George Floyd ein Krimineller? Analyse eines Sharepics

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Autor: Andre Wolf

George Floyd als Krimineller? Die Analyse
George Floyd als Krimineller? Die Analyse

Der Tod von George Floyd hat weltweit Proteste ausgelöst. Auf einem Sharepic wird jedoch eine kriminelle Laufbahn des Verstorbenen gezeigt. Was hat es damit auf sich?

War George Floyd ein Krimineller? Ist sein Tod entsprecht gar kein „echtes Martyrium“, sondern viel eher eine schon fast gerechtfertigte Handlung gegenüber einem kriminellen Individuum?

Ein Sharepic, auf dem George Floyd abgebildet ist, bildet mehrere kriminelle Handlungen unter seinem Foto ab, die ihm zugesprochen werden. Damit wird gezeigt, dass Floyd kein unbescholtener Bürger war. Man liest auf diesem Sharepic:

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Der Heilige George Floyd, zu dessen Ehre nun die USA und die restliche Welt in Schutt und Asche gelegt werden:

1998 – 10 Monate im Gefängnis wegen bewaffneten Raub
2002 – 8 Monate im Gefängnis wegen Drogen
[…]
2007 – 5 Jahre Gefängnis wegen bewaffneten Raubüberfall auf eine schwangere Frau in deren Wohnung.

Als er getötet wurde, war er high von Meth und machte sich bereit, ein Auto zu fahren und möglicherweise ihr Kind zu töten. Zu schade, daß die schwangere Frau keine Waffe hatte …

Die Liste der beschriebenen Einträge ist lang, in unserer Analyse wollen wir daher zum einen auf diese Einträge eingehen, aber im Blickpunkt soll generell die Analyse des folgenden Sharepics und seiner Wirkungsweise stehen:

George Floyd als Krimineller? Die Analyse
George Floyd als Krimineller? Die Analyse

Faktencheck Vorstrafen George Floyd

War George Floyd vorbestraft? Diese Frage ist recht einfach zu beantworten: Ja, er hatte Vorstrafen. Das Sharepic bildet teilweise seine Vorstrafen korrekt ab. Die Faktenprüfer von Snopes haben genau hingeschaut und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Angaben der Vortrafen zwar teilweise falsch sind, jedoch Floyd grundsätzlich vorbestraft war.

Bei den Angaben auf dem Sharepic handelt es sich um eine Mischung aus belegbaren und falschen Angaben. Grundsätzlich sind laut Snopes die Angaben zu den behaupteten Verbrechen und Zeiträumen größtenteils korrekt. Problematisch ist jedoch das Verständnis seiner Gefängnisaufenthalte, denn so wie es das Sharepic impliziert, handelt es sich bei einigen Strafen nicht um Langzeitgefängnisaufenthalte im Zuchthaus, sondern um kürzere Aufenthalte in örtlichen Gefängnissen.

Man unterscheidet in den USA zwischen „Prison“ (schwere Delikte) und „Jail“, also kleinere Delikte. „Jail“ kann als ein Ort für diejenigen bezeichnet werden, die auf ihren Prozess warten oder wegen geringfügiger Straftaten festgehalten werden, während „Prison“ einen Ort für verurteilte Kriminelle beschreibt, die schwere Straftaten begangen haben. Auf Deutsch wird beides zumeist als „Gefängnis“ wiedergegeben, was in dem Sharepic jedoch nicht deutlich wird.

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Dennoch sind die Angaben teilweise überzogen oder mit nicht belegten Aussagen ausgeschmückt worden. George Floyd wurde beispielweise 1998 wegen Diebstahls verurteilt wurde, nicht jedoch wie im Bild zu lesen wegen bewaffneten Raubes.

Ähnlich sieht es mit den Angaben zu seiner Festnahme aus, denn diese Angaben auf dem Sharepic sind rein spekulativ. EDIT 16.06.2020: Die Aussage, dass er zum Zeitpunkt „high on meth“ gewesen sei, basiert auf seinem Autopsiebericht, der öffentlich einsehbar ist (siehe hier). Auf der zweiten Seite findet man eine Übersicht von einem Drogenscreening seines Blutes mit dem Eintrag „Methamphetamine 19 ng/mL“. Tatsächlich hat er einige Werte, die man diskutieren kann – allerdings zeigt ein genauerer Blick, dass sie nicht für seinen Tod verantwortlich gewesen sein können (vergleiche).

