Fake: Finnland und die 4 Tage-Woche
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Seit einigen Tagen schwirrt eine Meldung durch die internationale Presse: Finnlands Regierungschefin will eine 4 Tage-Woche einführen.
So berichtete unter anderem die „Bild„, die „Berliner Morgenpost„, der „Stern„, „Kontrast“ und der „Tagesspiegel“ über die Äußerungen der neuen Premierministerin Sanna Marin, doch zumindest wird in den meisten Artikeln die Aussage wieder relativiert. Aber auch international rauschte der Blätterwald, so berichteten „Idependent„, „ITV„, „The Sun“ und „Daily Mail“ ebenfalls darüber, korrigierten ihre Artikel aber teilweise mittlerweile.
Die Meldung klingt aber auch zu schön:
Die 34-jährige Premierministerin Sanna Marin soll Pläne geäußert haben, dass in Finnland künftig nur noch an vier Tagen gearbeitet wird, zudem soll die Arbeitszeit höchstens sechs Stunden betragen!
https://www.facebook.com/faktastisch/photos/a.573017106095972/3195788627152127/?type=3&theater
Das Problem an der ganzen Sache: Es gibt solche Pläne gar nicht!
Am 10. Dezember 2019 wurde das Regierungsprogramm Finnlands verabschiedet, welches hier (auf Englisch) einsehbar ist. Dort findet sich aber eine solche Regelung gar nicht! Wie kommt es also zu dieser Behauptung?
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Der Beginn der Berichte
Die finnische Seite „News Now“ ist der Sache nachgegangen und konnte die Entstehung jener Behauptung nachvollziehbar aufdecken.
Bereits im Dezember 2019, kurz nach Bildung der finnischen Regierung, berichtete die österreichische Seite „Kontrast“ über die Äußerung der Premierministerin. Dies hatte zur Folge, dass erst international, dann auch hierzulande immer mehr Medien die Meldung aufgriffen.
Doch wann genau soll den nun Sanna Marin diese Äußerung getätigt haben?
Dazu müssen wir ein wenig zurückgehen, nämlich in den August 2019!
Der Ursprung des Zitats
Im August 2019 trafen sich mehrere Politiker und Parteiaktivisten der finnischen Partei SDP in Turku an der Südwestküste Finnlands, um das 120-jährige Bestehen der Partei zu feiern.
Doch wurde nicht einfach nur gefeiert, sondern auch Vorträge und eine Podiumsdiskussion abgehalten. Unter den Teilnehmern der Diskussion war auch die damalige Verkehrsministerin Sanna Marin, welche jetzt Premierministerin ist.
Während dieser Podiumsdiskussion unter den Politikern ging es, das sei deutlich gesagt, nicht etwa um neue Programmpunkte in der Regierung (das Regierungsprogramm war zu dem Zeitpunkt bereits seit zwei Monaten fest verankert), sondern größtenteils um die Partei selbst und deren Geschichte.
Im Laufe der Diskussion schlug nun Matin vor, dass Finnlands Produktivität vielleicht gesteigert werden könnte, wenn man entweder eine 4 Tage-Woche oder einen 6 Stunden-Tag einführen würde. Über diese Idee twitterte sie auch:
Vastakin on pyrittävä työn tuottavuuden parantamiseen ja, että hyötyjä on tavallinen ihminen. Työajan lyhentämisestä voi ja pitää keskustella. 4 päivän työviikko tai 6 tunnin työpäivä elämiseen riittävällä palkalla on tänään ehkä utopiaa, mutta voi olla tulevaisuudessa totta.
— Sanna Marin (@MarinSanna) August 19, 2019
Auf Deutsch:
„Kürzere Arbeitszeiten können und sollten diskutiert werden. Eine 4-Tage-Woche oder ein 6-Stunden-Tag mit einem anständigen Lohn sind heute vielleicht utopisch, aber könnten in Zukunft real werden.„
Sie bezieht sich dabei auf ihren vorherigen Tweet, in dem sie erwähnt, dass in den letzten hundert Jahren die Arbeitsproduktivität sich stark steigerte und die Verkürzung der Arbeitszeit auf 8 Stunden eines der wichtigsten sozialen Ziele der SDP gewesen ist.
In der finnischen Presse fand die Äußerung im August ebenfalls eine Erwähnung, wurde aber ansonsten nicht weiter diskutiert.
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Zusammenfassung
Die jetzige Premierministerin Finnlands, Sanna Marin, äußerte dies sowohl in einer Podiumsdiskussion zur Feier der Partei, als auch auf Twitter bereits im August 2019. Zu diesem Zeitpunkt war Marin noch Verkehrsministerin.
Auch war dies nur eine Idee Marins, kein aktueller Plan der Partei. Sanna Marin bezeichnet die Idee selbst als eine Utopie, die aber vielleicht in fernerer Zukunft möglich sein wird.
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