Seit einigen Jahren bereits werden Bilder mit Asylbewerbern geteilt, die manchmal echt, manchmal gefälscht sind.

Um die eigene Empörung zum Ausdruck zu bringen, werden diese oftmals auch mit einem Kommentar auf dem Bild versehen: perfekte Vorlage für Nutzer, die genauso denken.
Ein gutes Beispiel dafür ist jenes echte Bild, welches 2015 erstmals auf Facebook auftauchte und jetzt, mit anderem Kommentartext versehen, wieder auf Facebook kursiert:

MIMIKAMA
Screenshot: mimikama.org

Auf dem Bild halten Aslybewerber ein Schild mit der Aufschrift „Wir machen uns Sorgen um unsere Kinder im Krieg in Syrien.
Der Kommentar dazu auf dem Bild lautet:

„Ihr solltet euch keine Sorgen machen, ihr solltet euch schämen.
Ich würde vor Scham im Boden versinken und könnte nie wieder in den Spiegel sehen, wenn ich meine Frau und meine Kinder schutz- und hilflos in einem Kriegsgebiet zurückgelassen hätte.
Ihr Helden!“

An dieser Stelle müssen wir mal sarkastisch anmerken, dass der Verfasser jenes Sharepics anscheinenend meint, dass so eine Flucht wohl ein gemütlicher Spaziergang ist, nicht schlimmer als eine Wüstenwanderung im Ägyptenurlaub, dazu noch angenehme Fahrten auf dem Mittelmeer zusammen mit vielen Landsleuten… und da nehmen die nicht mal ihre Familie mit? Unglaublich!

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Stimmungsmache mit falschen Vorstellungen

Bereits 2015 unterzog der ORF in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium, der Polizei, dem UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und der Caritas diese und andere Behauptungen über Aslybewerber einem Faktencheck. Die damalige Aussage zu dem Bild war anders formuliert, aber inhaltlich nahezu gleich; damals stand unter dem Bild „Ach, Sorgen macht Ihr Euch um Eure Kinder? Dann hab’ ich nur mal eine Frage… Warum seid ihr feigen Dreckschweine dann ohne sie abgehauen?“

Ruth Schöffl, Pressesprecherin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, erklärt, dass eine solche Flucht mit sehr vielen Gefahren verbunden ist. Teilweise gibt es tagelang weder was zu Essen noch was zu Trinken, zig Kilometer durch Ödland werden zu Fuß durchquert, die Nerven liegen blank. Das sind Strapazen, die Männer eher überstehen als Frauen und Kinder. Letztere seien zusätzlich noch von sexueller Gewalt bedroht.

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Unterm Strich ist eine Flucht eine Reise ins Unbekannte, möglicherweise ohne Wiedersehen. Viele Asylbewerber in Österreich kommen aus Syrien, man kann nur vermuten, wie viele Menschen es niemals bis nach Europa schafften, sondern deren Leichname nun in der Wüste oder auf dem Meeresgrund liegen.
Sollte es jedoch ein männlicher Asylbewerber schaffen, so hatte er bis zum „Asylstopp“-Erlass die Möglichkeit, auf legalem und sicherem Wege seine Familie nachkommen zu lassen.

Dies allerdings nicht umsonst, für die Kosten musste der Asylbewerber selber aufkommen, so Schöffl vom UNHCR. Dies ist nun allerdings nicht mehr möglich.

Mit freundlicher Genehmigung von Simon Hadler / orf.at,: Eins und eins ist nicht drei

Fazit

Das Bild ist echt, der Text darunter ist allerdings reine Stimmungsmache, welche anscheinend entstand, ohne sich über die Umstände einer Flucht zu informieren.

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)