Faktencheck: Ist der “Kinder-Riegel” lebensgefährlich?

Autor: Tom Wannenmacher


Liebe Leserin, lieber Leser,

jeden Tag strömt eine Flut von Informationen auf uns ein. Doch wie viele davon sind wirklich wahr? Wie viele sind zuverlässig und genau? Wir bei Mimikama arbeiten hart daran, diese Fragen zu beantworten und dir eine Informationsquelle zu bieten, der du vertrauen kannst.

Aber um erfolgreich zu sein, brauchen wir deine Hilfe. Du hast es in der Hand, eine Welt voller vertrauenswürdiger Informationen zu schaffen, indem du uns jetzt unterstützt. Jede Unterstützung, ob groß oder klein, ist ein wichtiger Beitrag zu unserer Mission.

Werde Teil einer Bewegung, die sich für die Wahrheit einsetzt. Deine Unterstützung ist ein starkes Signal für eine bessere Informationszukunft.

❤️ Herzlichen Dank

Du kannst uns entweder via PayPal oder mittels einer Banküberweisung unterstützen. Möchtest Du uns längerfristig unterstützen, dann kannst Du dies gerne mittels Steady oder Patreon tun.


Vor rund einem Jahr hatten wir das Thema schon einmal auf dem Tisch und abermals ist die Warnung vor Kinderschokolade im Umlauf.

Gemeint ist: eine große Welle an Verteilungen des Artikels mit der Warnung vor Kinder Riegel. Schaut man sich den Artikel genau an, so liest man: “Denn jetzt wurde von Foodwatch, einem Verein der die Qualität und die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln überprüft, etwas in ihnen gefunden, das fatale Folgen haben kann.”. Diese Warnung ist zumindest kein Fake, ihre Erstveröffentlichung fand jedoch bereits im Juli 2016 statt. Um das hier geht es:
image

Detailanalyse:

Laut einem Bericht im „Spiegel“ vom 2. Juli 2016 spricht die Verbraucherorganisation Foodwatch von einer erheblichen Verunreinigung mit aromatischen und gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen, unter anderem im „Kinder Riegel“ der Firma Ferrero und in den für Aldi produzierten Schokohappen „Sun Rice“.
Neben Massen an Zucker (eine 100 Gramm – Tafel beherbergt 52,5 Gramm Zucker) und einem kaum messbaren Anteil an Milch, kommt also noch Mineralöl dazu, sogar mehr als in den im März getesteten Adventskalendern und Osterhasen.

Mineralöl?

Dieses natürlich vorkommende Gemisch aus verschiedenen Kohlenwasserstoffen sorgt dafür, dass alles in der Weltwirtschaft reibungslos läuft. Nicht der Handel oder die internationalen Beziehungen, aber die Motoren von Autos, Schiffen und Flugzeugen zum Beispiel. Da gibt es die gesättigten Kohlenwasserstoffe (englisch „Mineral oil saturated hydrocarbons“) MOSH und die aromatischen Kohlenwasserstoffe („Mineral oil aromatic hydrocarbons“) MOAH. Eben jene MOAH stehen im Verdacht krebserregend zu sein.
Im Mai 2015 prüfte das Bundesinstitut für Risikobewertung, ob der Stoff, der auch in Kosmetika (Hautcremes, Lotionen, Körper- und Gesichtsreinigungsmitteln, Sonnencremes, Selbstbräunern, Deos, etc.) verarbeitet wird, eine Gefahr für die Gesundheit darstelle. Das Ergebnis damals „Nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand sind gesundheitliche Risiken für Verbraucher unwahrscheinlich“. In der Kosmetik und Pharmazie eingesetzte Mineralöle müssen einige Anforderungen erfüllen, sie müssen extrem rein und verträglich, farblos, sowie geruchs- und geschmacksfrei sein. Diese sogenannten Weißöle werden, weil sie, so vermutet man, so unschädlich und ungefährlich sind, auch in der Lebensmittelindustrie benutzt, zum Beispiel in Schokolade.

Die Stiftung Warentest hatte Spuren von Mineralöl in Schokolade aus Adventskalendern und Foodwatch in Osterhasen nachgewiesen. Bei den Tests fanden sich Rückstände der potentiell krebserregenden MOAH (aromatische Mineralöle) in geringen Konzentrationen in acht von zwanzig Hasen verschiedener Hersteller.

Wie kommt das Zeug in die Schokolade

Auch in der Lebensmittelindustrie werden Mineralöle als Schmiermittel für Maschinen, aber auch in Verpackungen eingesetzt. Foodwatch benennt als Verunreinigungsquellen den Transport von Kakao in belasteten Jutesäcken und den Kontakt mit ölenden Maschinen. Auch von den Farben auf Kartons aus Altpapier kann eine Belastung ausgehen. Während der Lagerung gelangen die Substanzen aus dem mit mineralölhaltigen Farben bedruckten Recyclingpapier in die Schokolade.
Von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit werden MOAH als „möglicherweise krebserregend und erbgutverändernd“ eingestuft. Vom Bundesinstitut für Risikobewertung kommt die Erklärung: „Das Vorkommen von Mineralölbestandteilen, insbesondere von MOAH, in Lebensmitteln ist prinzipiell unerwünscht.“

Keine Grenzwerte

Allerdings gibt es für Mineralölrückstände in Nahrungsmitteln bisher keine gesetzlichen Grenzwerte. Hersteller und Händler bemühen sich seit Jahren darum, diese Stoffe aus der Lebensmittelproduktion zu verbannen, so der „Spiegel“.
Aldi Süd und Lidl sollen ihre Lieferanten aufgefordert haben, alle Verunreinigungsquellen zu identifizieren und nur noch mineralölfreie Produktionsmittel zum Einsatz kommen zu lassen.
Wenn man bedenkt unter welchen Umständen Kakao teilweise angebaut und geerntet wird, um dann möglichst billig auf den Weltmarkt zu kommen, wird es ein langer Weg zu einer absolut mineralölfreien Schokolade werden und der Weg fängt bei uns an, erst wenn wir bereit sind mehr für eine Tafel Schokolade oder die Dose Kakao auszugeben, erst dann wird sich eventuell auch in den Herkunftsländern etwas ändern.
Quellen:

Autor der Ursprungsberichts 2016: Andre W., mimikama.org

Artikelbild: Shutterstock / Schutterstock


Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstand durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Mehr von Mimikama