Hinter vermeintlich seriösen Anlageplattformen, die hohe Gewinne versprechen, verbirgt sich oft ein perfides Betrugsnetz. Vor allem in der Schweiz verlieren Menschen durch diese betrügerischen Maschen viel Geld. Eine Recherche von SRF Investigativ zeigt, dass die Fäden dieses Netzwerks bis nach Zypern reichen und ein erschreckend ausgeklügeltes System bilden.

Wie ein Schweizer Töffmechaniker zum Opfer wurde

Stefan Boss, ein Motorradmechaniker aus dem Berner Seeland, verlor 21’000 Franken an eine Plattform namens InvesaCapital, die ihm realistische Renditen versprach. Was zunächst nach einer seriösen Anlagemöglichkeit aussah, entpuppte sich bald als raffinierter Betrug. „Es war hart verdientes Geld, und manchmal frage ich mich, wie ich so naiv sein konnte“, sagt Boss. Wie viele andere wurde er durch gefälschte Promi-Werbung auf die Plattform aufmerksam. Diese suggerierten, dass Prominente wie Stefan Büsser, Roger Federer oder Christa Rigozzi solche Investitionen unterstützen – eine Illusion, die viele gutgläubige Anleger ins Verderben stürzte.

Die Struktur des Netzwerks: Wie Promi-Werbung die Falle zuschnappen lässt

Das Netzwerk hinter den Plattformen arbeitet mit gefälschten Artikeln, die angeblich von seriösen Schweizer Medienhäusern stammen. Diese Fake News führen potenzielle Anleger auf betrügerische Webseiten, die vielversprechende Investitionen anbieten. Nach der Registrierung wird man telefonisch kontaktiert und zur Einzahlung von Geldbeträgen gedrängt, die schlussendlich im Totalverlust enden. Was wie eine lukrative Investitionsmöglichkeit aussieht, ist in Wirklichkeit eine hochspekulative Finanzwette, bei der die Anlegerinnen und Anleger keinerlei Kontrolle haben.

Die Schattenseite der vermeintlichen Gewinne

Viele Betroffene berichten, dass sie zu Beginn ihrer Investition scheinbar hohe Gewinne erzielt haben. Doch als es an die Auszahlung der Gewinne ging, entpuppten sich die Versprechungen als leere Worthülsen. Die vermeintlichen Broker am Telefon drängen ihre Opfer mit manipulativen Techniken zu weiteren Einzahlungen, während im Hintergrund keinerlei reale Handelsaktivitäten stattfinden. Stattdessen handelt es sich um reine Wetten, bei denen der Anleger von vornherein keine Chance auf einen Gewinn hat.

Strafanzeigen und Schwierigkeiten bei der Strafverfolgung

In der Deutschschweiz sind bereits Dutzende von Strafanzeigen im Zusammenhang mit diesen betrügerischen Plattformen eingegangen. Die Schadenssummen betragen oft mehrere zehntausend, in Einzelfällen sogar über hunderttausend Franken. Doch die Täter, die meist im Ausland operieren, entziehen sich der Strafverfolgung. Die Behörden sind oft machtlos, weil die Verantwortlichen nicht ermittelt werden können und die Verfahren deshalb eingestellt werden.

Das erschreckende Ausmaß des Betrugs

Gemäss Angaben des Netzwerks zur digitalen Ermittlungsunterstützung im Bereich Internetkriminalität (NEDIK) wurden allein im letzten Jahr in der Schweiz über solche Abzockplattformen 142,6 Millionen Franken ergaunert. Diese Summe ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs, die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt. Viele Opfer schämen sich, auf eine solche Masche hereingefallen zu sein und verzichten deshalb auf eine Anzeige.

Ein Netzwerk, das nie schläft: Ständig entstehen neue Plattformen

SRF Investigativ hat sieben fast identische Plattformen identifiziert: Inefex, InvesaCapital, InvestMarkets, ForexTB, OBRInvest, Investous und 24Option. Diese Plattformen verwenden identische Textbausteine, ähnliches Design und sind im zyprischen Handelsregister durch wiederkehrende Namen miteinander verbunden. Trotz negativer Berichterstattung und Ermittlungen scheint das Netzwerk ständig neue Websites zu gründen und alte Plattformen verschwinden zu lassen.

