Der Bundeswehrsoldat mit Rock
Autor: Ralf Nowotny
Sehr viele Anfragen bekommen wir zu mehreren Bildern, die einen Bundeswehrsoldaten, augenscheinlich mit höherem Rang, auf einer Messe mit einem Rock anstatt einer Hose zeigen.
Hier ein Beispielbeitrag:
Wann, wo, warum?
Soweit uns bekannt ist, sind diese Bilder echt. Ob sie allerdings von einer aktuellen Messe stammen oder älter sind, können wir nicht verifizieren.
Betrachten wir das Bild ein wenig genauer, sehen wir im Hintergrund ein Werbeplakat der Bundeswehr:
„Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst.“
Dieses Werbeplakat wird von der Bundeswehr seit dem Jahr 2015 verwendet. Die Düsseldorfer Werbeagentur „Castenow“ entwarf jene Kampagne, die auch mit anderen Sprüchen warb, beispielsweise „Du kannst an Käfern schrauben. Oder an Tiger, Leopard und Puma.“ und „Weltfrieden defekt. Techniker (m/w) gesucht!“.
2015 standen einige Facebook-Nutzer nun vor einem Rätsel: Was genau soll der obige Spruch denn aussagen? So wurde darüber diskutiert, wie man u.a. in einem Artikel der „Zeit Online“ sehen kann:
„Die Bundeswehr kämpft für die Freiheit. Und in der Freiheit hat man halt auch das Recht, die Bundeswehr zu kritisieren.“
Und was soll dann der Soldat mit Rock?
Damit zeigt die Bundeswehr ihre Diversität. In den Köpfen ist immer noch verankert, dass die Bundeswehr nur aus stahlharten Kerlen bestehen muss, welche mit grimmigem Gesicht und Messer im Mund auf den Feind losstürmen. Allerdings bietet die Bundeswehr auch sehr viele zivile Berufe an, für die ebenfalls Mitarbeiter benötigt werden. Nicht jeder bei der Bundeswehr hat auch eine Waffe in der Hand!
Ob es also der Tierpfleger für die Diensthunde ist, der Koch oder der Werkstoffprüfer: Da ist es vollkommen egal, ob man nun gerne einen Rock trägt oder ein anerkannter Migrant ist. Die Bundeswehr möchte ausdrücken, dass Leistung zählt, nicht das Geschlecht, die Herkunft oder ob man als Mann gerne Frauenkleider trägt.
Aber auch im militärischen Bereich sind beispielsweise Transgender willkommen, wenn sie qualifiziert sind, und das hat nur selten mit der Geschlechtszugehörigkeit zu tun. Ein bekanntes Beispiel ist Anastasia Biefang, welche als Mann geboren wurde, seit mehreren Jahren als Frau lebt und eine erfolgreiche Offizierskarriere bei der Bundeswehr hat.
Das gefällt nicht jedem
„Dieser Zustand ist eine Schande für unser Land und zugleich Landesverrat, da es jeden Gegner förmlich in Versuchung führt, unser Land zu überfallen!„, so twitterte der AfD-Politiker André Poggenburg im Juli 2018, dazu ein Bild, welches auch Erwin Rommel, deutscher General im 2. Weltkrieg, zeigt. Grund war der Besuch der beiden Hamburger Dragqueens Lee Jackson und Barbie Stupid bei der Bundeswehr.
Ähnliche Vergleiche ziehen auch dementsprechend sehr viele Kommentatoren auf Facebook, die nicht allzu weit denken und sich eine Armee aus Drag-Queens vorstellen.
Zusammenfassung
Die Bilder sind echt. Die Bundeswehr möchte damit augenscheinlich ihre Diversität zum Ausdruck bringen, eben dass jeder Mensch bei der Bundeswehr willkommen ist. Unterstrichen wird dies noch durch das Plakat „Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst“. Deswegen werden aber trotzdem keine Drag-Queens mit Perücke und Schminke in Kriegsgebiete ziehen, so wie sich das so mancher Kommentator anscheinend vorstellt.
Stellungnahme der Bundeswehr
Wir baten die Bundeswehr auch noch um eine Stellungnahme, welche wir hier freundlicherweise veröffentlichen dürfen:
„Sexualität ist grundsätzlich Privatangelegenheit. Der Schutz der sexuellen Selbstbestimmung, wie er sich u.a. aus dem Grundgesetz und aus der Europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten ergibt, wird ohne Einschränkung auch in der Bundeswehr gewährleistet. Im Sinne der Gleichbehandlung duldet die Bundeswehr keinerlei Diskriminierungen jedweder Art. Die Qualität der militärischen Aufgabenerfüllung wird nicht an der sexuellen Orientierung des Einzelnen gemessen.
Für die Bundeswehr spielen Eignung, Leistung und Befähigung von Menschen eine Rolle – unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter oder auch sexueller Orientierung oder Identität. Dabei begreifen wir Vielfalt, unterschiedliche Fähigkeiten und Erfahrungen unserer Bundeswehrangehörigen als Gewinn.“
Zur Kleidung:
„Jeder Fall sollte mit dem Ziel einer individuell guten Lösung in Abstimmung mit der transgeschlechtlichen Person, den Vorgesetzten und dem Sanitätsdienst/ PVD Bw behandelt und in das individuelle Transitionsprogramm aufgenommen werden. Nach der Änderung der Geschlechtszugehörigkeit mit gerichtlichem Beschluss nach dem TSG gelten die für das angenommene Geschlecht bestimmten Vorschriften.“
Hinweis: Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
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