Auf Druck der EU-Kommission hat TikTok das Belohnungssystem von TikTok Lite in Europa dauerhaft eingestellt. Mit dieser Maßnahme soll die Suchtgefahr für Jugendliche minimiert werden. Thierry Breton, EU-Kommissar für den Binnenmarkt, gab die endgültige Einstellung des Programms bekannt. Das System ermöglichte es den Nutzern, durch das Ansehen von Videos und das Einladen von Freunden Punkte zu sammeln, die gegen Gutscheine eingetauscht werden konnten.
Das umstrittene Punktesystem von TikTok Lite
TikTok Lite wurde im April 2024 in Europa eingeführt, insbesondere in Frankreich und Spanien. Diese Version der App enthielt ein Punktesystem, bei dem die Nutzer durch verschiedene Aktivitäten digitale Münzen sammeln konnten. Diese Punkte konnten gegen Gutscheine, zum Beispiel für Amazon, eingetauscht werden. Das System zielte darauf ab, die Nutzerbindung zu erhöhen, rief jedoch Bedenken hinsichtlich des Suchtpotenzials, besonders bei Jugendlichen, hervor.
Die Reaktion der EU-Kommission
Die EU-Kommission äußerte bereits im April Bedenken hinsichtlich der psychischen Gesundheit der Nutzer und forderte TikTok auf, Maßnahmen zum Schutz von Minderjährigen zu ergreifen. Obwohl das Belohnungsprogramm offiziell für Nutzer ab 18 Jahren gedacht war, gab es keine effektiven Maßnahmen zur Altersverifikation. TikTok setzte das Programm zunächst vorübergehend aus, verpflichtete sich jedoch, es dauerhaft einzustellen und keine ähnlichen Programme in der EU anzubieten.
Laufende Verfahren gegen TikTok
Neben den Maßnahmen gegen TikTok Lite läuft ein weiteres Verfahren der EU gegen TikTok wegen möglicher Suchtgefahren für Minderjährige durch das Design der Standardplattform. Die EU fordert von Online-Diensten wie TikTok, Instagram und Facebook im Rahmen des Digital Services Act (DSA) strengere Maßnahmen zum Jugendschutz und zur raschen Entfernung problematischer Inhalte wie Gewaltdarstellungen oder Falschinformationen.
Strengere Auflagen für „Gatekeeper“
Ab 2023 wird TikTok als „Gatekeeper“ im Sinne des Digital Markets Act (DMA) eingestuft, was eine marktbeherrschende Stellung bedeutet. Damit ist TikTok verpflichtet, die EU-Kommission über Maßnahmen zu informieren, die die Marktkonzentration erhöhen könnten, und den Nutzern einen leichteren Plattformwechsel zu ermöglichen. Die DMA fordert auch Interoperabilität zwischen verschiedenen Messenger-Diensten, eine Anforderung, die Whatsapp bereits erfüllt, während andere Messenger-Dienste dies ablehnen.
Reaktionen der Nutzer auf die Abschaffung des Belohnungssystems
Die Reaktionen der Nutzer auf die Abschaffung des Belohnungssystems waren gemischt. Während einige Nutzer die Entscheidung begrüßten und die Notwendigkeit des Jugendschutzes betonten, äußerten andere Unzufriedenheit und Frustration. Insbesondere junge Erwachsene, die das System genutzt hatten, um Gutscheine zu erhalten, fühlten sich benachteiligt. In den sozialen Medien gab es zahlreiche Diskussionen und Meinungsäußerungen, die sowohl Verständnis als auch Kritik an der Maßnahme zum Ausdruck brachten.
Vergleich zu anderen Plattformen
Im Vergleich zu TikTok bieten auch andere soziale Netzwerke Belohnungssysteme an, um die Nutzerbindung zu erhöhen. Instagram und Facebook haben ähnliche Mechanismen, bei denen Nutzer für Interaktionen und Aktivitäten belohnt werden. Diese Plattformen stehen jedoch ebenfalls unter Beobachtung der EU und es ist möglich, dass auch hier in Zukunft strengere Regelungen eingeführt werden, um die psychische Gesundheit der Nutzer zu schützen.
Expertenmeinungen zur Suchtgefahr
Psychologen und Experten warnen seit langem vor der Suchtgefahr, die von Belohnungssystemen in sozialen Medien ausgeht. „Diese Mechanismen nutzen menschliche Grundbedürfnisse nach Anerkennung und Belohnung aus und können vor allem bei Jugendlichen zu einer exzessiven Nutzung führen“, erklärt Dr. Anne Müller, Expertin für digitale Sucht. Solche Systeme können langfristig negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben und sollten daher sorgfältig beobachtet werden.
