Ich sitze hier am Kopfende meines Tisches, versuche den Chor meiner Gedanken auf einen Rhythmus einzustimmen, was aber immer wieder durch einzelne Ausreißer torpediert wird, während draußen ein sonniger Spätwintertag ist, ja echt die Sonne scheint, sie wärmt auch schon, sofern man sich hinter einer Glasscheibe befindet. Einige weitere Sträucher haben sich der Magnolie angeschlossen und treiben langsam aus, sollen sie wird ja langsam Zeit für warmes Wetter, der Winter hatte bei uns, so scheint es sowieso nicht wirklich Bock auf Wetter machen.
Langeweile?
Ich dachte schon dieses Jahr würde langweilig werden, die Stimmen in meinem Kopf begannen schon sich zu langweilen und fingen an Scharade zu spielen, da ich ihnen untersagt habe, bezogen auf diesen Webauftritt, also diesen Platz am hochgeschätzten Kopfende des Tisches, irgendeine tiefere politische Diskussion zu führen, es wäre ja recht einfach auf einen sich schon in Fahrt befindlichen Zug aufzuspringen und von dort aus, auf die Befähigung eines gewählten Staatsoberhauptes, eines Landes der beschränkten Unmöglichkeiten, drauf zu klopfen, aber ich möchte, solange wie es irgend möglich ist, diesen Platz weitestgehend politisch neutral halten. Was nicht gleichbedeutend damit ist, dass ich mich nicht weiterhin über, aus meiner Sicht, unnötige Diskussionen über vegane Currywürste etc., auslassen werden. Nein, da muss man sich jetzt keiner größeren Hoffnung hingeben, soweit kommt es noch, natürlich lasse ich mir solche Vorlagen auch weiterhin nicht entgehen.
Klicks
Aber soll ich für ein paar Klicks in den Sangesreigen aller einstimmen? Ganz ehrlich da habe ich keine Lust drauf, da hören doch sowieso schon alle hin, ich warte da lieber auf eine Inspiration durch kleinere Dinge, die sonst vielleicht ungehört oder wenig beachtet verhallen, weil ja andere lauter behandelt werden.
Zum Beispiel ist heute der 21.02.2017 der Tag der Muttersprache, als ich das zu Kenntnis nahm, fingen meine Stimmen im Kopf sofort an rumzualbern. Das längste Wort, wessen Muttersprache überhaupt, was machen alleinerziehende Väter am Tag der Muttersprache? Haben alleinerziehende Väter einen eigenen Tag der Vatersprache, oder wird der am Vatertag mit abgearbeitet, auch wenn viele Väter am Ende des Vatertages nicht mehr sonderlich sauber artikulieren können. Da wäre es doch irgendwie unfair, beide Tage an einem abzufertigen.
Nicht investigativ
Dann lief gestern eine „investigative“ Reportage auf einem der Privatsender, die ich mir regelmäßig erspare, diesmal ging es um die Zustände in Pflegeheimen. Natürlich konnten sie nicht alle Pflegeheime besuchen, natürlich ist es dem Profil des Senders, sowie dem Format der Sendung, geschuldet, dass im Zusammenschnitt auf die Sendezeit, wirklich nur das Schlechteste gezeigt wird. Ich will gar nicht abstreiten, dass es diese schrecklichen Zustände in deutschen Pflegeheimen geben kann, aber es ist mir zu pauschal dargestellt, da mag man ja direkt Angst bekommen vor allen freilaufenden Pflegerinnen und Pflegern, alles Teufel in Menschengestalt, oder Reptiloide ausgesandt um die Menschheit zu vernichten und sie fangen klein an.
Aus eigener Erfahrung
Ich habe in meinem Leben, sei es als Fußgänger im Bekanntenkreis meiner Eltern, oder später als Rollifahrer im näheren Freundeskreis, oder auch auf Rehas, einige Pfleger und Pflegerinnen kennenlernen dürfen. Selbst wenn nicht immer der Funke der gegenseitigen Sympathie übergesprungen ist, so habe ich jede einzelne Pflegekraft als herzensgute Menschen kennengelernt, die jede für sich, den dort gezeigten Kräften mit dem nackten Hintern ins Gesicht gesprungen wären, um die pflegebedürftige Person vor Ungemach zu schützen. Denen ihr Beruf und damit ihre Schutzbefohlenen über alles geht. Deshalb lehne ich es ab, diese Art von Berichterstattung als „investigativ“ zu bezeichnen, aufrüttelnd ja, aber sie weist einen eklatanten Mangel an Differenziertheit auf. Eine Differenziertheit, die schon alleine auf dem Respekt all denen gegenüber basieren sollte, die ihren Beruf mit der entsprechenden Sorgfalt ausüben und ihre Pfleglinge dem entsprechenden Respekt behandeln, der diesen, also den Pfleglingen, die Wahrung der eigenen Würde ermöglicht. Deshalb würde ich diese Form des Journalismus nicht mal im Traum als investigativ bezeichnen, sondern eher als blanken Enthüllungsjournalismus.
Im Studium
Damals während meines Fachhochschulstudiums, noch als Fußgänger, gab es natürlich auch diverse Wohnheimfeten, auf einer davon, ziemlich zu Beginn des Studiums bin ich mit einem Kommilitonen aneinandergeraten, er nahm alles viel zu ernst, ich nicht, so schaukelte die Situation höher und höher bis ihm die Hand ausrutschte – hatte ich vermutlich verdient, ich habe ihn ja auch ordnungsgemäß entsprechend provoziert. Heute tummelt er sich auf meiner Freundesliste und sei an dieser Stelle aufs herzlichste gegrüßt, Barney es ist mir eine Freude dich zu kennen.
