Kommentiere mit Amen, um diesem Mädchen zu “helfen”

Autor: Kathrin Helmreich


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“Niemand will mich teilen” – Dieses Foto wird einfach zweckentfremdet, um Klicks zu sammeln

Wir erhalten eine wahre Flut an Anfragen zu einem Foto, das auf Facebook gerade die Runde macht.

Darauf zu sehen ein Mädchen, das in einem Krankenhausbett liegt. In gewohnter Clickbait-Manier liest sich der Begleittext wie folgt:

image

Bild im Klartext:

Meine Mutter hat gesagt, dass mich niemand teilt, weil ich Krebs habe
kann ich deine Amen hier haben? wenn du dich nicht für mich schämst

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Dieses Foto gibt es nicht nur auf Deutsch, sondern es wird auch im italienischen Sprachraum geteilt:

Amen-auf-italienisch

Lässt man sich den Text auf der italienischen Facebook-Seite übersetzen, erhält man exakt denselben Text wie oben in der deutschen Variante. (Die zugegeben, schon einen recht holperigen Ausdruck hat.)

Zu Recht stellt man sich bei solchen Aufforderungen die Frage, ob man es hier wirklich mit der Realität zu tun hat. Dass dieses Mädchen im Krankenhaus ist/war, kann man nicht widerlegen, denn das Foto ist kein Fake – jedoch kann man das vom Kontext, in dem das Foto verwendet wird, nicht gerade behaupten.

Bereits im Mai 2017 begegnete uns das Foto. Der Text von damals unterscheidet sich nur minimal von dem Text, der uns oben aufgetischt wird.

Auf Englisch wird ebenfalls um ein “Amen” gebeten.

Aber woher stammt das Foto wirklich?

Damals wie heute wird das Foto für Clickbaiting missbraucht – Seitenbetreiber nutzen Fotos, die ihnen nicht gehören, um sie mit meist erfundenen Geschichten zu versehen und Leute auf ihrer Seite zum interagieren zu animieren.

Doch wie sieht eigentlich die wahre Geschichte hinter diesem Foto aus?

Zu sehen ist Isabella “Bella” Acierno. Die 11-Jährige erhielt im Jahre 2013 die Diagnose, an einem Hirntumor zu leiden.

Sie spielte für ihr Leben gern Basketball, ließ sich aber eines Tages auswechseln, nachdem es ihr nicht gut ging. Auf dem Nachhauseweg bekam sie einen Anfall, übergab sich und wusste ihren Namen nicht mehr.

Als sie zu Hause meinte “sie möchte nur noch nach Hause”, brachten ihre Eltern sie umgehend ins Krankenhaus.

Nach etlichen anstrengenden Untersuchungen erhielt sie die Diagnose, dass sie an einem Hirntumor in der Größe einer Orange litt. Sie wurde sofort operiert und der Tumor, bis auf einen mikroskopisch kleinen Teil, entfernt. Die Ärzte mussten dies tun, da sich sonst eine Hirnschädigung nicht vermeiden ließe.

2015 jedoch war der Tumor wieder da. Aufgrund ihrer Geschichte und ihres ungebrochenen Lebensmutes wurde Bella 2015 in Staten Island zur “most inspiring person of the year” gewählt.

Schon ein Erfolg für jemanden, für den angeblich niemand beten möchte. Es gibt einige Berichte aus Staten Island die genau das Gegenteil beweisen.

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Das Foto, das missbraucht wird, ist von der „silive.com“ Webseite und findet sich auch in dem Video ab Minute 1:55.

Leider verläuft ab diesem Zeitpunkt jedoch die Spur von Bella im Sand.

Wir konnten nach 2015 keine weitern Informationen mehr einholen. Wir versuchten Kontakt aufzunehmen, erhielten jedoch bis jetzt keine Rückmeldung.

Sollten wir eine Antwort zu Bellas weiterem Verbleib erhalten, erfolgt natürlich ein Update zu Bellas Geschichte.

Ergebnis:

Das Mädchen wurde bereits 2013 operiert.

Es handelt sich bei diesem Beitrag um klassischen Clickbait.

Generell sind solche Maschen, um Klicks zu sammeln, moralisch sehr bedenklich. Niemand möchte kaltherzig sein und eben auf diese Emotionalität der Menschen zielen solche Seitenbetreiber für ihre Zwecke ab. Denn kommentierst du nicht, bist du ein „schlechter Mensch“ und wer möchte das schon sein?

Und dabei ist es ihnen egal, ob sie Fotos benutzen, die ihnen nicht gehören und dazu Falschnachrichten generieren und verbreiten.

Sehr treffend hat dies ein Nutzer aus der Community formuliert, er meint zu dem Thema:

Schämen müssten sich eigentlich die Betreiber von solchen Seiten (…), die mit billigen Tricks wie diesem Klicks und Likes sammeln, dazu Posiealbenweisheiten verbreiten und oft genug auch noch Urheberrechte verletzen, um dann irgendwann, wenn die Seiten groß genug sind, plötzlich kommerziell zu werden und Klamotten oder Tand zu verscherbeln. (…)

Und so ist es. Lasst euch nicht unter Druck setzen! Geholfen wird Menschen mit einer ernsthaften Krankheit über Facebook auf diese Art und Weise bestimmt nicht!


Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
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