In einem auf Facebook kursierendem Video wird behauptet, man solle beim Autofahren keinen Kaugummi kauen, da sonst die Alkoholtester der Polizei positiv ausschlagen.
In jenem Video hat der Mann ein Alkoholmessgerät, welches man frei erhältlich online kaufen kann, sowie eine Packung Kaugummi. Nachdem er vorher gezeigt hat, dass er 0 Promille hat, isst er einen Kaugummi, macht gleich darauf wieder einen Alkoholtest und bekommt einen stark erhöhten Alkoholwert von dem Messgerät angezeigt.
Seine Schlussfolgerung: „Kaugummis mit mehrwertigen Alkoholen“ solle man nicht beim Autofahren kauen, da bei einer Kontrolle sonst unrealistisch hohe Werte angezeigt werden und man zum Bluttest müsse.
Hier könnt ihr euch das Video ansehen:
https://www.facebook.com/heiko.reese.7/videos/3356591857715235/
Bevor wir genauer auf die Behauptung eingehen, beantworten wir erst einmal eine Frage, die sich stellt und die wichtig ist:
Was für ein Alkoholtester wurde verwendet?
Dabei handelt es sich um ein ACE AL5500. Dieser digitale Alkoholtester misst mit einem Halbleitersensor. Leicht erkennbar ist er, da das Mundstück vorne, nicht seitlich, am Gerät angebracht ist; er gehört zu den meistverkauften Alkoholtestern.
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Der Alkohol im Kaugummi
In sehr vielen Kaugummis und auch in anderen Süßwaren findet sich sogenannter „mehrwertiger Alkohol“. Allerdings handelt es sich nicht etwa um den „Trinkalkohol“, den man in Bier, Wein, Schnaps etc. findet (jener heißt übrigens Ethanol), sondern um Zuckeralkohol, welcher dem kalorienarmen und zahnschonenden Süßen von Lebensmitteln dient.
Zu den mehrwertigen Alkoholen gehören Sorbit (E 420), Mannit (E 421), Isomalt (E 953), Maltit (E 965), Lactit (E 966) Xylit (E 967) und Erythrit (E 968). Der Alkohol, welcher betrunken macht, nämlich Ethanol, findet sich nicht unter den mehrwertigen Alkoholen, es ist ein einwertiger Alkohol, da er nur eine Hydroxygruppe hat.
Warum aber reagiert dann der Alkoholtester?
Da müssen wir auf die drei Messmethoden eingehen, die bei Alkoholtestern verwendet werden.
Halbleitersensor
Halbleitersensoren besitzen eine gasempfindliche Sensorschicht. Treten bestimmte Gase wie beispielsweise Ethanol mit der Sensorschicht in Kontakt, kommt es zu einer Oxidation durch den Verbrauch von Sauerstoffmolekülen. Dadurch setzen sich Elektronen an dem Leitungsband fest, es kommt zu einer erhöhten Leitfähigkeit, welche dann gemessen wird.
Bei dieser Messtechnik werden auch andere Gase außer Ethanol gemessen, beispielsweise Aceton, Ammoniak, Kohlenmonoxid und Menthol. Gerade bei Letzterem sollte man aufhorchen, da Menthol auch in vielen atemerfrischenden Kaugummis zu finden ist.
Elektrochemischer Sensor
In solchen Geräten findet sich eine Messelektrode, eine Gegenelektrode und ein wenig Elektrolyt. Der zu messende Stoff (also Ethanol) oxidiert an der Messelektrode, gleichzeitig wird auf der Gegenseite Umgebungssauerstoff entzogen. Der entstehende Elektrodenstrom wird dann über einen Lastwiderstand gemessen.
Auch bei dieser Methode werden andere Gase ebenfalls gemessen, allerdings ist die Messgenauigkeit sehr viel höher.
Infrarotsensor
Bei dieser Methode sendet eine infrarote Lichtquelle im Gerät Licht in verschiedenen Wellenbereichen aus. Befindet sich zwischen zwei Fenstern, durch die die Atemluft bei dem Gerät strömt, Ethanol, so ändert sich die Lichtintensität im Gerät, da das Ethanol eine bestimmte Wellenlänge des Lichtes absorbiert.
Mit welchen Geräten misst die Polizei?
Es gibt nur ein einziges Gerät, welches gerichtlich zugelassen ist, da es als einziges Gerät zwei Messmethoden nutzt und sehr genaue Ergebnisse liefert:
Das Dräger Alcotest 7110 Evidential, Typ MK III.
Bei diesem Gerät wird sowohl mittels elektrochemischem Sensor als auch mit Infrarotsensor gemessen. Allerdings kostet das Gerät auch 6.000 Euro und ist nicht für den Privatgebrauch erhältlich.
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Fazit
Alkoholtester bekommt man im Handel schon sehr günstig, wobei allerdings die Preisspanne sehr groß ist: Von wenigen bis zu mehreren hundert Euro findet man alles. Das in dem Video benutzte Gerät liegt im sehr guten Mittelbereich und wird deshalb auch gut verkauft.
Allerdings muss man dazu auch sagen, dass es auch „nur“ einen Halbleitersensor verwendet, der zwar recht genau misst, aber auch leicht getäuscht werden kann. So hat man zwar damit ein anständiges Gerät, welches man als „Partygag“ nutzen kann, es ist aber alleine vom Preis und der verwendeten Technik her natürlich nicht mit den Messgeräten der Polizei vergleichbar.
Man darf also trotzdem weiterhin Kaugummi am Steuer kauen!
Im Ernstfall, wenn man wirklich befürchtet, dass dies Auswirkungen auf den Alkoholtest der Polizei haben könnte, muss man halt dann etwa eine Viertelstunde nach dem Ausspucken des Kaugummis warten, bevor man bläst, denn spätestens danach schlagen auch die günstigen Geräte nicht mehr auf die mehrwertigen Alkohole in Kaugummis an.
Artikelbild: Daniel Chetroni / CWIS / Shutterstock
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