Russischer „Soldat“ mit veraltetem MG und Tuk-Tuk?
Auf Social Media und diversen Websites findet sich ein Foto eines vermeintlichen russischen Soldaten, der als Gerät ein Tuk-Tuk, sowie ein völlig veraltetes MG bei sich hat. Dieses Bild sorgt für Lacher.
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Russland und seine Armee. Vielleicht doch nicht so modern, wie immer angepriesen? Das zumindest soll ein Foto zeigen, auf dem ein veraltetes MG, sowie ein Tuk-Tuk (dreirädriges Kraftfahrzeug, typischerweise in Asien genutzt) zu sehen ist. Was ist dran an diesen Bild?
Auf dem Bild sehen wir eine in Olive-Farben gekleidete Person, die ein Gewehr hält. Vor der Person steht ein Fahrzeug mit einem Geschütz auf der Ladefläche. Das Fahrzeug trägt die aufseiten Russlands typische „Z“ Markierung. Das Bild findet sich auf verschiedenen Social-Media Plattformen, so wie beispielsweise auf Twitter:
Tuk-Tuk und Maxim-MG: Der Faktencheck
Was sehen wir genau auf diesem Bild? Alles deutet darauf hin, dass es sich tatsächlich um ein Tuk-Tuk-Dreirad chinesischer Herkunft handelt. Es dürfte sich um ein Fahrzeug der Marke dieses Tuk-Tuks Loncin aus China sein. Die Bezeichnung Loncin hinter dem Fahrersitz ist der entscheidende Hinweis. Das Tuk-Tuk scheint ein Loncin DBW zu sein (vergleiche). Ebenso ist es anhand des Bildes möglich, die Waffe auf der Heckablage zu identifizieren. Es handelt sich um ein Maxim-MG in der Version „1910/30, Russland“ (vergleiche HIER).
Die Bemalung des Fahrzeuges lässt durchaus auf den aktuellen Kontext des Ukrainekrieges schließen. Das Bild ist erst seit dem 22. März über verschiedene Suchmaschinen zu finden. Auf dem bild sehen wir im Vordergrund rechts ein Fahrzeug mit ukrainischem Kennzeichen (BT ist das Kurzel für Oblast Cherson). Im Hintergrund sehen wir eine Bäckerei, die unter „Persha Pekarnya Tvoho Mista Oleshky“ auf Google zu finden und mit entsprechenden Fotos zu verifizieren ist (siehe hier).
Maxim durchaus im Einsatz gewesen
Auch wenn das MG veraltet ist, so gibt es verschiedene Berichte darüber, dass das Maxim-MG durchaus noch vor wenigen Jahren im Einsatz war. Wir kennen zwar nicht die Geschichte hinter dem aktuell verbreiteten Bild, aber wir wissen, dass zumindest in der Ukraine dieses Maschinengewehr noch verwendet wird. Es wurde also nicht entstaubt und aus dem Museum gezerrt. Auch im Donbass-Krieg wurde es sowohl von Russen als auch von Ukrainern verwendet. Die Website uofa.ru beschreibt:
„Dieses Maschinengewehr wurde jedoch aktiv eingesetzt und wird bis heute an vielen Brennpunkten verwendet: Insbesondere im Krieg im Donbass wird es von beiden gegnerischen Seiten hauptsächlich als stationärer Schießplatz genutzt.“
Auch andere Website berichten davon, dass diese Waffe durchaus noch eingesetzt wird (vergleiche).
Bild mit dem Tuk-Tuk: Was wir nicht wissen
Dieses Foto lässt jedoch ein paar Fragen offen. Zunächst die Frage, ob wir dort wirklich einen russischen Soldaten am Tuk-Tuk sehen. Wir erkennen keine Abzeichen, der Mann trägt auch keinen Helm. Wir erkennen lediglich die weiße Armbinde (gelbe Armbinden signalisieren ukrainische [zivile] Verteidigungstruppen). Eine Zugehörigkeit (auch paramilitärisch) ist schwer zu festzulegen, da die weiße Armbinde kein offizielles Symbol ist, in der Vergangenheit wurden weiße Armbinden jedoch russischen Kräften zugeordnet (vergleiche).
Es gibt nun zumindest zwei mögliche Optionen: Das Tuk-Tuk ist ein sogenanntes „Technical“. Also ein Zivilfahrzeug, das mit einfachen Mitteln zu einem Einsatzfahrzeug umgebaut wurde. Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung beschreibt Technicals:
In Militärkreisen hat sich für solche umgerüsteten Zivilfahrzeuge der Begriff „Technical“ eingebürgert. Der Ausdruck stammt aus dem somalischen Bürgerkrieg Anfang der Neunzigerjahre. Damals durften Nichtregierungsorganisationen kein eigenes Wachpersonal mitbringen, weshalb sie Einheimische anheuerten und mit Pritschenwagen ausstatteten – bezahlt mit „technical assistance grants“.
Ob die russische Armee überhaupt damit in Verbindung steht, bleibt an dieser Stelle völlig offen. Eine zweite, durchaus plausible, aber ebenso unbestätigte Möglichkeit, liegt sogar gegenteilig in der Propaganda-Darstellung. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich um eine Art Satire-Propaganda seitens der Ukraine handeln könnte, um die russischen Einsatzkräfte als lächerlich und verzweifelt hinzustellen.
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