So zeigt das verbreitete Sharepic zwar echte Überschriften diverser Artikel, doch stellt dies auch gleichzeitig das Problem dar: Es ist unmöglich, sich eine Meinung über eine Sache zu bilden, wenn man nur die Überschriften liest. Wir wollen mit diesem Artikel auch keineswegs die damaligen Strömungen und Äußerungen innerhalb der Parteien verteidigen, aber aufzeigen, dass ein wenig mehr Wissen über die Hintergründe nötig sind, um sich wirklich eine Meinung bilden zu können – denn es waren nicht die ganzen Parteien, die Pädophilie befürworteten, wohl aber einige Strömungen und Einzelpersonen!

Das Sharepic

Im besten Fall sollten (politische) Sharepics informativ sein, in diesem Fall aber genügt der Informationsgehalt gerade mal für Stammtischparolen:

Das Sharepic über die Parteien und Pädophilie
Das Sharepic über die Parteien und Pädophilie

Zu den vier Überschriften der Artikel aus „Focus“ und „Welt“ wird auf dem Sharepic kommentiert: „Damals kämpften sie für straffreien Sex mit Kindern. Heute regieren sie das Land.

Die Artikel

Es kann sich jeder selbst ein Bild davon machen, was in den Artikeln genau steht, wir haben sie hier verlinkt:

Die Äußerungen in den 1980ern

Tatsächlich setzten sich Strömungen innerhalb der Grünen, die Mitte der 1970er aus der Pädophilenbewegung entstanden, für straffreien Geschlechtsverkehr zwischen Erwachsenen und Minderjährigen ein. Dies wurde auch sehr ausführlich in einer Studie des Göttinger Instituts für Demokratieforschung und der Georg-August-Universität Göttingen dokumentiert, das PDF-Dokument mit der Studie lag auch jahrelang auf dem Server der Grünen und ist immer noch über Wayback Machine herunterladbar (siehe HIER).

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Anfang der 80er-Jahre versuchten Teile der Grünen, eine Änderung des Sexualstrafrechts zu erwirken. Die Straffreiheit pädophiler Beziehungen sollte im Parteiprogramm verankert werden. Sex zwischen Eltern und Kindern wird dabei nicht explizit erwähnt, jedoch sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern/Jugendlichen.

Die Grünen veröffentlichten 2016 ein über 300 Seiten langes Dokument mit dem Titel „Aufarbeitung und Verantwortung“, in dem auf viele sehr strittige Punkte ihrer damaligen Politik eingegangen wird.

So heißt es dort auf Seite 11 und 12:

„In der Debatte um eine Entkriminalisierung des Sexualstrafrechts gab es in der Grünen Partei vor allem Anfang der 1980er Jahre den Versuch pädophiler Interessensgruppen, die Straffreiheit pädophiler Beziehungen im politischen Programm zu verankern. Für uns steht fest: Diese Forderungen waren zu keinem Zeitpunkt akzeptabel. Es hätten schon viel früher Konsequenzen gezogen werden müssen.“

Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit fiel in den 1980ern ebenfalls durch zweifelhafte Aussagen auf, darüber berichteten wir in einem gesonderten Artikel (siehe HIER).

Im Zuge der damaligen Studie geriet auch die FDP in den Fokus, jedoch auch nicht die komplette Partei, sondern eine Strömung und einzelne Personen: Die FDP-Nachwuchsorganisation „Junge Demokraten“ und der damalige FDP-Generalsekretär Günter Verheugen.

Beide setzten sich für eine Änderung des Sexualstrafrechts zugunsten Pädophiler ein, jedoch wurden keinerlei Beschlüsse diesbezüglich gefasst. Mehr geschah dann auch nicht, da sich die Nachwuchsorganisation 1982 von der FDP trennte und Verheugen zur SPD wechselte.

Fassen wir zusammen

In den 1980ern gab es tatsächlich in beiden Parteien sowohl von Strömungen innerhalb der Parteien, als auch von einzelnen Personen Forderungen, das Sexualstrafrecht zugunsten Pädophiler zu ändern. Dazu kam es nie, besonders in Bezug auf die Grünen wurden die damaligen Forderungen und Aussagen umfassend und transparent aufgearbeitet.

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Es ist nun jedem selbst überlassen, zu entscheiden, ob sich die Forderungen der Strömungen und Einzelpersonen von vor 40 Jahren auf die heutigen Parteien wirklich übertragen lassen – insbesondere wenn dies insbesondere aus Richtung einer Partei und deren Wählern kommt, die selbst immer wieder in Skandale verwickelt ist und durch „Finger zeigen“ auf die Fehler anderer Parteien von vor 40 Jahren möglicherweise nur von den eigenen Fehlern ablenken möchte.

Weitere Quelle: dpa

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