Privater Fahndungsaufruf „Hund todgeprügelt [sic]”

Autor: Andre Wolf

Private Fahndungsaufrufe: Das vermeintlich moralisch korrekte Verhalten birgt nicht nur Tücken, sondern auch Gefahren für Unbeteiligte und auch sich selbst. Daher dürfen nur Strafverfolgungsbehörden nach Personen öffentlich fahnden.

Und das zurecht, denn private Fahndungsaufrufe treffen unter Umständen auch Unbeteiligte. Verwechslungen, Ähnlichkeiten oder Boshaftigkeiten können dazu führen, dass unschuldige Personen einer Jagd unterliegen. Zusätzlich gilt, auch wenn das für viele Menschen schwer verständlich ist, auch Straftäter, ganz zu schweigen von Tatverdächtigen oder Personen, gegen die nicht einmal ermittelt wird(!), haben Persönlichkeitsrechte. Darüber kann sich niemand per eigener Meinung hinwegsetzen. Diese Persönlichkeitsrechte dürfen nur unter ganz bestimmten Umständen aufgeweicht werden. Voraussetzungen, die in den deutlich seltensten Fällen greifen.
Auch Kinder und Jugendliche haben Persönlichkeitsrechte, die nicht durch private Fahndungen verletzt werden dürfen (Bilder angeblich gesuchter Kinder, kranke Kinder, etc.). Wer Persönlichkeitsrechte Dritter verletzt, muss mit teuren Abmahnungen, Schadensersatz- und Schmerzensgeldforderungen rechnen und erfüllt u.U. Straftatbestände.

20.000 Verteilungen

Das entspricht der Einwohnerstärke einer deutschen Kleinstadt: fast 20.000 Mal wurde die folgende private Meldung geteilt. Diese 20.000 Menschen teilen das Bild einer Person, einen Namen und auch einen Wohnort, ohne dass es dazu eine eine öffentliche Grundlage durch Strafverfolgungsbehörden gibt.
image
Wer Persönlichkeitsrechte Dritter verletzt, muss mit teuren Abmahnungen, Schadensersatz- und Schmerzensgeldforderungen rechnen und erfüllt u.U. Straftatbestände. Die Strafen hierfür können natürlich unterschiedlich ausfallen, gerade Privatpersonen dürften hier nicht gleich mit einer Gefängnisstrafe rechnen müssen, sondern werden eher mit Geldstrafe bestraft. Die Höhe hängt hier von Ihrem Einkommen ab.

Das sagt der Anwalt

MIMIKAMARechtsanwalt Jun von Jun-IT warnt vor privaten Fahndungsaufrufen: Man muss zwischen zwei Szenarien unterscheiden: 1. Sind die Tatsachenbehauptungen allesamt bis in jedes Detail wahr und für den Poster beweisbar? Dann haben wir keine üble Nachrede, jedoch eine Verletzung von Persönlichkeitsrechten einerseits durch die Nennung eines Namens und Pseudonyms, vor allem aber durch die Verbreitung seines Fotos im Zusammenhang mit einem hoch emotionalen Vorwurf. Die abgebildete Person müsste der Verbreitung in dieser Form zugestimmt haben. Teilen stellt eine Verbreitung dar und löst damit eine Haftung des teilenden Users aus.

Und Szenario 2: Angenommen die Tatsachen sind nicht alle wahr. Hier kann sich jeder User nach § 186 StGB wegen Übler Nachrede strafbar machen, wenn er eine solche Tatsachenbehauptung verbreitet. Es kommt also nicht darauf an, dass man sich die Tatsachen selbst als wahr behauptet, wenn man an der Verbreitung ohne Distanzierung mitwirkt.

Auch Kommentare können teilweise den Aufruf zu Straftaten und Beleidigungen enthalten. Der Postende User muss nach Kenntniserlangung durch Löschungen tätig werden. Wer einen anderen öffentlich einer Gewalttat an Menschen oder Tieren bezichtigt, erzeugt damit regelmäßig heftig Reaktionen und kann einen Betroffenen erheblichen Schaden zuführen, was in manchen Fällen von Kommentatoren oder Postenden sogar beabsichtigt ist. Für die Verbreiter kann das juristisch zu empfindlichen Schmerzensgeldansprüchen und Strafbarkeiten führen, wenn sich der Betroffene dagegen wehrt.
Wer solche Behauptungen in Bezug auf einen anderen aufstellt, sollte möglichst vorher stichhaltige Beweise und eidesstattliche Erklärungen dafür haben, dass die Darstellung richtig ist. Von der Verbreitung fremder Bildnisse sollte man aber immer absehen.

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.