Warnung vor Kleider-Tauschbörse Zamaro: Mit „Gratis“-Warenkorb in die Abo-Falle

Autor: Tom Wannenmacher

Zamaro offeriert eine Online-Tauschbörse für Fashionklamotten. Doch Vorsicht: Nutzer sehen sich unversehens in ein teures Abo verstrickt und dürfen sich über weiteres zweifelhaftes Geschäftsgebaren ärgern.

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Die Idee hat Charme. Überfüllte Kleiderschränke zusammenbringen und „befreien“ will Zamaro, der „No. 1 Swap Shop (Tausch-Shop) in Deutschland für Fashion, Schuhe und Accessoires“. Gezündet hat die Idee bereits in der Trash-Doku „Schrankalarm“ des TV-Senders VOX, wo regelmäßig nach überflüssigen Hemden und Hosen in Haushalten gefahndet wird.

In der Sendung bot sich Zamaro werbewirksam als Abnehmer an.

„Von No-Name Artikeln bis hin zu hochwertiger Designerware ist alles willkommen“.

Mittlerweile seien sogar über 200.000 zumeist Kundinnen dem Aufruf gefolgt.

Ins bayrische Poing haben sie ungeliebte oder nicht mehr passende Klamotten geschickt.

Die wurden dort aufbereitet, fotografiert und mit einer Punkte-Bewertung versehen auf der Webseite angeboten. Denn geordert werden kann bei Zamaro nur gegen Punkte.

Die ersten 100 Lock-Punkte gibt`s für die Registrierung. Für jede angenommene Kledage steigt der persönliche Punktepegel, mit jeder Bestellung im Shop sinkt er.

Doch Obacht: Das Geschäft von Zamaro gleicht eher einem Glücksspiel – bei dem viele den Eindruck gewonnen haben, es gehe neben Tauschen auch um Täuschen.

Problematisch ist schon das Einsenden der Garderobe.


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Denn Zamaro akzeptiert lediglich Damen-Artikel „in einem eindeutig neuwertigen Zustand – weder verschmutzt noch beschädigt“.

Wer an diesem strengen, aber kaum „eindeutigen“ Kriterium scheitert, muss nicht nur oft den Versand tragen – sondern ist obendrein seine Teile los. „Aus Kostengründen können solche Artikel nicht gelagert oder retourniert werden“, bedauert Zamaro lapidar. Bestätigen kann das eine Nutzerin, die nach dem Verbleib ihrer „sehr teuren Pumps“ fragte: „Weg ist weg – keine Diskussion.“

Rätselhaft ist auch die Punkte-Währung.

Ein „Tauschrechner“ auf der Seite spuckte etwa für eine Hemdbluse von Esprit umgehend 45 Punkte aus. Das Pendant von Espada bedurfte hingegen erst der Bewertung von Zamaro. Und die war schon häufig Ursache von Unmut: wenn edle Markenware nur eine kümmerliche Punktezahl abbekam.

Merkwürdig obendrein: Trotz der angeblich sorgsamen Prüfung, mokieren sich viele über die gelieferte Ware. Die Klagen reichen von falschen Größenangaben über Fehler und Flecken bis hin zu muffeligem Geruch.

Dabei haben sogenannte „Basic“-Bestellerinnen, neben 5,90 Euro Versandkosten, eine nach den Punkten gestaffelte „Packgebühr“ (von 1,90 bis 5,90 Euro) berappt: wohlgemerkt, für jedes Teil extra. Wer umtauscht, weil etwas nicht passt oder gefällt, muss erneut für den Versand zahlen.

Schlimmer noch:

Zahlen sollen auch Nutzer, die der Werbung folgend („Weitere Kosten fallen garantiert nicht an“) testweise mit Zamaro angebandelt haben. Erbost schildern sie der Verbraucherzentrale NRW, in Internetforen und sozialen Netzwerken, wie sie mit ihrer ersten „Gratis“-Bestellung in eine Abo-Falle getappt sind.

Der Dreh: Kurz vor dem Klick auf den „Kaufen“-Button erscheint am rechten Rand ein kleingedruckter Text, in dem es heißt: „Lasse ich in den nächsten sieben Tagen nichts von mir hören (Anruf genügt), startet Zamaro automatisch die vierundzwanzigwöchige SwapPLUS-Mitgliedschaft“.


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Und für die sind satte 384 Euro zu berappen, 24 Wochen lang jeweils 16 Euro. Die Verbraucherzentrale NRW hält dieses untergejubelte Abo für unrechtmäßig – auch wenn Abonnenten Pack- und Versandkosten erlassen werden.

Genauso juristisch unhaltbar ist für die Düsseldorfer Verbraucherschützer ein anderer Zamaro-Einfall. So muss jede Userin mit dem „Kaufen“-Klick ihr Einverständnis geben, dass das gesetzliche Widerrufsrecht verloren sei. Im Gegenzug beginne der Swap Shop „sofort nach der Bestellung ohne Verzögerung mit der Bearbeitung“ der Order.

Im Internet ist ein Verzicht auf das Widerrufsrecht durch Verbraucher etwa beim Kauf von digitalen Songs und Filmen durchaus möglich. Doch ein banaler Klamottenkauf sei kein hinreichender Grund, dass Zamaro das 14-tägige Widerrufsrecht der Mitglieder aushebeln könne.

Doch Austauschen über diese juristischen Machenschaften mochte sich die Tauschbörse paradoxerweise nicht. Mehrere Anfragen der Verbraucherzentrale jedenfalls, per Mail und telefonisch, blieben unbeantwortet.

Der Tipp für Nutzer in der Abofalle: Sie sollten dem Vertrag widersprechen und unberechtigte Konto-Abbuchungen per Lastschrift von Zamaro zurückholen.

Quelle: Verbraucherzentrale.nrw

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