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Gletscherzusammenlegung – Eine alpine Zwangsehe?

Autor: Andre Wolf

Skigebiet
Skigebiet

Werden zwei Skigebiete auf Gletschern miteinander verbunden, wird dies auch Gletscherehe genannt. Durch die Zusammenlegung von zwei Skigebieten durch Skilifte oder Skipisten wird so ein größeres Skigebiet geschaffen und die Attraktivität der Tourismusregion erhöht.

Derzeit laufen in Tirol, Österreich Gespräche über eine solche Zusammenlegung, nämlich über die Verbindung der Skigebiete Sölden und Pitztal. Insgesamt sollen so 64 Hektar neues Pistengebiet erschlossen werden und die Wertschöpfung der Region erhöht werden.

Das Land Tirol kann so laut Schätzungen mit 131,8 Millionen Euro Bruttowertschöpfung dazugewinnen und Österreich als Staat sogar bis zu 200 Millionen Euro. Nach Fertigstellung wird sogar mit einer weiteren jährlichen Erhöhung in Höhe von 39 Millionen Euro für Tirol und 53 Millionen Euro für Österreich gerechnet.

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Es sind also enorme Summen im Spiel, die als Rechtfertigung für den massiven Eingriff in die alpine Berglandschaft dienen.
Politisch wurde das Projekt von der lokalen Regierung aus Grünen und ÖVP im Regierungsprogramm bereits zum Auftrakt „außer Streit“ gestellt, die Grünen sprachen sich zwar grundsätzlich gegen den Ausbau der Skigebiete durch alternative Bauweisen aus, Veto gegen die Genehmigung legte man allerdings nicht ein.

Warum ist eine solche „Gletscherehe“ so umstritten?

Zunächst ist festzuhalten, dass Gletscher in Europa immer weiter zurückgehen, da sie einerseits durch den Klimawandel bedroht sind und andererseits durch den menschlichen Eingriff bedroht sind. Die Erschließung weiterer Skigebiete, welche auch außerhalb der Wintersaison nutzbar sind, stören die lokale Flora und Fauna, da beispielsweise das Planieren einer Piste die Entfernung von größeren Steinen, Bäumen und sonstigen Geröll erfordert, der den lokalen Tierarten Unterschlupf bietet.

Auch gegen die Zusammenlegung der beiden Skigebiete regt sich großer Unmut in der Region. Bereits mehr als 50.000 Unterschriften wurden gegen das Projekt gesammelt, die Allianz für die Seele der Alpen, bestehend aus Naturfreunden, WWF und dem Alpenverein hat sich vehement gegen den Ausbau ausgesprochen und an die Tiroler Regierung einen offenen Brief übermittelt.

Dies ist ein Greenkama-Inhalt. Greenkama ist ein Projekt von Mimikama, denn der bewusste Umwelt- und Klimaschutz muss eine Frage der Verantwortung und Ermutigung sein!
 

Darin heißt es, dass der Ausbau des geplanten Skigebietes sofort einzustellen sei, da eine nachhaltige Beeinträchtigung des Naturhaushaltes auf dem bisher unberührten Gletscher drohe. Die natürlichen Grenzen des Ausbaus für Pisten sei längst erreicht. Kolpotiert 750.000 Kubikmeter Gestein müssten abgetragen werden, dies unter Zuhilfenahme massiver Sprengungen.
Die Projektinitiatoren sprechen lediglich von 120.000 Kubikmeter Erdbewegung, dies sei für die Errichtung der Zwischenstation notwendig. Eine Sprengung der Gipfelspitze sei demnach nicht vorgesehen. Anderslautende Meldungen wurden von den Projektbewerbern in verschiedenen Medienberichten zurückgewiesen.

Das oben genannte Projekt stellt den klassischen Fall einer Abwägungsproblematik dar. Wird das Projekt in seiner jetzigen Weise durchgeführt, bedeutet dies einen enormen Wirtschaftsaufschwung für die Region.

Speziell das Skigebiet im Pitztal hat mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen und ist von den anderen größeren Skigebieten bereits abgehängt worden. Durch die Zusammenlegung erhofft man sich nun neue Impulse und einen wirtschaftlichen Tourismusboost.

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Der Wintertourismus ist für die dortigen Regionen oftmals der einzig verbliebene Wirtschaftszweig der eine Weiterentwicklung der Region ermöglicht und die Landflucht verhindert, viele Regionen haben jetzt bereits Dörfer und Siedlungen deren Bevölkerung kaum noch junge Leute enthält, die in wirtschaftlich prosperierendere Regionen umsiedeln.

Demgegenüber steht der Gedanken des Natur- und Umweltschutzes sowie des nachhaltigen Tourismus. Der Skisport ist unter Naturschützern stark umstritten, da für eine einzelne Sportart ein massiver Eingriff in die Natur nötig ist. Pisten und Skilifte sind oft nur während des Wintersaison in Betrieb, trotz langsamen Aufkommen des Sommertourismus in einigen Regionen.
Fakt ist, dass für die Errichtung dieser eine tiefgreifende Veränderung der Landschaft und Natur vorgenommen werden muss, Sprengungen von Gestein, Abholzung von Wäldern und Zertstörung von Lebensraum der dortigen Tiere.

Zudem bildet sich zunehmend ein Teufelskreis!

Durch die steigenden Temperaturen aufgrund des Klimawandels haben viele Regionen mit Schneemangel zu kämpfen bzw. mit der Verkürzung der Wintersaison.

Bereits jetzt wird mit Schneekanonen und Schneespeichern nachgeholfen, um die Skisaison pünktlich eröffnen zu können.

Alternativ werden weitere höherliegende und unberührte Gletscher erschlossen, welche nach wie vor einen natürlichen Schneevorrat bieten.

Hier ist allerdings die berechtigte Frage aufzuwerfen, ob es in Zeiten des Klimawandels wirklich angebracht ist, Sportarten, welchen einen derartigen Eingriff in die Natur erfordern, weiter zu fördern oder sich nicht darauf zu besinnen die letzten verbleibenden Gletscher und unberührten Gebiete soweit wie möglich zu schützen und zu erhalten, statt sie mit der Planierraupe plattzumachen.

Autor: Alexander Herberstein / Artikelbild von Creative Travel Projects / Shutterstock.com

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