Gibt es bald keinen St.-Martins-Umzug mehr?

Autor: Kathrin Helmreich

Alle Jahre wieder… es wird Herbst und schon trudeln die Anfragen zu einem ganz bestimmten Bullshit-Bildchen herein…

Richtig geraten, es geht um das Bild mit dem fett unterstrichenem Titel “Klarstellung”. Und worum geht es dabei genau? Auch richtig geraten. Hier geht es wieder einmal um den St.-Martins-Umzug, den guten alten Weihnachtsmarkt und die Adventsbeleuchtung. Wer dieses Bild mysteriöserweise nicht kennen sollte, so sieht das gute Stück aus:

Quelle: Screenshot Mimikama
Quelle: Screenshot Mimikama

Bild im Klartext:

Klarstellung
Ich gehe mit meinen Kindern zum St.-Martins-Umzug (nicht zum “Sonne-Mond-und-Sterne-Fest”). Im Dezember freuen wir uns auf den Weihnachtsmarkt (nicht auf den “Wintermarkt”) und die Adventsbeleuchtung (nicht die “Winterbeleuchtung”) und feiern dann Weihnachten (und keine “Jahresendfeier”).
Ich halte viel von Toleranz und Rücksichtnahme. Nichts halte ich allerdings von den Vollidioten, die meinen, dass wir in unserem eigenen Land unsere eigenen Traditionen und unsere eigene kulturelle Identität aufgeben sollten.
Nicht mir mir!
Like und teile, wenn Du das auch so siehst!

Aber was hat es denn nun wirklich damit auf sich?

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Ist denn diese klare Ansage berechtigt … wird alles umbenannt, entfremdet und mit keinem Wort mehr gewürdigt? Klarheit bekommt man, wenn man ein bisschen nachforscht, was es mit all diesen Begriffen wirklich auf sich hat:

Schon mal was von dem Sonne-Mond-und-Sterne-Fest gehört?

Fangen wir einmal mit dem genannten Sonne, Mond und Sterne-Fest an… Hände nach oben, wer dieses Fest wirklich kennt und woher der Name eigentlich kommt!
Nein? Nichts? Hier ist die Antwort:
Diese Bezeichnung wurde durch die Kindertagesstätte Leimenkaut in Bad Homburg v.d. Höhe ins Leben gerufen. Wer jetzt schreit, dies könnte damit zu tun haben, dass der muslimische Anteil an betreuten Kindern so hoch wäre, falsch geraten. Es geht nämlich um Suppe.
Der Fall wurde sogar so populär, dass die Kindertagesstätte eine offizielle Pressemeldung ausgegeben hatte. Zugegeben, es ist schon ein Weilchen her, trotzdem wird jedes Jahr aufs neue gewettert und gezetert:

Pressemeldung 30.01.2013 Stadt: Kita Leimenkaut feiert St. Martin

Bad Homburg v.d.Höhe. Die städtische Kindertagesstätte Leimenkaut feiert durchaus St. Martin. Darauf weist die Stadt in einer Pressemitteilung hin.
Der Name des traditionellen Festes ist – anders als in der Taunus-Zeitung vom 30. Oktober 2013 behauptet – niemals offiziell geändert worden, auch wenn von Eltern und Beschäftigten umgangssprachlich ein anderer Name verwendet wird.
„Der Artikel schildert den Vorgang leider nur sehr vage, erweckt damit einen falschen Eindruck und diskreditiert auf diese Weise die sehr gute Arbeit in dieser Kindertagesstätte, die in Bad Homburg über den Stadtteil Ober-Eschbach hinaus anerkannt ist“, antwortet Sozialdezernent Dieter Kraft auf den Bericht.
Der Name „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ ist in der Kindertagesstätte gebräuchlich, aber keineswegs offiziell. Der Anlass ist allerdings ganz trivial: Er geht zurück auf ein vergangenes Martinsfest, bei dem eine Suppe mit Sonnen, Monden und Sternen als Einlage ausgegeben worden war. Die Bezeichnung verselbstständigte sich in der Kita und wird bis heute von Eltern benutzt, darunter zahlreiche, die die Vorgeschichte nicht kennen, weil ihre eigenen Kinder erst später in die Kita aufgenommen worden sind. Die Kindertagesstätte selbst kündigt den Termin intern unterschiedlich an, in einigen Jahren als St.-Martins-Fest, in diesem Jahr zum Beispiel als Sonne-Mond-und-Sterne-Fest in Verbindung mit einem Martinsfeuer.
Die Stadt teilt mit, weder die Kita-Leitung noch die Verwaltung habe gegenüber Eltern weltanschauliche Gründe für die Bezeichnung geltend gemacht. Es sind von keiner dieser Stellen Aussagen über eine „politisch korrekte“ Namenswahl gemacht worden. Nach Kenntnis der Kita-Leitung haben auch keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechende Auskünfte gegeben. Keines der Zitate in dem Artikel der Taunus-Zeitung, die leider keine Quelle für diese vorgeblichen Aussagen nennt, ist als offiziell zu betrachten.
Die Kindertagesstätte Leimenkaut wird auch weiter St. Martin feiern – und wenn jemand das als „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ bezeichnen möchte, darf er das auch weiterhin tun.

