„Textism“ notwendiges Werkzeug für Bedeutung von Geschriebenem
Weil Face-to-Face-Kommunikation immer häufiger von Geschriebenem ersetzt wird, haben Menschen gelernt, Satzzeichen und sogar Schreibfehler zu nutzen, um ihrem Text eine tiefere Bedeutung zu verleihen. Dabei sind sie in der Lage, zwischen verschiedenen Textarten zu unterscheiden und formale Aufsätze und Bücher anders zu interpretieren als Textnachrichten. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Binghamton University .
Umschalten zwischen Texten
„Beim formalen Schreiben, zum Beispiel in einem Buch oder einem Aufsatz, wird der Punkt fast ausschließlich grammatikalisch genutzt, um zu zeigen, dass ein Satz vollständig ist. Wir haben herausgefunden, dass der Punkt in Texten aber auch eine rhetorische Bedeutung haben kann. Besonders, wenn der Schreibende eine Frage gestellt hat und die Antwort mit einem einzigen Wort formuliert wird. Etwa: Ich habe einen neuen Hund. Möchtest du rüber kommen?“, so die Expertin Celia Klin. Schreibt der Antwortende „Ja“ ohne einen folgenden Punkt, wird dies anders aufgefasst als wenn ein Punkt gesetzt wird. „Ein Punkt kann demnach auch die Bedeutung eines Satzes verändern“, so Klin.
Laut der Forscherin befinden sich Menschen nun in einer Phase, in der versucht werde, Face-to-Face-Kommunikation bestmöglich zu ersetzen. Dazu gehörten nicht nur Emojis, sondern auch Satzzeichen. „Die Erkenntnisse zeigen, dass unser Verständnis von geschriebener Sprache zwischen verschiedenen Texten variiert. Wir lesen Textnachrichten anders als Romane und Aufsätze. Alle Elemente unserer Texte können die Bedeutung ändern: Satzzeichen, wie Wörter gewählt wurden, ein Smiley. Die Hoffnung ist, dass die intendierte Bedeutung verstanden wird.“
Weiterentwicklung absehbar
Die Experten bezeichnen die absichtlich gewählten Satzzeichen oder sogar falsch geschriebenen Wörter als „Textism“. Es sei wahrscheinlich, dass sich dieses Phänomen noch intensivieren werde. „Es ist noch gar nicht so lange her, als Menschen begonnen haben, Mails zu schreiben und regelmäßig Textnachrichten zu verfassen. Weil diese Formen der Kommunikation nur limitierte Möglichkeiten innehaben, die Bedeutung genauer auszudrücken, besonders im Vergleich mit Face-to-Face-Gesprächen, haben Menschen schnell andere Werkzeuge gefunden“, meint Klin abschließend.
Bereits im vergangenen Jahr haben sich Forscher der University of Wales mit einem Satzzeichen, dem Punkt, beschäftigt. Dabei stellten sie fest, dass dieser sogar einen aggressiven Unterton in Textnachrichten verursachen kann.
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