Dürfen wir vorstellen – Uwe Ostertag. Immer wieder geistern Memes durchs Netz, über die sich die Leute mit einer beachtlichen Vehemenz streiten, darauf findet man zum einen bekannte Persönlichkeiten aus der Politik, denen ein falsches Zitat in den Mund gelegt wird, zum anderen findet man meistens (es sei es wird absichtlich entfernt) den Aufdruck „In Satira Veritas by Uwe Ostertag“.
Uwe Ostertag?
Seines Zeichens frühberenteter Vollzeittroll und selbsterklärter Satiriker, mit einem durchaus erkennbaren Hang zu radikalen Denkstrukturen. Ein Troll? Durchaus, denn so nennt man User, deren Hauptziel es ist, Unfrieden zu stiften, Meinungen sind ihnen da relativ egal, sie drehen sich gerne hin und her, um so zu polarisieren. Ein durch ihren Kommentar angefachter, schöner Shitstorm, ist ihnen jede Zeit der Welt wert. Sie wollen nicht diskutieren, sie wollen Streit. Uwe Ostertag bezeichnete sich seinerzeit in einem FAZ Artikel selber als Troll, da er sich diesem Aktionismus den lieben, langen Tag widmet, kann man ihn also durchaus als Vollzeittroll bezeichnen.
(ein Ostertag)
Sei Kommentare wurden härter, seine Tonart radikaler. Es erscheint dem Betrachter von außen, als würde er, also Uwe Ostertag, seine eigene, also eben die jenes Uwe Ostertags, Unzufriedenheit mit sich, der Welt und allem auf jeden und alles andere projizieren. Radikal gegen den Strom, niemand, eventuell nicht einmal mehr er selber, kann ganz genau sagen, ob er diese radikale Meinung auch tatsächlich persönlich vertritt, oder ob er sie lediglich im Netz an den Tag legt, weil derlei Meinung erstens so schön gegen den Mainstream schwingt und zweitens einfach mehr „likes“ und Gefolgschaft produziert. Mehr, in Form von Ausdrucken in Aktenordner, verwertbare Beweise. Geht es einem Troll also nur vorgeblich darum einen schönen Shitstorm loszutreten und in Veritas Namen doch nur um Selbstbestätigung? Ist deshalb die radikale Ausrichtung gewählt worden, um zu polarisieren, „Gefolgschaft“ zu bekommen und so eine anderweitig verweigerte Bestätigung zu erhalten? Vielleicht, aber nicht nachweisbar, also bleibt dann nur der Schluss, er tickt genauso, wie er schreibt. Radikal, aber stetig bemüht lediglich die Grenzen des Machbaren neu auszuloten, um so eine Stimmung von „er schreibt zwar radikal, ist aber im Grunde harmlos“ zu erzeugen.
„In Satira veritas“ die abgewandelte Variante von „In Vino veritas“ – Im Wein liegt Wahrheit. Das mag bis zu einem gewissen Grade sogar stimmen, aber ob dazu nachweislich falsche Zitate von Politikern geeignet sind? Die sind weder echte Satire noch tragen sie zum jeweiligen Sachverhalt bei. Das Unterhaltsamste an derlei Bildereien ist immer noch, wenn man den Verteilern nachweist, dass die auf dem Bild gezeigt Person, den dort dazu geschriebenen Ausspruch nie gesagt hat, kommt zu 99%iger Wahrscheinlichkeit eine Reaktion wie „ja, aber zuzutrauen ist ihm/ihr das“, oder „hätte aber sein können“, oder eine ähnlich fadenscheinige und schwache Entschuldigung.
Diese Art Memes sind nichts weiter als bildgewordene Trollkommentare, damit erreicht ein Troll vermutlich eine viel größere Beitragsreichweite, als er sich bislang in seinen feuchtesten Träumen hat ausmalen können. Man sollte also die Bildchen behandeln wie einen normalen Trollkommentar, also getreu dem Motto „Don’t feed the Troll“ einfach links liegen lassen. Ist das dann eigentlich für einen politisch rechtslastig motivierten Trollkommentarbildmeme eine doppelte Bestrafung, wenn man ihn nicht schlicht ignoriert, sondern gleich links liegen lässt?
Man kann über die Bildchen und Trollkommentare denken was man will, Uwe Ostertag ist, um es mit den Worten des hochgeschätzen Bernhard Grizmek zu sagen: „In seiner radikal aggressiven Art ein durchaus possierliches Kerlchen“, wenn man weiß, wie man ihn und seine Kommentare einzuschätzen und zu verstehen hat, muss man ihn einfach gern haben, selbst auf die Gefahr hin, dass er das gar nicht will.
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