Na toll, eben noch im Pflegeheim und jetzt plötzlich im Studentenwohnheim, hey easy, damals war auch ein Teil eines Schwesternwohnheimes für Studenten der Fachhochschule angemietet, also ist der Weg gar nicht so weit, außerdem gemach gemach, der Kreis schließt sich gleich wieder.
Verlernt?
Im Nachgang zu der oben genannten Sendung stieß ich auf der Pinnwand eines Bewohners meiner Freundesliste auf einen Beitrag, den ich an dieser Stelle zumindest auszugsweise zitieren möchte, aber eines vorweg, der Verfasser, oder die Verfasserin dieser Zeilen, hat grundsätzlich recht, allerdings vermisse ich in dem Beitrag auch wieder die Differenzierung. Es liest sich passend zum TV Beitrag absolut pauschalisiert, aber es mag auch sein, dass es sich nur auf die gezeigten Personen bezieht.
„In diesem Beitrag sieht man aber wie schlecht es den Menschen geht (Demenz, körperliche und auch geistige Behinderung) wie bitte kann man dann sagen, dass solche Menschen auch provozieren können?“
„Sie wissen nicht was sie da tun.“
„Sie haben sich nicht unter Kontrolle und wie bitte kann man da sagen, dass solche Menschen PROVOZIEREN?“
…
„Diese Menschen können sich nicht alleine helfen und sind auf Hilfe angewiesen.“
Ich fürchte in dem Zusammenhang ist provozieren zu aktiv ausgedrückt, würde es ja eine willentliche Handlung der Provokation seitens des Pfleglings voraussetzen, dennoch mag es angehen, dass in einem Akt des gegenseitigen Missverständnisses die passive „Arbeitsverweigerung“ des Pfleglings vom Pfleger wiederum als aktiver Akt der Provokation aufgefasst wird, dass die Pflegeperson aus welchen Gründen auch immer, in dieser Situation annimmt, die pflegebedürftige Person würde sich absichtlich so verhalten. Natürlich sollte keine Pflegefachkraft so denken und handeln, aber sie sind auch nur Menschen. Fatal und absolut inakzeptabel wird es, wenn es in Missbrauch endet, oder als Dauereskalation im Pflegeheim Einzug hält.
Was fehlt
Aber genau, das ist es, was in dem Bericht eben komplett vernachlässigt wird, die Frage nach dem „Warum“ – unabhängig davon, dass die Pflegefachkraft so nicht handeln darf, es fehlt die „investigative“ Ergründung warum handelt sie so wie sie handelt? Warum wird die allgemeine Situation der Pflegekräfte vernachlässigt. So und in diesem Format fehlt alles was investigativ ausmacht und es bleibt vielleicht noch ein aufrüttelnder Bericht, aber leider auch sehr stimmungsmachend und nicht wirklich objektiv. Natürlich ist dies zum größten Teil dem Sender und dem Profil desselben geschuldet, dass es statt wie vollmundig angekündigt investigativ zu sein, am Ende doch lediglich ein Beitrag aus dem Bereich des Sensationsjournalismus herauskam, da können sich einige bestimmt drüber aufregen, aber, wenn ich vollmundig „investigativ“ ankündige, dann muss es eben auf differenziert sein, dass darf dann nicht auf den „Nachgang in den anderen Medien“ abgewälzt werden, dann muss ich das als „investigative“ Sendung selber erledigen, sonst ist es wie erwähnt reine Sensationspresse.
Ja, es werden Missstände aufgezeigt, sind sie Alltag? Nein, sind sie nicht. Es wäre mal interessant zu wissen, wie viel Rohmaterial für die Sendung vorlag und wie viel am Ende tatsächlich verarbeitet wurde, ebenso interessant wäre es zu wissen in wie vielen Heimen insgesamt recherchiert wurde. Die wichtigste Fragen aber bleiben und die haben sich seit den ganzen anderen „Reportagen“ aus Pflegeheimen nicht wirklich verändert, was werden wir gegen den Pflegenotstand unternehmen, wann wird die Gehaltsstruktur verbessert, denn nur so bekomme ich mehr motivierte Mitarbeiter in diese Berufe. Es bringt nicht kurzfristig nur die schwarzen Schafe zu entsorgen, ich muss auch Anreize bieten, damit mehr helle Schafe sich diesem Beruf zuwenden wollen.
und plötzlich geht es nicht mehr
Was ich aber aus dem o. g. Posting mitnehme, ist die Tatsache, dass ich in dem Moment in dem ich eine Pflegestufe (seit diesem Jahr Pflegegrad) zugeteilt bekommen habe, einiges verloren habe, zum einem weiß ich nicht mehr was ich tue, gut den Eindruck habe ich tatsächlich hin und wieder, aber irgendeine Stimme aus meinem reichhaltigen Ensemble findet immer eine Erklärung, zum anderen, die einstmals so herausragende Gabe der Provokation. In dem Moment, in dem ich als körperlich behinderter Mensch den Bescheid über den Pflegegrad erhalten habe, wurde mir gleichsam mitgeteilt, ab sofort können SIE niemanden mehr provozieren und sie haben sie sowieso nicht mehr unter Kontrolle, irgendwie schade, ich mochte mich so wie ich mal war.
Hey! Das ist ja fast ein Freifahrtschein. *lach*
Ich möchte mich an dieser Stelle einfach mal bei allen Pflegefachkräften bedanken, die ihren Job nach besten Wissen und Gewissen ausüben, ihre pflegebedürftigen Bewohner schätzen und lieben, danke, dass ihr für sie da seid.
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