Der Protest gegen die „Zensur“ des weiblichen Nippels auf Instagram

Gerade auf Instagram wird der weibliche Nippel, anders als der männliche, oft blockiert. Doch der Protest dagegen ebbt nicht ab.

Autor: Charlotte Bastam

Instagram: Hannah Maylou // Hinweis: Die Wiedergabe einzelner Bilder dient zur Auseinandersetzung mit der Sache
Instagram: Hannah Maylou // Hinweis: Die Wiedergabe einzelner Bilder dient zur Auseinandersetzung mit der Sache

Die Instagramerin Hannah Maylou ist eine von vielen Aktivist*Innen, die den weiblichen Nippel auf Instagram befreien will. Denn bis auf wenige Ausnahmen werden Bilder, die weibliche Brustwarzen zeigen, von der Plattform entfernt.

Doch gilt dies nur für den weiblichen, nicht für den männlichen Nippel. Diese  genderspezifische Unterscheidung wird seit Jahren von Feminist*Innen angeprangert. Denn die Begründung ruht vor allem auf der gesellschaftlich noch weitverbreiteten, jedoch sexistischen Annahme, dass der weibliche Nippel automatisch etwas Sexuelles ist und der männliche nicht.

Gerade die Bilderplattform Instagram betrifft das Problem. Gegen die „Nippel-Zensur“ gibt es deswegen immer wieder Protest. Viele  Frauen wollen zumindest die Möglichkeit haben, ihren Nippel zu zeigen. Wie jeder andere Mann auch.

Hannah Maylou reagierte mit u.a. diesem Protestbild, das süffisant auf die männliche Brustwarze anspielt:

 

 
 
 
 
 
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Auch Künstler*Innen litten schon unter der Nippel-Zensur

Für manche wurde die Nippel-Zensur bereits zu einem potentiell finanziellen Problem. Gerade Künstler*Innen, die ihre Kunst über Instagram vertreiben wurden in den letzten Jahren immer wieder gesperrt, wenn ihre Werke Nacktheit und insbesondere weibliche Brustwarzen enthielten.

Von Ponographie kann natürlich auch hier keine Rede sein, dennoch kommen sie nur schwer gegen die Bestimmungen an. Dabei brauchen gerade Künstler*Innen, die nicht auf Galerien oder Agenturen zurückgreifen können, eine so große Plattform wie Instagram, um ihre Werke zu präsentieren.

Instagram bleibt in Nutzungsbestimmungen vage

Zur Begründung, warum bestimmte Nacktheit nicht zugelassen wird, heißt es in den Nutzungsbestimmungen: „Wir wissen, dass Personen Bilder von Nacktheit manchmal als künstlerische oder kreative Darstellungsform teilen möchten. Aus verschiedenen Gründen ist die Darstellung von Nacktheit auf Instagram jedoch nicht zulässig. (…) Weiterhin zählen auch einige Fotos dazu, auf denen Brustwarzen von Frauen zu sehen sind.“

In den Gemeinschaftsbedingungen von Facebook, wozu auch Instagram gehört, heißt es etwas genauer: „Facebook schränkt die Darstellung von Nacktheit oder sexuellen Handlungen ein, da manche Mitglieder unserer Gemeinschaft diese Art von Inhalten als anstößig empfinden.“

Zwar finden sich in den Nutzungsbestimmungen von Facebook und Instagram nun allmählich Ausnahmen, oft ist ein weiblicher Nippel aber immer noch tabu: „So schränken wir zum Beispiel die Darstellung weiblicher Brüste ein, wenn die Brustwarzen zu sehen sind, lassen aber Bilder zu, die etwa Protestaktionen oder stillende Frauen darstellen, oder Fotos von Narbenbildungen nach Brustamputationen.

Der weibliche Nippel, anders als der männliche, darf nicht „einfach so“ existieren

Ein weiblicher Nippel ist demnach nur öffentlich zeigbar, wenn er entweder zum Protest genutzt wird, stillt oder amputiert wurde, sonst scheint er obszön zu sein und zu der Kategorie „Nacktheit oder sexuelle Handlungen“ zu gehören.

Einen weiblichen Nippel sofort mit etwas Sexuellem oder gar mit Pornographie gleichzusetzen, wobei dies nicht für den männlichen Nippel gilt, zeigt wie sehr der weibliche Körper immer noch zu einem Sexualobjekt degradiert wird. Denn es sollte nicht die Schuld von Frauen sein, dass der weibliche Nippel als sexuell, anregend und leider auch als obszön gilt.

Dieser Blickwinkel zeugt von einer sehr männlichen Sicht und reproduziert eine sexistische Sicht, in der der weibliche Nippel, von ein paar Ausnahmen abgesehen, nur als Sexobjekt gelten kann.

Und was ist mit dem männlichen Nippel?

Nur weil der männliche Nippel nicht jahrhundertelang zu einem Sexualobjekt gemacht wurde, darf dieser nun einfach existieren und muss weder protestieren, noch stillen, noch sonst etwas, um gezeigt zu werden.

Dabei könnte der weibliche Nippel doch einfach nur eine Drüse an einem menschlichen Körper sein oder eben das, wofür ihn die Besitzerin verwenden möchte. Wie aber mit ihm umgegangen wird, entscheidet immer noch die Gesellschaft. Und so tragen Instagramer*Innen wie Hannah Maylou oder Accounts wie „free the nipple“ zu einer möglichen Neuinterpretation bei.

Übrigens: Der Account Genderless Nipple zeigt besonders schön, wie willkürlich die Auswahl zwischen männlichen und weiblichen Nippeln sein kann. Oder würden Sie den Unterschied erkennen?

 

 
 
 
 
 
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