Schottener Tafel e.V., Ausgabestelle Nidda: über den Aushang
Autor: Andre Wolf
Wenn Aushänge “berühmt” werden: in der Ausgabestelle Nidda der Schottener Tafel e.V.in Hessen hing ein Informationsblatt aus, welches (in dieser Form verfasst) beschreibt, dass Asylkunden vorrangig bedient werden.
Zudem wird noch darauf hingewiesen, dass die von Asylkunden zurückgegebenen Waren an die übrigen Tafelkunden gereicht werden.
Diese Aushang ist nicht von Dritten verfasst worden, sondern hing tatsächlich in der Ausgabestelle Nidda. Der Tafelladen in Nidda bedient neben Asylbewerbern und Personen mit abgeschlossenem Asylverfahren grundsätzlich Mitbürger, die Hartz IV, Arbeitslosengeld II, Grundsicherung oder eine ähnliche Sozialunterstützung erhalten. Dementsprechend gilt der Aufruf zu dieser Art der Zurückhaltung eben jenen anderen Kunden.
Das Schreiben in der vollen Länge, so wie es im Netz zu finden ist:
So wie der Aushang verfasst ist, kann man durchaus auffassen, dass hier eben andere bedürftige Mitbürger abgewertet werden, hinten anstehen müssen und gar nur die aussortierten Reste bekommen. Was nun genau hinter diesem Aushang steckt, konnte uns Andreas Bill, 1. Vorsitzender der Schottener Tafel e.V., genauer erklären.
Nachgefragt!
Auf unsere Anfrage hin wurde bestätigt, dass eben dieses Schreiben aushing und auch, warum man aus logistischen Gründen um diesen Ablauf bittet. Gleichzeitig räumt der Vorsitzende ein, dass die Art der Ausdrucksweise gerade für Außenstehende unsensibel scheinen dürfte und beschreibt daher den Sinn des Ablaufes:
Schotten, den 04.05.2017
Sehr geehrter Herr Sachs !
Wie gerade telefonisch besprochen möchte ich die Sache richtigstellen.
Zugegeben das Plakat war etwas unsensibel abgefasst. Wer aber die Abläufe in den Tafeln kennt, weiß dass an den Ausgabetagen die Lebensmittel in Kisten gleichmäßig verteilt werden. Die Mitarbeiterinnen der Tafel geben sich die größten Mühen, die Lebensmittel gerecht aufzuteilen. Jeder Bedürftige bekommt eine Kiste. Familien mit mehreren Kindern werden natürlich großzügiger bedacht als Einzelpersonen.
Es ist also vollkommen egal, ob ich meine Lebensmittel um 11.00 Uhr oder um 15.00 Uhr bekomme, es ist immer der gleiche gerechte Anteil drin.
In diesem Fall sollten die Flüchtlinge früher drankommen, weil der überwiegende Teil muslimischen Glaubens ist und aus religiösen Gründen nicht alle angebotenen Lebensmittel verzehren darf und diese dann an uns zurückgeben. Diese zurückgegebenen Lebensmittel müssen wir dann nicht wegschmeißen, sondern können diese anderen Bedürftigen anbieten.
Vor diesem Hintergrund ist es also eher ein Vorteil, wenn man die Ware etwas später bekommt, weil man dann eher mehr in seiner Kiste hat.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Bill
Abwarten ja – weniger bekommen nein
Ja, die Schottener Tafel e.V. bittet ihre deutschen Kunden, erst muslimische Asyl-Kunden ihre Lebensmittelkisten zu nehmen. Jedoch nicht, um aus den Resten neue Kisten für die übrigen Kunden zu erstellen, sondern um die Reste zusätzlich anbieten zu können. Die Lebensmittelkisten, welche deutsche Kunden bekommen, sind nach Aussage der Tafel grundsätzlich identisch mit denen der Flüchtlinge, um jedoch überflüssiges Wegwerfen zu vermeiden, können die Vormittags aussortierten Lebensmittel den eben am Nachmittag zusätzlich angeboten werden.
Das System steigert in diesem Sinne die Effektivität, man muss jedoch zugeben, dass die Effektivität auch in gewissem Sinne zu Lasten der Wartezeiten jener übrigen Tafelkunden gesteigert wird. Letztendlich ist es auch eine Sache der Formulierung, denn wenn man darauf hinweist, dass es eventuell von Vorteil wäre, etwas später zu kommen, da man dann durchaus zusätzliche Waren zum normalen Lebensmittelpaket bekommen kann. In der ursprünglichen Formulierung schwingt jedoch eben dieser Beigeschmack mit, dass deutsche Kunden am Ende des Tages wartend nur Reste abbekommen würden, was nach der Erklärung durch den Vorsitzenden eben nicht der Fall ist.
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