Der Fall 24Option: Ein warnendes Beispiel

Die Plattform 24Option, die offizieller Partner des Fußballclubs Juventus Turin war, ist ein Paradebeispiel für die Vorgehensweise des Netzwerks. Nach investigativen Recherchen der ARD kam es zu Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Zwei Mitglieder wurden in Deutschland wegen gewerbsmäßigen Betrugs verurteilt. Doch trotz dieser Erfolge bleiben viele Hintermänner straffrei und setzen ihre kriminellen Machenschaften unter neuem Namen fort.

Die Rolle der K.C. Firiakis Services Ltd.

Ein zentrales Unternehmen in diesem Netzwerk scheint die K.C. Firiakis Services Ltd. in Zypern zu sein. Ehemalige Mitarbeiter beschreiben, dass diese Firma für den Aufbau und die Verwaltung der Betrugsplattformen verantwortlich ist. Obwohl K.C. Firiakis Services Ltd. jegliche Verbindung zu den betrügerischen Plattformen abstreitet, deuten personelle Überschneidungen und öffentliche Firmenregister auf eine tiefe Verstrickung in das Netzwerk hin.

So schützen Sie sich vor Anlagebetrug

  1. Vorsicht bei verlockenden Angeboten: Wenn ein Investmentangebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch. Seriöse Investitionsplattformen werden niemals garantierte Gewinne versprechen oder zu schnellen Investitionen drängen. Prüfen Sie die Lizenz der Plattform bei einer anerkannten Finanzaufsichtsbehörde und recherchieren Sie Bewertungen und Erfahrungsberichte.
  2. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen: Seriöse Anbieter lassen Ihnen Zeit, sich zu entscheiden, und setzen Sie nicht unter Druck. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie nach einer ersten Einzahlung zu weiteren Einzahlungen gedrängt werden.
  3. Vermeiden Sie Überweisungen an unbekannte Firmen: Überweisen Sie niemals Geld an Unternehmen, die Sie nicht kennen. Verwenden Sie bekannte und sichere Zahlungsmethoden, bei denen Rückbuchungen möglich sind.
  4. Lassen Sie sich unabhängig beraten: Lassen Sie sich vor einer Investition von unabhängigen Finanzberatern oder vertrauenswürdigen Institutionen beraten. Diese können die Seriosität eines Angebots oft besser einschätzen.
  5. Vorsicht vor Social Engineering und Phishing: Betrüger nutzen häufig Techniken wie Social Engineering oder Phishing, um an Ihre persönlichen Daten zu gelangen. Geben Sie keine sensiblen Informationen preis und prüfen Sie verdächtige E-Mails und Nachrichten genau.

Rechtliche Schritte und Hilfe für Opfer

  1. Dokumentation aller Vorgänge: Wenn Sie den Verdacht haben, Opfer eines Betrugs geworden zu sein, sollten Sie alle Transaktionen und Kommunikationen mit der Plattform dokumentieren. Dies kann später bei rechtlichen Schritten hilfreich sein.
  2. Kontaktieren Sie Ihre Bank: Setzen Sie sich umgehend mit Ihrer Bank in Verbindung, um die Möglichkeit einer Rückbuchung zu prüfen. Kreditkartenunternehmen bieten in manchen Fällen die Möglichkeit, betrügerische Transaktionen rückgängig zu machen.
  3. Anzeige erstatten: Melden Sie den Vorfall der Polizei und erstatten Sie Anzeige. Je mehr Opfer sich melden, desto größer ist die Chance, dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden.
  4. Sich rechtlich beraten lassen: Lassen Sie sich rechtlich beraten, um Ihre Möglichkeiten zu prüfen und die nächsten Schritte zu planen. Es gibt Rechtsanwälte, die auf solche Fälle spezialisiert sind und Ihnen helfen können.

