„Mein Sohn ist durch meinen Fehler gestorben – bitte, macht nicht denselben“ schreibt die US-Amerikanerin Angela Bono bei Facebook und warnt Eltern davor, mit ihrem Baby im selben Bett zu schlafen.
Oliver Klein, Mimikama-Gastautor
Ein Posting aus dem vergangenen Jahr, das aktuell wieder für Aufmerksamkeit sorgt – und für Anfragen an ZDDK/mimikama.
„Panikmache oder doch was Wahres dran?“ will eine Userin wissen.
Steigt das Risiko, dass Babys den Plötzlichen Kindstod sterben, wenn sie im Elternbett schlafen? Die Antwort ist Ja – wenn bestimmte Risikofaktoren dazukommen.
Die Zahlen
„Wir müssen die Nachricht verbreiten, damit mehr Menschen da draußen begreifen, dass es auch ihnen passieren kann. Es passiert. Es passiert oft“ schreibt Angela Bono. „Oft“ ist übertrieben: Denn die Fälle von plötzlichem Kindstod (SIDS – sudden infant death dyndrome) haben in den letzten 25 Jahren in allen OECD-Staaten dramatisch abgenommen, um etwa 90%.
Hinweis: Angela Bono hat im Jahre 2015 ihren damals fünf Monate alten Sohn Everett verloren und diese Information auf Ihrer Facebook Seite veröffentlicht, um andere Eltern wiederum davor warnen zu können:
This will be the hardest thing for me to write in my life, but if it saves even one life, it is worth it. My boyfriend…
Posted by Angela Bono on Mittwoch, 3. Juni 2015
Die aktuellste Zahl aus Deutschland stammt aus dem Jahr 2014, in dem das Statistische Bundesamt 119 SIDS-Fälle zählte, bei über 700.000 Geburten. ´
„Der Plötzliche Kindstod ist noch immer eine reale Gefahr – aber er ist zu einem sehr seltenen Ereignis geworden“, so fasst es der Kinderarzt Herbert Renz-Polster aus Vogt zusammen.
Eine reale Gefahr übrigens, die geringer wird, je älter die Babys sind: 80% der SIDS-Fälle passieren vor dem 6. Lebensmonat.
Die Ursachen
Auch wenn Mediziner noch über die genauen Ursachen rätseln, eine Reihe von Faktoren wurden bereits identifiziert: Das Risiko ist höher für Babys von junge Müttern unter 20, bei Frühchen (vor der 33.SSW) oder bei Säuglingen mit niedrigem Geburtsgewicht. Für Babys, die gemeinsam mit ihren Eltern im Bett schlafen steigt das Risiko für SIDS
- Wenn die Eltern rauchen, trinken, Drogen oder Schlafmittel nehmen
- Wenn es im Zimmer zu warm ist
- Wenn das Bett nicht babygerecht ist: Es zu viele Kissen oder Kuscheltiere gibt, das Kind in einem „Nestchen“ liegt (also bei einer Bettumrandung), zu weiche Matratze, Wasserbett, Federbettdecke etc. – oder wenn es erst gar kein Bett sondern eine Couch oder ein Sessel ist, auf dem die Eltern mit dem Baby eingeschlafen sind
- Wenn das Baby in Bauchlage schläft
- Wenn das Baby nicht (mehr) gestillt wird
„In vielen neueren Studien lässt sich praktisch kein SIDS-Fall mehr finden, bei dem nicht ein besonderes, meist vermeidbares Risiko vorgelegen hätte“, so Renz-Poster.
Kann man nun sein Baby im Elternbett schlafen lassen?
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt klare Empfehlungen:
- Babys nur in Rückenlage schlafen lassen
- Im Schlafsack, ohne zusätzliche Decke
- Nicht zu warm (16-18 Grad Raumtemperatur)
- In einer rauchfreien Umgebung
- Möglichst lange stillen
- In einem Bettchen im Elternschlafzimmer (ohne Kissen, Kuscheltiere, Fellunterlagen)
Also auf keinen Fall im Elternbett? Gerade dieser letzte Rat ist auch unter Experten umstritten. Renz-Poster verweist auf eine Studie aus dem Jahr 2014, die zeigt, dass nicht der Schlaf im elterlichen Bett an sich gefährlich für Babys ist, sondern ausschließlich Risikofaktoren wie die oben genannten. Andere Studien wiederum errechnen ein höheres SIDS-Risiko, gerade für Babys in den ersten drei Monaten.
Das Fazit
So grausam jeder einzelne Fall für die Eltern ist, der Plötzliche Kindstod ist bei uns Gott sei Dank selten geworden. Die Entscheidung, ob das Baby im gemeinsamen Bett schlafen darf, müssen Eltern selbst treffen. Der wichtigste Rat lautet aber:
Schließen Sie alle genannten Risikofaktoren aus.
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