Verhindern Ärzte und Pharmaindustrie eine revolutionäre neue Krebstherapie?
Autor: Mimikama
Im Moment machen auf Facebook diverse Statusbeiträge die Runde zu welchen wir diverse Anfragen erhielten!
Facebook-Nutzer wollen wissen, ob Ärzte und die Pharmaindustrie eine neue Krebstherapie verhindern wollen, da diese keinen Profit verspricht. Unser Autor und ehrenamtlicher Mitarbeiter Wulf Rohwedder hat sich dem Thema angenommen und dazu recherchiert. Sein Fazit zu den Statusbeiträgen und Videos auf Facebook lautet: Es handelt sich dabei um keinen Fake im klassischen Stil, aber auch nicht um eine komplett ausgewogene Darstellung.
Menschen mit unheilbaren Krankheiten und ihre Angehörigen sind meist verzweifelt und greifen nach jedem Strohhalm. Das nutzen Scharlatane aus, die obskure Wunderkuren anbieten – oft mit der Behauptung, diese würden von der „Ärztemafia“ und der Pharmaindustrie aus Profitgründen totgeschwiegen werden.
Doch nicht immer steht hinter solchen Heilungsversprechen Scharlatanerie und Betrug, wie der Fall der Molekularbiologin Dr. Claudia Friesen von der Universität Ulm zeigt. Sie ist überzeugt, dass das Medikament Methadon die Chemotherapie bei Krebserkrankungen unterstützen kann – selbst dann, wenn sich die Tumore gegen die chemotherapeutischen Medikamente resistent zeigen, die Patienten also als austherapiert gelten.
Download: PDF / METHADON ALS KREBSMITTEL
Darauf weisen laut Friesen ihre zellbiologischen Forschungen und Tierexperimente hin, aber auch Berichte über Krebspatienten, die Methadon als Schmerzmittel erhalten und die nach Ansicht ihrer Ärzte statistisch eine höhere Überlebenszeit haben.
Klinische Tests sind jedoch teuer – bei Medikamenten werden sie meist von den Pharmafirmen finanziert, die das Mittel vermarken wollen. Für unabhängige Studien stehen nur wenige Mittel zur Verfügung.
Obwohl Methadon von der Weltgesundheitsorganisation auf die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgenommen wurde, führt es in der Gesundheitsindustrie eine Art Schmuddelkinder-Dasein: Als Opioid gilt es gesetzlich als Betäubungsmittel, was die Aufbewahrung, Handhabung und Abgabe erschwert. Heute wird der Wirkstoff vornehmlich als Ersatzdroge für Heroinabhängige eingesetzt. Diese müssen das Methadon unter Aufsicht eines Arztes oder Apothekers einnehmen um illegalen Weiterverkauf oder Missbrauch zu verhindern – was es bei diesen Berufsgruppen nicht gerade beliebt macht.
Verhindern Ärzte und Pharmaindustrie also vorsätzlich, das Methadon klinisch getestet wird?
Diesen Eindruck erwecken immer wieder Medienberichte, so zuletzt das ARD-Magazin Plusminus.
Screenshot: ARD / Hier können Sie sich das Video zu diesem Thema ansehen
Die Schwelle für solche Studien ist aus gutem Grund sehr hoch, da die Studien immer ein ethisches Dilemma darstellen: Hier wird bei Schwerkranken mit potenziell gefährlichen Drogen experimentiert – nicht selten zu Ungunsten anderer Therapieformen. Außerdem bekommt eine Kontrollgruppe der Patienten ein Placebo, wird also gar nicht behandelt. Die Vorergebnisse müssen also eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Wirksamkeit nahelegen, um eine solches Experiment an Menschen zu rechtfertigen.
Selbst nach Ansicht ihrer eigenen Universität reichen die Forschungsergebnisse von Dr. Friesen dafür nicht aus: Laut der Stellungnahme der Medizinischen Fakultät beruhen die Angaben zum Erfolg der Behandlung nicht auf wissenschaftliche Publikationen und sind für sie nicht überprüfbar.
Download: PDF / Stellungnahme zur Tumortheraphie mit Methadon
So werfen die Befürworter der Methadon-Therapie Ärzten, Kliniken und Arzneimittelindustrie eine eigennützige Unterbindung der Erforschung vor, während diese befürchten, dass gleichzeitig die massive öffentliche Werbung für die Erprobung den todkranken Menschen falsche Hoffnungen machen kann.
Immerhin: Seit Sommer 2015 werden an der Berliner Charité verlässliche Daten bei Hirntumorpatienten erhoben, die mit Methadon gegen ihre Schmerzen behandelt werden.
Screenshot: NDR.de / Hier können Sie sich das Video zu diesem Thema ansehen
Hier werden allerdings vornehmlich die Nebenwirkungen an einer relativ kleinen Zahl von Fällen untersucht. Die Erkenntnisse sind trotzdem so ermutigend, dass eine klinische Studie erwogen wird. Bis zu belastbaren Resultaten ist es aber noch ein langer Weg.
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