Die globale Dimension des Betrugs

Anlagebetrug ist ein globales Phänomen, das in vielen Ländern Opfer fordert. Besonders betroffen sind Regionen mit einer hohen Internetdurchdringung und einer großen Anzahl wohlhabender Bürger, die auf der Suche nach lukrativen Anlagemöglichkeiten sind. In Ländern wie den USA, Großbritannien und Deutschland gibt es ähnliche Betrugsnetzwerke, die in ähnlicher Weise operieren. Eine internationale Zusammenarbeit und ein koordiniertes Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden sind daher unerlässlich, um diese kriminellen Strukturen zu zerschlagen.

Psychologische Auswirkungen auf die Opfer

Für viele Betroffene ist nicht nur der finanzielle Verlust belastend. Die Scham, auf einen Betrug hereingefallen zu sein, kann zu erheblichen psychischen Problemen führen. Viele Opfer berichten von Schlaflosigkeit, Angstzuständen und einem tiefen Vertrauensverlust. Wichtig ist, dass sich Opfer nicht isolieren, sondern Unterstützung suchen – sei es durch psychologische Beratung, Selbsthilfegruppen oder den Austausch mit anderen Betroffenen.

Fragen und Antworten: Was Anleger wissen sollten

Wie erkenne ich eine gefälschte Anlageplattform?
Gefälschte Plattformen werben oft mit Prominenten, um Vertrauen zu schaffen. Wenn Sie auf eine solche Werbung stoßen, prüfen Sie die Quelle genau. Seriöse Investitionsplattformen werden niemals garantierte Gewinne versprechen oder Sie zu schnellen Investitionen drängen. Seien Sie skeptisch bei allzu attraktiven Angeboten und prüfen Sie die Bewertungen sowie den rechtlichen Hintergrund der Plattform.

    Was soll ich tun, wenn ich bereits Geld investiert habe?
    Wenn Sie glauben, Opfer eines Betrugs geworden zu sein, handeln Sie schnell. Dokumentieren Sie alle Transaktionen und die Kommunikation mit der Plattform. Wenden Sie sich sofort an Ihre Bank und versuchen Sie, die Überweisung rückgängig zu machen. Außerdem sollten Sie Anzeige bei der Polizei erstatten und sich rechtlich beraten lassen.

    Kann ich mein verlorenes Geld zurückbekommen?
    Leider ist es oft schwierig, das verlorene Geld zurückzubekommen, insbesondere wenn die Täter im Ausland tätig sind. In einigen Fällen können Banken und Kreditkartenunternehmen helfen, aber der Erfolg ist nicht garantiert. Es ist wichtig, solche Vorfälle den Behörden zu melden, um zukünftige Betrügereien zu verhindern.

    Wie schützen sich die Täter vor Strafverfolgung?
    Die Täter hinter solchen Plattformen operieren oft aus Ländern, die nicht kooperativ mit den Schweizer Behörden zusammenarbeiten. Sie nutzen verschachtelte Firmenstrukturen und wechseln ständig ihre Webseiten, um nicht greifbar zu sein. Das macht es für die Strafverfolgungsbehörden schwierig, gegen sie vorzugehen.

    Gibt es sichere Alternativen für Online-Investitionen?
    Ja, es gibt viele seriöse Plattformen für Online-Investments. Achten Sie darauf, dass die Plattform von einer anerkannten Finanzaufsichtsbehörde reguliert wird. Seriöse Plattformen legen großen Wert auf Transparenz, Kundenbetreuung und Aufklärung über die Risiken von Investitionen. Vermeiden Sie Plattformen, die zu hohe Gewinne versprechen oder unprofessionell wirken.

      Fazit: Wachsam bleiben und Verantwortung übernehmen

      Die Aufdeckung dieses Netzwerkes zeigt, wie komplex und gefährlich die Welt der Online-Investitionen sein kann. Anlegerinnen und Anleger müssen besonders wachsam sein und sich gut informieren, bevor sie ihr Geld investieren. Trotz der raffinierten Methoden der Betrüger gibt es Möglichkeiten, sich zu schützen. Wer auf verdächtige Signale achtet und potenzielle Angebote genau prüft, kann verhindern, Opfer solcher Machenschaften zu werden.

      Denken Sie daran: Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch. Schützen Sie sich und andere, indem Sie Betrugsversuche melden und wachsam bleiben.

      Quelle: SRF

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