Die Behauptung
Die WHO und die Vereinten Nationen (UN) fördern die Sexualisierung von Kindern im Rahmen der Sexualaufklärung, um sie zu unangemessenen sexuellen Aktivitäten zu verleiten.
Unser Fazit
Diese Behauptungen sind falsch und beruhen auf einer verzerrten Interpretation der WHO-Richtlinien. Die WHO-Standards zielen auf eine altersgerechte und umfassende Sexualaufklärung ab, die Kindern und Jugendlichen hilft, ihre sexuelle Gesundheit zu verstehen und zu schützen.
Kurzüberblick:
- Ziel der WHO-Standards: Umfassende und altersgerechte Sexualaufklärung zur Förderung der sexuellen Gesundheit und Prävention von Missbrauch.
- Fehlinterpretationen: Einzelne Inhalte werden aus dem Zusammenhang gerissen, um falsche Behauptungen zu stützen.
- Reaktion der BZgA: Klarstellung, dass die Leitfäden keine Anweisungen zur Förderung unangemessener sexueller Aktivitäten bei Kindern enthalten.
Bewertung: Die Behauptungen über eine vermeintliche Sexualisierung von Kindern durch die WHO sind haltlos und dienen lediglich der Verbreitung von Panik durch bewusste Fehlinterpretationen der Leitfäden.
Die Wahrheit hinter den WHO-Leitlinien zur Sexualaufklärung
Seit einiger Zeit kursieren in sozialen Medien und Blogs irreführende Informationen über die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Sexualaufklärung. Kritiker behaupten, die WHO wolle im Rahmen der „Agenda 2030“ Kinder zu unangemessenen sexuellen Aktivitäten anleiten. Diese Behauptungen entbehren jedoch jeglicher Grundlage und beruhen auf Fehlinterpretationen der offiziellen Leitfäden.
Fehlinterpretationen und gezielte Fehlinformation
Einige Kritiker haben einzelne Passagen der WHO-Leitlinien sowie der „International technical guidance on sexuality education“ aus dem Zusammenhang gerissen und behauptet, die WHO wolle Kinder schon früh sexualisieren und fordere angeblich auch, dass Kinder Sexualpartner haben sollten oder dass dafür „Erkundungsräume“ eingerichtet werden sollten.
Eine ähnliche Geschichte ist uns bereits 2021 begegnet, in der es um die angebliche Forderung von „Masturbationszimmern“ in Kitas ging: HIER – Damals allerdings noch ohne Zusammenhang mit der WHO.
In einem weiteren Video wird ebenfalls vor den Ansätzen der Weltgesundheitsorganisation gewarnt, die in der „Agenda 2030“ enthalten seien. Hier wird gar von Mittäterschaft von Eltern, Erziehungsberechtigten und Pädagogen gesprochen, wobei hier ein weiteres Video als Grundlage dient, in dem die Leitfäden zerpflückt werden und als Beweise dienen sollen.
Diese Darstellung suggeriert, dass diese Punkte in der Sexualerziehung erfüllt werden müssen, auch werden die einzelnen Punkte ohne Kontext aufgezählt, um eine vollständige Betrachtung des Themas zu ermöglichen.
Was die WHO wirklich fordert
Die von der WHO und der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) herausgegebenen „Standards für Sexualaufklärung in Europa“ sollen eine fundierte und altersgerechte Sexualaufklärung gewährleisten. Diese Standards sollen Kindern und Jugendlichen die notwendigen Informationen vermitteln, um ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit zu verstehen und zu schützen.
Der Schwerpunkt liegt auf Aufklärung und Prävention, nicht auf der Förderung sexueller Handlungen. – Wir haben bereits im Vorjahr darüber berichtet: HIER
Die Fakten: Kein Raum für Missverständnisse
Die BZgA hat bereits auf verbreitete Fehlinterpretationen reagiert und in ihren FAQ klargestellt, dass die Handreichungen keine Anleitungen zur Förderung unangemessener sexueller Aktivitäten von Kindern enthalten. Vielmehr informieren sie Fachkräfte über die normale psychosexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, um unangemessene Reaktionen und mögliche Schäden zu vermeiden.
In Wirklichkeit bieten die Richtlinien eine allgemeine Einführung in eine umfassende Sexualaufklärung, die auf verschiedene Altersstufen zugeschnitten ist. Diese altersgerechte Aufklärung soll Kindern helfen, ihre Rechte zu verstehen, respektvolle soziale und sexuelle Beziehungen aufzubauen und sich vor Missbrauch zu schützen.
Fragen und Antworten
- Fördert die WHO die Sexualisierung von Kindern?
Nein. Die Leitlinien bieten eine altersgerechte Sexualaufklärung, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und die sexuelle Gesundheit von Kindern und Jugendlichen schützt. - Warum gibt es so viele Missverständnisse über die Leitfäden der Weltgesundheitsbehörde?
Diese Missverständnisse entstehen durch das gezielte Herausreißen von Passagen aus dem Kontext und die Verbreitung von Desinformationen in sozialen Medien und Blogs. - Was ist die Agenda 2030 und hat sie etwas mit der Sexualisierung von Kindern zu tun?
Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen umfasst 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, darunter die Förderung von Gesundheit und Bildung. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Agenda die Sexualisierung von Kindern fördert.
Fazit
Die WHO setzt sich für eine umfassende, altersgerechte und wissenschaftlich fundierte Sexualaufklärung ein. Frühkindliche Sexualaufklärung ist nicht gleichzustellen mit einer „Frühsexualisierung“.
Die kursierenden Behauptungen über eine angebliche „Sexualisierung von Kindern“ durch die WHO und die Vereinten Nationen sind somit falsch und beruhen auf gezielten Fehlinterpretationen.
Quelle:
WHO-Regionalbüro für Europa und BZgA: „Standards für die Sexualaufklärung in Europa“ (PDF)
Standards für Sexualaufklärung in Europa – FAQs. Fragen und Antworten (PDF)
International technical guidance on sexuality education (PDF)
seecheck, AAP factcheck
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