Irreführende Bilder von der türkisch-griechischen Grenze
An der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland spielen sich hässliche Szenen ab – doch nicht alle Bilder sind echt!
Die Türkei öffnete die Grenze zu Griechenland für Migranten, Griechenland wehrt sich dagegen, Konflikte sind unausweichlich. In dieser Situation heizen so manche Nutzer die Stimmung noch mehr an, indem sie angebliche Bilder von der jetzigen Situation teilen, darunter aber leider auch Bilder, die damit gar nichts zu tun haben.
Wie es in Krisensituationen so ist: Oftmals findet dabei auch ein Informationskrieg statt. Auffällig viele türkische Accounts teilen diese Bilder, um einen moralischen Druck auf Griechenland und die EU aufzubauen. Wir bezweifeln keineswegs, dass es an der Grenze zu Ausschreitungen kommt, doch ist es denn wirklich nötig, dazu auch noch falsche Bilder zu verbreiten?
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Der blutende Mann
Das Bild ist ein Screenshot aus einem Video und stammt aus dem Jahr 2015, es zeigt Ausschreitungen an der serbisch/ungarischen Grenze.
Die weinende Frau
Das Bild wird zumeist auf Twitter in dem Zusammenhang geteilt. Es entstand bereits am 3. Februar 2020 während Ausschreitungen außerhalb eines Flüchtlingscamps auf der griechischen Insel Lesbos.
Auch in einem Youtube-Video vom 4. Februar mit einem griechischen Nachrichtenbericht ist die Frau zu sehen:
Die anderen Bilder
Die Kollegen von „Correctiv“ sahen sich die Bilder ebenfalls an.
So findet sich beispielsweise das Bild mit den zwei Männern vor dem Grenzübergang (in obigen Facebook-Posting oben rechts) in einem Artikel der griechischen Seite „Alfa Vita“ wieder. In dem Artikel vom 1. März wird auch über die Ausschreitungen berichtet.
Das Bild mehrerer Personen vor dem Grenzübergang scheint ebenfalls echt zu sein, es findet sich auf TinEye nur ein einziges Mal, erstmals am 29. Februar, also am gleichen Tag, als Erdogan die Grenze öffnete.
Das Bild mit den Kindern unter einem Wellblechdach konnten sowohl die Correctiv-Kollegen als auch wir nirgends finden, taucht aber in einem griechischen Artikel vom 2. März 2020 auf.
Die Bilder der Granaten sind höchstwahrscheinlich ebenfalls echt. Zwar konnten auch wir den exakten Zeitpunkt der Aufnahmen nicht bestimmen, jedoch berichten mehrere Medien, dass an dem Grenzübergang Tränengas eingesetzt wurde.
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Fazit
An der Bildersammlung erkennt man gut den „emotionale Druck“, der mit den geteilten Bildern aufgebaut werden soll:
Während die echten Bilder nur Gegenstände, Rauch und vermummte Personen zeigen, was emotional nicht wirklich berührt, sind ausgerechnet die beiden Bilder, welche die stärksten Emotionen hervorrufen – der blutende Mann mit dem Kind auf dem Arm, die weinende Mutter mit Kind – nicht aktuell!
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
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