohnt. Dieser zoonotische Parasit ist in der Lage, eine Vielzahl von klinischen Symptomen bei den infizierten Wirten hervorzurufen, die von einer asymptomatischen Beförderung bis hin zu einer leichten und schweren Augenpathologie reichen.

In Europa wird T. callipaeda von männlichen Phortica variegata Drosophilen übertragen, die infektiöse Larven der dritten Stufe absetzen, während sie sich von Augensekret der Wirte ernähren. Da der Fadenwurm ursprünglich in den fernöstlichen Ländern auftrat, wurde er oft als „orientalischer Augenwurm“ bezeichnet.

Seit jedoch 1989 in Italien der erste europäische Fall von hundeokularer Thelaziose beschrieben wurde (1989), wurde T. callipaeda zunehmend bei Tieren aus Frankreich (2007), der Schweiz (2008), Deutschland (2010), Spanien (2011), Portugal (2012), und seit 2012 dem Balkanraum entdeckt.

Hodžić, A., Payer, A. & Duscher, G.G. Parasitol Res (2019) 118: 1321. https://doi.org/10.1007/s00436-019-06275-0
Hodžić, A., Payer, A. & Duscher, G.G. Parasitol Res (2019) 118: 1321. https://doi.org/10.1007/s00436-019-06275-0

Der Fall in Österreich

Bereits im November 2018 wurde ein sechsjähriger kastrierter männlicher europäischer Kurzhaarkater mit chronischer Konjunktivitis des rechten Auges an seine örtliche Tierklinik in Deutschlandsberg, Österreich überwiesen (siehe markierter Stern im oberen Bild).

Demnach traten 4-5 Wochen vor der Einlieferung der Katze in die Klinik erste Anzeichen einer Augenerkrankung auf. Die augenärztliche Untersuchung ergab eine einseitige seröse Augenentladung, konjunktivale Hyperämie und ein mildes konjunktivales Ödem. Zusätzlich wurde ein fadenartiger, beweglicher Wurm unter der Nickhaut des rechten Auges beobachtet.

Es wurden keine weiteren okulären Anomalien festgestellt. Der Parasit wurde mit einer Pinzette entnommen, in ein Röhrchen mit Kochsalzlösung gelegt und zur morphologischen und molekularen Identifizierung an das Institut für Parasitologie der Universität für Veterinärmedizin Wien geschickt. Bei einer Nachbeobachtung 2 Wochen nach der Behandlung wurde eine vollständige Auflösung der klinischen Symptome beobachtet und es wurden keine Parasiten festgestellt.

Herkunft ungeklärt

In der aktuellen Studie geht es um den ersten Fall einer Augenwurminfektion bei einer Katze, die nie ins Ausland gereist ist, was die Existenz einer vor Ort entstandenen Übertragung unterstützt.

Die Art und Weise, wie dieser Parasit ursprünglich nach Österreich eingeführt wurde, ist jedoch noch unbekannt. Eine der möglichen Erklärungen ist, dass der Augenwurm durch Tierreisen, illegalen Tierhandel oder Import/Export von streunenden Hunden, die meist aus befallene Regionen Osteuropas stammen, hätte ankommen können. Diese Möglichkeiten wurden oft als effiziente Wege zur Übertragung und Ausbreitung von zoonotischen Parasiten von befallenen zu nicht-befallenen Gebieten bezeichnet.

Auf diese Weise wurden kürzlich drei Fälle von importierten Infektionen bei Hunden aus Großbritannien beschrieben, die in die Länder Europas reisten, in denen der Parasit sehr verbreitet ist.

Darüber hinaus ist die geografische Ausdehnung auf nicht-befallene Gebiete auch mit der Migration von infizierten Wildfleischfressern, insbesondere Füchsen, verbunden. Dies ist auch ein plausibles Szenario, das die Einführung des Augenwurms in Österreich erklären könnte. Daher sollten sich künftige Studien auf Wildtiere konzentrieren, um ihre Rolle in der Ökoepidemiologie dieses zoonotischen Parasiten zu bewerten.

 


Artikelbild von Rattiya Thongdumhyu / Shutterstock.com

Verwendete Informationen und Passagen in diesem Artikel (übersetzt) unter der Creative Commons Attribution 4.0 International Lizent (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/) von:

Hodžić, A., Payer, A. & Duscher, G.G. Parasitol Res (2019) 118: 1321. https://doi.org/10.1007/s00436-019-06275-0
  • Received 18 January 2019
  • Accepted 20 February 2019
  • First Online02 March 2019
  • DOIhttps://doi.org/10.1007/s00436-019-06275-0
  • Publisher NameSpringer Berlin Heidelberg
  • Print ISSN0932-0113
  • Online ISSN1432-1955
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