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Wer tot ist, kann sich nicht wehren – und falsche Behauptungen fallen in bestimmten Kreisen auf nahrhaften Boden.
Auf einem Sharepic sieht man eine übel zugerichtete Frau, die offensichtlich mehrfach geschlagen wurde, dazu die Behauptung, dass sie von George Floyd und fünf Komplizen entführt und geschlagen wurde, zudem soll die Frau zu dem Zeitpunkt schwanger gewesen sein.
Um dieses Sharepic handelt es sich:
Auf dem Sharepic steht:
„Aracely Henriquez war die Frau, die von George #Floyd und seinen fünf Komplizen entführt und brutal geschlagen wurde, als sie ihr Haus nach Drogen und Geld durchsuchten. Sie war zu dieser Zeit schwanger, und er fragte sie, ob sie wolle, dass er ihr Baby tötet.
Das ist also euer IDOL“
Die Angabe der Internetadresse www.welt.de soll zudem noch den Anschein erwecken, dass die Meldung über die angebliche Tat auf einer Nachrichtenseite zu finden ist.
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Die Frau ist nicht Aracely Henriquez!
Es handelt sich bei der Frau um Andrea Sicignano aus Madrid in Spanien, die im Dezember 2018 vergewaltigt wurde und selbst darüber, inklusive dem Foto von ihr, darüber auf Facebook berichtete.
Da auch im englischen Sprachraum das Sharepic kursiert , wurde sie darauf aufmerksam und ist nicht besonders erfreut darüber, dass ihr Foto für politische Propaganda missbraucht wird:
„Seit gestern ist im Internet ein Foto von mir im Umlauf. Das Foto wurde von mir in einem Krankenhausbett in Spanien aufgenommen, nachdem ich von einem Unbekannten gewaltsam geschlagen und vergewaltigt worden war. Ich habe meine Geschichte vor über einem Jahr veröffentlicht, um mit meiner Stimme das Bewusstsein zu schärfen und andere Frauen zu ermutigen, über die Ungerechtigkeiten, denen sie ausgesetzt waren, zu sprechen.
Heute wird mein Foto als politische Propaganda/Klick-Köder benutzt, um die Menschen glauben zu machen, dass George Floyd es verdient hätte, zu sterben. Ich bin angewidert und gedemütigt, nicht für mich selbst, sondern für mein Land.“
„Ist doch egal, die beschriebene Tat hat er trotzdem begangen“
Nein!
Jene Verteidigung in der Zwischenüberschrift lasen wir tatsächlich mehrmals – es sei doch unwichtig, ob das Foto das echte Opfer zeigt oder nicht, George Floyd hat aber trotzdem eine schwangere Frau geschlagen und bedroht.
Zwar wurde George Floyd tatsächlich wegen Beteiligung an einem Einbruch im Jahr 2007 verhaftet (die Kollegen von Snopes berichten ausführlich darüber), doch die Beschreibungen zu dem Einbruch und der Betroffenen, Aracely Henriquez, sind falsch:
Sie wurde zwar bei dem Einbruch verletzt, jedoch von einem der Komplizen und bei weitem nicht so schwer wie die Frau auf dem Foto. In dem Polizeibericht steht auch nichts davon, dass sie zu dem Zeitpunkt schwanger war. Auch findet sich in dem Polizeibericht kein Hinweis, dass Floyd sie direkt bedroht habe.
Auch die Washington Times musste ihre Aussage dahingehend ändern, da aus den Gerichtakten keine eindeutigen Aussagen dazu hervorgehen:
An earlier version of this article said that George Floyd was convicted in 2007 for the aggravated robbery of a pregnant black woman. Court documents show that the woman, Aracely Henriquez, was at home with a one-year-old girl, but do not say whether she was black or pregnant. The article has been updated to reflect this.
Ist George Floyd ein Idol?
Diese Formulierung findet man nur in den Kreisen, welche jene Falschbehauptungen wie dieses Sharepic verbreiten, denn niemand sieht Floyd als Idol an, sondern als Symbol für Polizeigewalt gegen Farbige in den USA – und es ist doch ein gewaltiger Unterschied zwischen Idol und Symbol!
- Ein Idol ist eine Person, welche wegen ihrer Taten verehrt und respektiert wird
- Ein Symbol ist in diesem Zusammenhang eine Person, die sinnbildlich für eine Situation steht
Niemand verehrt Floyd wegen seiner vergangenen Straftaten, somit ist er auch kein Idol. Dies hat auch nie jemand behauptet, mit Ausnahme eben jener diversen Kreise.
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Fazit
Das Bild auf dem Sharepic zeigt nicht das damalige Opfer, die Tat von 2007 wird zudem übertrieben und falsch dargestellt.
Durch die Opfer-Täter-Umkehr sollen Protestierende diskreditiert und Floyds Tod quasi gerechtfertigt werden á la „Seht her, er hat es doch eigentlich verdient, zu sterben“.
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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)