„Qatar welcomes you“ ist kein offizielles Plakat

Auf Social Media wird ein Plakat mit der Überschrift „Qatar welcomes you“, welches eine Reihe von Verboten aufzeigt, geteilt. Es stammt jedoch nicht von den Veranstaltern der Fußball-WM, sondern von einer konservativen Bürgerinitiative.

Autor: Ralf Nowotny

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Die Behauptung

Auf Social Media wird ein Plakat mit der Überschrift „Qatar welcomes you“, welches eine Reihe von Verboten aufzeigt, geteilt.

Unser Fazit

Es handelt sich um kein offizielles Plakat zur kommenden Fußball-WM in Qatar, sondern stammt von einer konservativen Bürgerinitiative, die seit 2014 existiert und immer wieder Plakate und Sharepics zum Verhalten von Touristen veröffentlicht. Teilweise sind die Regeln auf dem Plakat auch nicht korrekt.

Die im November beginnende Fußball-WM in Qatar (auf Deutsch Katar geschrieben) in vielerlei Hinsicht berechtigterweise umstritten. Öl ins Feuer gießt dabei ein scheinbar offizielles Plakat, welches zwar auf Englisch und Arabisch in der Überschrift alle Gäste begrüßt, aber gleich darauf acht Verbote aufzählt, die aber zumindest in zwei Punkten so nicht korrekt sind.
Es handelt sich dabei jedoch um ein Plakat einer konservativen Bürgerinitiative, nicht um ein offizielles Plakat

Das Plakat „Qatar welcomes you“

Dieses Plakat wird auf Social Media geteilt:

Das "Qatar welcomes you"-Plakat
Das „Qatar welcomes you“-Plakat

Folgendes Verhalten sollte man laut dem Plakat vermeiden:

  • Alkohol trinken
  • Homosexualität
  • Freizügigkeit
  • obszönes Verhalten
  • Gebetsstätten nicht respektieren
  • Laute Musik und Geräusche
  • Dating
  • Fotografieren ohne Erlaubnis

Einige dieser Punkte sind selbsterklärend und auch hierzulande teilweise verboten oder unerwünscht, beispielsweise das öffentliche Trinken von Alkohol in vielen Innenstädten, laute Musik, das Nichtrespektieren von Kirchen und unerlaubtes Fotografieren, während freizügigere Kleidung und knutschende Paare, egal ob homo- oder heterosexuell, hier eher kein Problem darstellen (zumindest nicht gesetzlich verboten sind).

Die Herkunft des Plakats

Oben links auf dem Plakat ist ein kleines Logo erkennbar, unter dem auf Arabisch und Englisch „Reflect Your Respect“ steht, was uns auch zu den Urhebern führt.

Erstmals wurde das „Qatar welcomes you“-Plakat am 1. Oktober von einem Twitter-Account veröffentlicht, dessen Profilbild das gleiche Logo ist, welches auch auf dem Plakat zu sehen ist.
In einem Tweet von 2014 steht auch, worum es den Urhebern bei ihrer „Reflect your Respect“-Kampagne geht:

„Reflect your Respect ist eine qatarische Kampagne, die von Touristen erwartet, dass sie sich in der Öffentlichkeit bescheiden kleiden. Bitte unterstützen Sie uns.“

Quelle: Twitter

Die „Reflect your Respect“-Kampagne

Die Kampagne ist nicht einmal neu, sondern existiert seit dem Mai 2014. Einige arabische Seiten (siehe HIER und HIER) berichteten, dass die private Initiative, welche je nach Quelle von Jugendlichen oder von Frauen gegründet wurde, sich dafür einsetzt, dass Touristen sich in Qatar nicht zu freizügig bekleiden.

MIMIKAMA
Ein Plakat der Kampagne von 2014

2014 wurde auch bekannt gegeben, dass die Fußball-WM 2022 in Qatar ausgetragen werde, weswegen ein Zusammenhang mit der Kampagne und der Veranstaltung nahe liegt. Bereits 2014 wurde aber auch an der Kampagne kritisiert, wie man westlichen Touristen klarmachen solle, dass sie sich bei bis zu 45 Grad Hitze größtenteils verhüllen sollten.