Snopes hat jedoch deutlich sein Vorstrafenregister zeigen können, welches auf der Grundlage der Gerichtsakten und Polizeiberichten erstellt wurde. Dieses Register kann man nun mit den Punkten aus dem Sharepic vergleichen:

Vorstrafenregister George Floyd
Vorstrafenregister George Floyd

Für eine tiefergehende Analyse, wie genau seine Haftstrafen ausgesehen haben und welche im „Jail“, bzw. im „Prison“ verbracht wurden, verweisen wir auf die Analyse von Snopes (hier). Wir beenden den ersten Teil mit dem Zwischenfazit: Ja, George Floyd hat ein Vorstrafenregister. Das Sharepic gibt dieses jedoch nicht in allen Punkten korrekt wieder und dramatisiert zudem.

Faktencheck Tendenz und Framing

Das Sharepic bedient sich eines starken Framings. Das bedeutet, es errichtet bewusst einen im Vorfeld definierten Bedeutungsrahmen, mit der eine Geschichte neu erzählt werden soll.

Framing erschafft nicht nur einen Bedeutungsrahmen, es versucht auch gleichzeitig, mithilfe von Auslassungen zu manipulieren. Ausgelassen werden beispielsweise Inhalte, die nicht in den Bedeutungsrahmen des Themas passen.

Der Bedeutungsrahmen des Sharepics zu George Floyds Vorstrafen ist auf dem Bild recht eindeutig definiert: Über die Auflistung seiner Vorstrafen, sowie einer tendenziösen und kontrastreichen Wortnutzung („Welt in Schutt und Asche“, „Heiliger“), aber auch die Übersteigerung der Dramaturgie mit Hilfe nicht ganz korrekter Darstellungen, wird ein Bild von einem Monster des Verstorbenen errichtet.

An diesem Bedeutungsrahmen wird nun festgehalten, gleichzeitig schließt der Bedeutungsrahmen komplett das restliche Leben von George Floyd aus. Es reduziert ihn auf die Kriminalität.

Das ist an dieser Stelle ein sehr wichtiger Mechanismus des Sharepics, denn es versucht auf einer weiteren Ebene die Proteste zu „Black Lives Matter“ umzudeuten und diese entsprechend zu reframen“, also ihnen ebenfalls einen neuen Bedeutungsrahmen zu verleihen.

Dieser Bedeutungsrahmen lautet, wer sich nun für Black Lives Matter einsetzt, folgt einem Kriminellen. Mehr sogar, durch die Bezeichnung Georges Floyds als „Heiligen“ im Sharepic wird eine Metaebene errichtet, auf der die Demonstranten als jene abgebildet werden, die Floyd anbeten.

Genau hier liegt die eigentliche Brisanz des Sharepics, denn das Bild errichtet eine Umdeutung der Black Lives Matter Proteste, mit dessen Hilfe die Legitimation der Proteste verschwinden soll. Weg von der eigentlichen Bedeutung, die den Rassismus im Focus hat, hin zu einer sektenartigen (-> „Heiliger“) Zerstörungsbewegung (-> „zu dessen Ehre nun die USA und die restliche Welt in Schutt und Asche gelegt“), die einen Kriminellen (-> Vorstrafenregister) anbetet.

Gleichzeitig wird das Leben von George Floyd „entwertet“, da lediglich seine kriminelle Laufbahn fokussiert wird. Die Hürde dazu, seinen Tod als slebstverschuldet oder gerechtfertigt anzusehen, sinkt dementsprechent.

Insofern ist dieses Sharepic ein Paradebeispiel dafür, wie Themen mittels Framing mit Bedeutungen belegt werden können.

Info:

Wir verweisen hierzu auch auf mehrere Faktenchecks zu dem Thema, die wir bereits veröffentlicht haben (siehe hier).

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