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Auf einem Bild wird behauptet, ein Arzt, der einen Korruptionsskandal der „Clinton Foundation“ aufdecken wollte, sei tot aufgefunden worden.

Der Zusammenhang ist für manche klar:
Arzt will Skandal aufdecken, Arzt wird von einer Organisation ermordet. Das passt auch wunderbar in andere Verschwörungstheorien – wie beispielsweise „Pizzagate„.

Screenshot: mimikama.org
Screenshot: mimikama.org

„Dekan Lorich, war ein Arzt der nach Katrina auf Haiti den Opfern half.
Er wollte gerade die Clinton Foundation entlarven, weil diese den Opfern von Haiti keine Hilfe geleistet hatte, obwohl sie dafür 10 Milliarden Dollar erhielt.
Er wurde am 10. Dezember 2017 tot aufgefunden.“

Die Quelle

Der Text auf dem Bild beruht höchstwahrscheinlich auf einen Artikel der Seite „Intellihub“ vom 12. Dezember 2017. Dort erschien noch am Tag der Bekanntgabe des Todes ein Artikel, der eine Verbindung zwischen dem Suizid des Arztes und der Clinton-Foundation herstellte. Dieser Artikel, der unter der Rubrik „Opinion“ (= Meinung) publiziert wurde, bietet zum  Beweis die von Wikileaks veröffentlichen Mails von Hillary Clinton, die wir später noch betrachten werden.

Der Tod des Arztes

Sehr bemüht waren die Verteiler (und der Ersteller) des Bildes nicht: Überall ist die Rede  von Dekan Lorich – allerdings hieß der gute Mann Dean Lorich. Man hätte sich als „R.I.P.“-Kommentator ja wenigstens die Mühe machen können, den Namen zu googlen.

Von dem Schreibfehler mal abgesehen: Dr. Dean Lorich wurde tatsächlich am 10. Dezember 2017 tot in seinem Apartment in New York aufgefunden. Seine Tochter entdeckte die Leiche im Badezimmer. Der Tote hatte ein Messer in der Brust.
Es gab weder Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen in die Wohnung noch auf  Fremdverschulden. Der Todesfall wurde als Selbstmord gewertet.

Lorich verdankte seine Bekanntheit dem Umstand, dass er der stellvertretende Direktor der Klinik für orthopädische Chirurgie (Hospital for Special Surgery) in New York war. In dieser Klinik wurde 2014 der bei einem Fahrradunfall im Central Rark schwer verletzte U2-Frontman Bono behandelt.

Im Mai 2016 strebte der ehemalige Footballspieler Michael Cox eine Klage gegen Lorich an, da dieser ihn nicht korrekt behandelt und somit Cox‘ Karriere ruiniert habe.
Der Ex-Anwalt des Footballspielers, Steven North, meint zu dem Selbstmord: „Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen unserer seit geraumer Zeit laufenden Klage und seinem unglücklichen Ableben. Aber man weiß nicht, was in dem Kopf eines Menschen vorgeht.“

Der Arzt und Haiti

Wie bereits oben erwähnt, werden als Beweis die von Wikileaks veröffentlichen Mails von Hillary Clinton verwendet. Glücklicherweise können wir darauf einen Blick werfen.

Screenshots: mimikama.org
Screenshots: mimikama.org

Dort finden wir eine weitergeleitete Mail vom 21. Januar 2010, in der Lorich sich über die katastrophalen medizinischen Zustände im Einsatzgebiet beschwerte.

„Das Katastrophenmanagement vor Ort war nicht vorhanden. Die Schwierigkeiten, trotz der Organsiation, die wir von den Menschen vor Ort hatten, hineinzukommen, und die hohen politischen Verbindungen von David Helfet zu Partner’s in Health sowie zu den Clintons deuteten nur auf die Schwierigkeiten hin, die wir nach unserer Ankunft hätten.“

Der Name „Clinton“ wurde also tatsächlich in dieser Mail erwähnt. Allerdings gibt es keine direkte Verbindung zwischen der von David Helfet und Dean Lorich organisierten Hilfsaktion und der Clinton-Foundation. Nur US-Ex-Präsident Bill Clinton war seit Mai 2009 als Sondergesandter der Vereinten Nationen in Haiti. Die Foundation war jedoch zu diesem Zeitpunkt gar nicht in Haiti aktiv. Einzig die Clintons selbst (nicht die Foundation) wurden dafür kritisiert, zu wenig für Haiti getan zu haben.

Die nicht vorhandene Entlarvung

Kommen wir wieder zurück zu dem Text auf dem Bild. Er beruht auf einen Artikel, der als „Meinung“ veröffentlicht wurde.
Es finden sich keine Zusammenhänge zwischen der Clinton-Foundation und dem Tod des Arztes. Zwar kritisierte Lorich die fehlenden Hilfsmaßnahmen zu der Zeit, also 2010, allerdings nicht gegenüber der Clinton-Foundation. Im Fokus seiner Kritik stehen  die USA und die Clintons.
Als einziger Beweis, dass der Arzt kurz davor war, einen Skandal aufzudecken, wird also eine Email von 2010 vorgelegt, die nicht einmal etwas mit der Clinton-Foundation zu tun hat. Und wegen dieser Mail soll er 2017 – also sieben Jahre später! – umgebracht worden sein?

Fazit

Wahr ist, dass der Arzt 2010 auf Haiti Traumapatienten helfen wollte und die Regierung sowie die Clintons für fehlende Hilfsmaßnahmen kritisiert hat.
Wahr ist auch, dass er 2017, sieben Jahre später, tot aufgefunden wurde. Die Todesursache war ein Messerstich in die Brust. Fremdverschulden konnte ausgeschlossen werden. Zum Zeitpunkt seines Todes lief gegen den Arzt eine Klage wegen Kunstfehlern. Ein entsprechender Schuldspruch hätte ihn Millionen gekostet.
Unwahr ist die Behauptung, der Arzt habe kurz davor gestanden, einen Skandal bei der Clinton-Foundation aufzudecken. Es handelt sich vielmehr um eine sehr haltlose Vermutung des zugrundeliegenden Artikels.

Bei dem kurzen Text auf dem Bild und dem zugrunde liegenden Meinungs-Artikel handelt es sich um eine sehr lose zusammengesponnene Verschwörungstheorie, die wohl im Fahrwasser der ebenfalls haltlosen „Pizzagate“-Verschwörung mitschwimmen wollte.


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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)