Auf dem offiziellen Twitter-Account der WM wird ebenfalls dementiert, dass es sich um ein offizielles Plakat handelt, auch wird darauf hingewiesen, dass einige der Informationen darauf nicht korrekt sind.

„Die in den sozialen Medien kursierende Grafik „Qatar Welcomes You“ stammt nicht aus offizieller Quelle und enthält sachlich falsche Informationen. Wir bitten Fans und Besucher dringend, sich für Reisehinweise zur diesjährigen FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Qatar 2022 ausschließlich auf offizielle Quellen der Turnierorganisatoren zu verlassen.“

Quelle: Twitter

Die Verbote sind teilweise nicht korrekt

Wie schon oben geschrieben: Einige Verbote, die diese private Initiative aufzählt, sollten eigentlich nicht überraschen. Bei zweien der Punkte liegen sie allerdings falsch!

In einer Reihe von Tweets bestreitet der Professor der HBKU University of Qatar Marc Owen Jones mit Hilfe der Forscherin Nesibe Hicret Battaloglu von der Qatar University den Inhalt des in sozialen Netzwerken verbreiteten Posters:

Nein, Alkohol wurde nicht verboten – die Trinkregeln wurden sogar gelockert – ebenso wenig wie Musik, Verabredungen, laute Geräusche oder Obszönitäten.

In einem Artikel des „Independent“ (HIER archiviert ohne Paywall) werden die Regeln und Verbote aufgezählt, die tatsächlich zu befolgen sind. Hier einige Auszüge bezüglich des Plakats:

Alkohol

  • Entgegen einem weit verbreiteten Missverständnis ist es in Qatar legal, Alkohol zu konsumieren, wenn man über 21 Jahre alt ist. Die Fans können erwarten, dass sie in „lizenzierten Bars oder Restaurants“ Alkohol kaufen können.
  • Den Fans wird ab 18.30 Uhr in den Fanzonen sowie vor und nach den Spielen in den acht Stadien Bier zur Verfügung gestellt. Während der Spiele selbst werden alkoholische Getränke in den Stadien jedoch nicht erhältlich sein.
  • Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist nach wie vor streng verboten, ebenso wie privater Konsum, der zu Rauschzuständen oder zur „Störung“ anderer Menschen führt, was mit bis zu drei Jahren Haft und hohen Geldstrafen geahndet wird.

Kleidung

  • Den Fans wurde geraten, sich „bescheiden“ zu kleiden, also die Schultern zu bedecken und kurze Röcke zu vermeiden.
  • Kurze Hosen oder ärmellose Oberteile werden nicht empfohlen, und der Zutritt zu einigen offiziellen Gebäuden kann laut der Tourismusbehörde von Qatar verweigert werden, wenn die Sittsamkeitsregeln nicht eingehalten werden.

Benehmen und Intimität

  • In Qatar werden strengen Richtlinien zu Obszönitäten durchgesetzt. Fluchen und anzügliche Gesten fallen unter diesen Abschnitt des qatarischen Gesetzes, wobei diese Vergehen mit Ausweisung oder Gefängnis bestraft werden können.
  • Jede Form der öffentlichen Intimität, wie z. B. Küssen, ob hetero- oder homosexuell, kann in Qatar zur Verhaftung führen.
  • Fans wird geraten, qatarischen Frauen nicht die Hand zu geben, da diese Geste als respektlos aufgefasst werden kann.

Paare, ob verheiratet oder nicht, dürfen jedoch offiziell gemeinsame Hotelzimmer nehmen – was allerdings wohl schwierig ist, da einige Hotels Buchungen von homosexuellen Paaren bereits verweigern.

Fazit

Es handelt sich um kein offizielles Plakat zur kommenden Fußball-WM in Qatar, sondern stammt von einer konservativen Bürgerinitiative, die seit 2014 existiert und immer wieder Plakate und Sharepics zum Verhalten von Touristen veröffentlicht. Teilweise sind die Regeln auf dem Plakat auch nicht korrekt.

Weitere Quelle:

open.online
Auch interessant: Das Faktenpapier „Was wir 2022 über das Extremwetter in Deutschland wissen“, welches aus dem Extremwetterkongress 2022 hervorging, zeigt starke Veränderungen in Folge der globalen Erwärmung.
Extremwetter in Deutschland 2022 – Was wir darüber wissen
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