Facebook auf dem Prüfstand – Lauscht das Unternehmen mit?

Autor: Kathrin Helmreich

Artikelbild: Shutterstock / Von Pe3k und siridhata
Artikelbild: Shutterstock / Von Pe3k und siridhata

Ob und wie genau Facebook heimlich mitlauscht, wollten Mitarbeiter des NDR herausfinden.

Es ist schon seltsam: Du unterhältst dich mit einem Freund via Facebook Messenger über deinen Zahnarztbesuch und zwei Tage später zeigt dir die App Werbung einer Zahnklinik an – Zufall? Für viele Nutzer nicht.

Laut NDR Markt verzeichnet der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit seit dem Spätsommer 2018 einen Anstieg an Beschwerden. Nutzer vermuten: Facebook hört mit. Nach eigenen Angaben des Hamburgischen Beauftragten fehlte zu diesem Zeitpunkt das Personal, um den Vermutungen im Detail nachzugehen.

Interessant jedoch ist die Tatsache, dass Facebook im Juni 2018 ein Patent eingereicht hatte. Dabei ging es um eine Technik, die es dem Unternehmen ermöglichen soll, Umgebungsgeräusche auszuwerten. Die Begründung seitens Facebook lautet: „Es sei üblich, Patente einzureichen, um Verstöße anderer Unternehmen vorzubeugen.“

Informatik-Experte Professor Hannes Federrath von der Universität Hamburg bestätigt, dass es technisch möglich sei, Sprache abzuhören und auszuwerten:

„Sobald der Nutzer einer Smartphone-App den Zugriff auf das Mikrofon gestatte, könne das Programm das eingebaute Mikrofon nutzen.“

Im Zuge verschiedener Untersuchungen konnte der Experte jedoch nicht feststellen, dass Apps im Hintergrund unbemerkt Sprache aufzeichnen.

NDR Markt wagt das Selbstexperiment

Mit je zwei iPhones und Android-Geräten überprüften die Tester die Vermutungen der Nutzer. Bei zwei der Smartphones („Kontrollgruppe“) klebten sie die Mikrofon-Eingänge ab.

Zudem wurden alle Geräte auf Werkseinstellung zurückgesetzt und Nutzerprofile mit denselben personenbezogenen Angaben angelegt. Installiert wurden Facebook, WhatsApp, der Facebook-Messenger und Instagram. Drei Tests wurden durchgeführt:

Test 1: Alle Apps blieben geschlossen, es wurde sich über vorher festgelegte Themen unterhalten. Die Smartphones lagen im gleichen Raum.

Ergebnis: Das Android-Handy, dessen Mikrofon nicht abgeklebt wurde, zeigte passende Werbung zu den Gesprächsthemen.

Test 2: Die Apps waren geöffnet, es wurde sich über vorher festgelegte Themen unterhalten. Die Smartphones lagen im gleichen Raum.

Ergebnis: In der Instagram-App des iOS-Gerätes erschien eine zu den Gesprächsthemen passende Werbung.

Test 3: Es wurde mittels des Facebook-Messengers telefoniert, dabei wurden immer wieder festgelegte Begriffe und das Reiseziel Peru erwähnt.

Ergebnis: Auf dem Android-Handy erschien passende Werbung zu den Gesprächsthemen, auf dem iOS-Handy Anzeigen für Flüge nach Peru. Der Gesprächspartner sah auf Facebook und Instagram viel Werbung zu den Gesprächsthemen.

Sind das nicht schon genug Beweise?

Dem widerspricht Informatik-Professor Federrath von der Universität Hamburg. Er hält es für wahrscheinlicher, dass intelligente Algorithmen, welche beispielsweise den Standort auswerten, der Grund für die passende Werbung sind.

Fazit

Facebook selbst bestreitet, dass deren Apps heimlich mitlauschen. Auch ein Informatik-Professor widerspricht den Behauptungen.
Die Ergebnisse der Tests von „NDR Markt“ sind allerdings nicht von der Hand zu weisen. Auch kennen sehr viele Nutzer das Phänomen, plötzlich passende Werbung zu sehen, obwohl sie nach bestimmten Themen nicht einmal geschrieben oder im Internet danach gesucht haben.

Also nur sehr intelligente Algorithmen, die vielleicht auswerten, was einen Nutzer interessieren könnte? Oder doch ein heimlicher Lauschangriff?

Was immer es auch nun tatsächlich ist: Es  beruhigt nicht gerade.

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