Zukunftspläne von TikTok
TikTok hat angekündigt, in Zukunft noch mehr auf den Schutz der Nutzer zu achten und Programme zu entwickeln, die die psychische Gesundheit fördern. Neue Funktionen sollen eingeführt werden, um das Wohlbefinden der Nutzer zu fördern und das Suchtrisiko zu minimieren. Darüber hinaus will das Unternehmen eng mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass alle rechtlichen Anforderungen erfüllt werden.
Detaillierte Erläuterung des Digital Markets Act (DMA)
Der Digital Markets Act (DMA) ist ein EU-Gesetz, das für faire Wettbewerbsbedingungen auf dem digitalen Markt sorgen soll. Unternehmen, die als „Gatekeeper“ eingestuft werden, müssen bestimmte Auflagen erfüllen, um ihre marktbeherrschende Stellung nicht zu missbrauchen. Dazu gehören die Verpflichtung zur Interoperabilität und die Pflicht, die EU-Kommission über alle Schritte zu informieren, die die Marktkonzentration beeinflussen könnten. Der DMA soll den Wettbewerb fördern und den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten und die genutzten Plattformen geben.
Fragen und Antworten
Was war das Ziel des Belohnungssystems von TikTok Lite?
Das Belohnungssystem von TikTok Lite sollte die Nutzerbindung erhöhen, indem es Anreize für das Ansehen von Videos und das Einladen von Freunden bot. Die Nutzer konnten Punkte sammeln und diese gegen Gutscheine eintauschen, was vor allem junge Menschen ansprach. Ziel war es, die Verweildauer auf der Plattform zu erhöhen und die Aktivität der Nutzer zu steigern.
Warum ist die EU-Kommission gegen das Belohnungssystem vorgegangen?
Die EU-Kommission intervenierte aufgrund der Suchtgefahr, die das Belohnungssystem für Jugendliche darstellte. Es wurde befürchtet, dass das Punktesystem die psychische Gesundheit der Nutzer gefährden könnte, insbesondere weil es keine effektiven Maßnahmen zur Altersüberprüfung gab. Die Kommission forderte TikTok auf, Maßnahmen zum Schutz Minderjähriger zu ergreifen und das Belohnungssystem auszusetzen, um möglichen Schaden abzuwenden.
Welche Maßnahmen hat TikTok ergriffen, um den Forderungen der EU-Kommission nachzukommen?
TikTok hat das Belohnungssystem von TikTok Lite dauerhaft eingestellt und sich verpflichtet, keine ähnlichen Programme in der EU durchzuführen. Mit dieser Entscheidung soll das Suchtrisiko für Jugendliche minimiert und den Forderungen der EU-Kommission entsprochen werden. TikTok hat außerdem angekündigt, dem Schutz der Nutzer mehr Aufmerksamkeit zu widmen und neue Funktionen zu entwickeln, die das Wohlbefinden der Nutzer unterstützen.
Wie reagiert die EU-Kommission auf Suchtgefahren durch soziale Medien?
Die EU-Kommission setzt sich für den Schutz Minderjähriger vor Suchtgefahren durch soziale Medien ein. Der Digital Services Act (DSA) verpflichtet Plattformen, strengere Maßnahmen zum Jugendschutz zu ergreifen und problematische Inhalte schneller zu entfernen. Laufende Verfahren gegen TikTok und andere Plattformen sollen sicherstellen, dass diese Anforderungen erfüllt werden. Die Kommission arbeitet eng mit den Plattformen zusammen, um die Einhaltung der Vorschriften zu überwachen.
Was bedeutet die Einstufung als „Gatekeeper“ für TikTok?
Als „Gatekeeper“ nach dem Digital Markets Act (DMA) muss TikTok die EU-Kommission über Maßnahmen informieren, die die Marktkonzentration verstärken könnten, und den Nutzern einen leichteren Plattformwechsel ermöglichen. Die Klassifizierung soll sicherstellen, dass marktbeherrschende Plattformen fair und transparent agieren und den Wettbewerb nicht behindern. Gatekeeper sind zudem verpflichtet, die Interoperabilität zwischen verschiedenen Messaging-Diensten zu gewährleisten.
Fazit
Die dauerhafte Einstellung des Belohnungssystems von TikTok Lite ist ein wichtiger Schritt zum Schutz der psychischen Gesundheit von Jugendlichen in Europa. Diese Maßnahme unterstreicht die Verantwortung von Social-Media-Plattformen, ihre Nutzer zu schützen und auf regulatorische Anforderungen zu reagieren. Langfristig könnte diese Entscheidung die Entwicklung sicherer und verantwortungsvoller Online-Dienste fördern.
Quelle: der Standard
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