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Der böse Wintermarkt

Grauenvolle Entdeckung? Ja, es gibt Wintermärkte. Zurecht, denn Weihnachten und Advent beschränken sich eben nur auf eben diese Saison. So ein Wintermarkt geht dann schon mal bis weit in den Januar hinein.
Auch hier gibt es eine offizielle Erklärung in Form einer Stellungnahme:

** Offizielle Stellungnahme ***
Die Flughafen München GmbH verwahrt sich gegen die zum Teil offen fremdenfeindlichen und hetzerischen Beiträge, die uns zum Thema Wintermarkt erreichen. Wir sind hier offenbar zum Ziel einer bösartigen Kampagne geworden, die über die vermutliche gefakte Anonymus-Seite ausgelöst wurde. Zu dem Begriff Wintermarkt stellen wir fest: Der alljährliche Markt im München Airport Center wird bereits seit dem Jahr 2006 unter dem Namen Wintermarkt veranstaltet. Der Grund für diese Benennung war seinerzeit, dass die Öffnungszeiten des Marktes im MAC verlängert wurden. So blieben die Stände im MAC in der Saison 2006/2007 erstmals bis zum 7. Januar offen – und damit zwei Wochen länger als die klassischen Weihnachtsmärkte. Mit der neuen Bezeichnung sollte sichergestellt werden, dass der Wintermarkt am Flughafen mit seiner längeren Öffnungsdauer von den Weihnachtsmärkten unterschieden wird. Auch im laufenden Jahr ist der Markt im MAC eben kein Weihnachts- oder Christkindlmarkt, die ja bekanntlich am ersten Adventswochenende starten. Demgegenüber beginnt der Wintermarkt am Flughafen bereits morgen und damit eine Woche früher. Anders als die Weihnachtsmärkte endet der Wintermarkt am Flughafen auch nicht an Heiligabend, sondern erst am 27. Dezember. Insofern wäre es schlicht irreführend, den Markt mit der gleichen Bezeichnung zu versehen, wie die auf die Adventszeit beschränkten Weihnachtsmärkte.
//Die Flughafen München GmbH
Dazu auch die Pressemitteilung vom letzten Jahr: Pressemitteilung 2014

Weihnachtsverbot

Kein Mensch hat vor, Weihnachten abzuschaffen. Ebenso geht es um die weihnachtlichen Begriffe: wieso sollten diese ausgetauscht werden? Die christlichen Feste, allen voran Weihnachten, sind nun mal fest in unserer Kultur verwurzelt und werden nicht verwandelt.
Es gab da mal in Kreuzberg (Berlin) ein paar Boulevardschlagzeilen um ein Weihnachtsverbot, diese waren auf ein paar Kommunalpolitiker in Kreuzberg zurück zu führen.

Lass Dich nicht aufscheuchen!

Jedes Jahr im Herbst teilen tausende Menschen diese “Klarstellung”, bemerken dabei jedoch nicht, dass sie wie eine Schar Hühner aufgescheucht werden. Dieser Geist wurde selbst erschaffen, es gibt keine Abschaffung dieser Bräuche. Das einzige wirklich Sinnvolle wäre, diese “Klarstellung” zu ignorieren und nicht weiter zu teilen.

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