Die dreistesten Fake News der Geschichte

Autor: Ralf Nowotny

Fake News der Geschichte
Artikelbild: Shutterstock / Von 2j architecture

Spätestens seit Donald Trump auf Twitter nahezu inflationär von „Fake News“ schreibt, ist der Begriff jedem bekannt. Doch neu sind Fake News keineswegs!

Denn auch wenn soziale Medien wie Facebook und Twitter ideal sind, um Fake News schnell und weit zu streuen: Gelogen wurde in der Geschichte der Menschheit schon immer, und das mit teilweise weitreichenden, geschichtlichen Folgen!

Die Erste geschichtlich belegte Fake News.

Wortwörtlich in Stein gemeißelt wurden die Heldentaten von Ramses II. im alten Ägypten. Die Schlacht von Kadesch im Jahr 1274 vor Christus soll er das Volk der Hethiter glorreich besiegt haben. So sagte er laut den Papyrus-Rollen über den Krieg mit den Hethitern: „Gemetzelt in ihrem Blute lagen alle Völker, in die ich eingedrungen war“, doch war dies wohl reines Wunschdenken.
So schreibt Peter Köhler in seinem Buch „Leonardos Fahrrad“, dass die Schlacht bestenfalls unentschieden, aber eher als Niederlage zu werten war, da er in einen Hinterhalt geriet, aber fliehen konnte.

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Die Konstantinische Schenkung.

Dabei handelt es sich um eine gefälschte Urkunde, welche angeblich vom römischen Kaiser Konstantin ausgestellt wurde.
Diese Urkunde wurde ausgestellt, da der Bischof von Rom im Jahre 313 den Kaiser angeblich durch die Taufe von der Lepra geheilt habe und der Kaiser daraufhin aus Dankbarkeit den Bischof zum Oberhaupt aller Christen ernannte.
Somit bekam dann der erste Papst, Silvester I., und sämtliche Nachfolger bis ans Ende aller Zeiten die geistliche Herrschaft über Rom, Italien, die gesamte Westhälfte des Römischen Reiches, aber auch das gesamte Erdenrund durch diese Schenkung.

Problematisch nur: Diese Urkunde war gefälscht! Erst im 19. Jahrhundert gab die Kirche vorbehaltlos die Fälschung zu, welche bereits 1433 von dem deutschen Theologen Nikolaus von Kues nachgewiesen wurde.

Die sich von Luft und Licht ernähren.

Im 19. Jahrhundert erregte ein junges Mädchen großes Aufsehen: die 1857 geborene Sarah Jacob hatte im Alter von zehn Jahren gesundheitliche Probleme und aß immer weniger, bis sie schließlich gar nichts mehr zu sich nahm.
Ihre Eltern wurden nicht müde, zu verlautbaren, dass sich in ihrem Haus anscheinend ein Wunder offenbarte: ihre Tochter lebe nun schon seit Monaten ohne feste Nahrung, nehme aber nicht ab und sei kerngesund. Die machte das Mädchen zu einer kleinen Touristenattraktion: Jeder wollte das Mädchen sehen, das quasi nur von Luft lebe, und jener Familie verhalf es dadurch zu guten Einkünften.

1869 wollten es dann Ärzte genau wissen und behielten das Mädchen für einige Tage zur Beobachtung in einem Krankenhaus. Nach wenigen Tagen wurde sie immer schwächer, doch die Eltern weigerten sich, ihr Nahrung zu geben. Tragischerweise starb Sarah Jacob nach acht Tagen: Sie war verhungert.

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Hier könnte die Geschichte nun zu Ende sein, wenn es denn nicht den Menschen immer wieder gelänge, sich durch Lügen irreführen zu lassen und nicht aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen!
In den frühen 20er-Jahren propagierte die katholische Nonne Therese Neumann, dass man „durch den heiligen Atem alleine“ leben könne.
Im Jahre 2007 gab es rund 5.000 „Breatharians“ und Menschen, die behaupteten, sich rein von Licht zu ernähren, einzig als Nahrung erlaubt sei ein Glas verdünnter Fruchtsaft am Tag, um „den Körper zu entgiften“.

Prominentester Vertreter der Lufternährung war die Australierin Ellen Greeve, die sich selbst „Jasmuheen“ nannte. In den 1990er Jahren scharte sie eine große Anhängerschaft um sich, bis ein Reporter bei ihr einen mit Essen gut gefüllten Kühlschrank entdeckte.

In dem australischen TV-Format „60 Minutes“ solle sie dann beweisen, dass sie wirklich ohne Nahrung leben könne, was sie dann auch tun wollte.
Nach zwei Tagen zeigten sich bei ihr physiologische Stresssymptome, nach vier Tagen wurde das Experiment abgebrochen, da sie ernsthafte, gesundheitliche Probleme hatte.

Ellen Greeve behauptet seitdem, das Experiment sei nur abgebrochen worden, da der Sender fürchtete, dass sie recht behalten würde.
Tragischerweise wurde nur einige Tage später der verhungerte Leichnam von Verity Linn in Schottland aufgefunden, laut ihrem Tagebuch einer begeisterten Anhängerin der Schriften von Ellen Greeve.

Der Kinderjunkie, den es nie gab.

Die Reporterin Janet Cooke gewann 1981 den Pulitzer-Preis für ihre Reportage über einen achtjährigen, drogensüchtigen Jungen namens Jimmy.
Der Artikel über den jungen Junkie erschien am 28. September 1980 auf der prominenten Seite Eins der „Washington Post“ und erweckte große Anteilnahme bei den Lesern. Auch die Politik wurde unter Druck gesetzt, so dass der Bürgermeister Marion Barry auf einer Pressekonferenz sogar behauptete, der Junge sei ihnen bekannt, es werde sich um ihn gekümmert. Wenig später berichtete die Stadtregierung, dass der Junge bedauerlicherweise verstorben sei.

Das Problem: Der Junge existierte nie!
Polizisten und Sozialarbeiter suchten drei Wochen nach dem Jungen, konnten ihn aber nirgends finden. Es stellte sich heraus, dass Janet Cooke den Jungen nur erfunden habe, um „der Drogenszene Washingtons ein Gesicht zu geben“. Und auch in ihrem Lebenslauf stimmte einiges nicht, so hatte sie weder einen akademischen Abschluss an der Universität von Toledo, noch gewann sie einen Journalistenpreis während ihrer Zeit beim „Toledo Blade“.

Dass solche Flunkereien bei Reportern kein Einzelfall sind, beweist der aktuelle Skandal um Claas Relotius, der es mit seinen Reportagen für den „Spiegel“ auch nicht so genau mit der Wahrheit nahm.

 

Es wären noch sehr viele geschichtliche Fakes und Hoaxes aufzuzählen, beispielsweise die Lüge um den Mauerbau („Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ – Walter Ulbricht, 1961), die Lüge, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen hatte oder die Lüge, dass Polen Deutschland zuerst angegriffen habe, was zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führte („Seit 5:45 Uhr wird zurückgeschossen!“).

Eine schöne Dokumentation über die dreistesten Fake News der Geschichte findet sich derzeit auch in der ZDF Mediathek. Die unterhaltsame Doku ist noch bis Oktober 2020 zu sehen.

Quellen: Hörzu Wissen 12/2018, Buch: Hoax – A History of Deception, Buch: Leonardos Fahrrad
Artikelbild: Shutterstock / Von 2j architecture

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