Bereits im September 2017 haben wir darüber berichtet, dass immer öfter Kinderhelden wie Spiderman oder Elsa (Frozen) in vermeintlich harmlosen YouTube-Videos in verstörenden Szenen dargestellt werden.
Das Problem dabei ist, dass man diese “Videos” nicht immer auf den ersten Blick erkennen kann. Zunächst einmal wirkt alles unbedenklich: die Kinderhelden Elsa und Spiderman interagieren als Knetfiguren in einem niedlich anmutenden YouTube-Clip.
Die Geschichte verlagert sich in ein Badezimmer, in dem Elsa gerade ein Bad nimmt. Spätestens jedoch als Spiderman beginnt, in die Badewanne zu urinieren, in der sich Elsa befindet, wird klar, dass hier etwas nicht stimmt, wie man in diesem Video erkennen kann:
Die Problematik
Video-Plattformen wie YouTube sind nicht nur bei Jugendlichen und Erwachsenen beliebt, denn sie bieten inzwischen auch eine große Auswahl an Inhalten, die speziell für Kinder produziert wurden und kostenlos abrufbar sind.
Darunter finden sich sowohl informative Lernformate als auch reine Unterhaltungsangebote.
Bei der Auswahl eines geeigneten Videos sollten Eltern jedoch ganz genau hinsehen und sich nicht vom ersten Eindruck blenden lassen.
Unter den vielen, unbedenklichen Inhalten gibt es auch unangemessene bis hin zu entwicklungsbeeinträchtigenden Videoclips, die sich vermeintlich an Kinder richten.
Die Videos sind aber auch deshalb problematisch, weil die aktuellen Vorbilder und Helden vieler Kinder instrumentalisiert werden und so schädliche Inhalte an diese herangetragen werden.
Die gezeigten Verhaltensweisen der Protagonisten könnten bei jüngeren Kindern aufgrund ihrer Beliebtheit außerdem zur Nachahmung anregen.
Irreführende Verschlagwortung
Die Protagonisten verletzen sich in den Videos, spielen sich Streiche mit Fäkalien oder deuten sexuelle Absichten an.
Die Geschichten selbst wirken oft ziellos und die dargestellten Themen wiederholen sich. Einige Videos wurden auch mit echten Schauspielern in entsprechenden Kostümen der Kinderhelden gedreht. Oftmals werden schon in den Vorschaubildern krasse Situationen gezeigt, die nicht unbedingt im Video vorkommen.
Viele dieser Inhalte können dabei auf YouTube mit Schlagwörtern gefunden werden, die Kinder als Zielgruppe suggerieren sollen. So sind die Videos beispielsweise mit Begriffen wie „Fidget Spinner“ verschlagwortet. Auch die Wahl der Protagonisten dieser Videos legt dies nahe: „Elsa“ aus dem Disneyfilm „Die Eiskönigin“ (im engl. Original: „Frozen“) oder auch Batmans Gegenspieler „Joker“ (DC Comics) tauchen besonders häufig auf. Suchen Kinder nach diesen Figuren, könnten sie auf diese verstörenden Videos stoßen.
Was sollten Eltern beachten?
- Inhalte vordefinieren. Wer YouTube über die Website nutzt und mit seinem Benutzerkonto eingeloggt ist, kann über die Einstellungen definieren, welche Inhalte angezeigt werden dürfen, indem beispielsweise Kanäle mit kindgerechten Inhalten abonniert und der eingeschränkte Modus aktiviert wird. Allerdings ist die volle Bandbreite an YouTube-Videos wieder zugänglich, sobald sich der Nutzer ausloggt. Und dies ist auch für Kinder jederzeit mit einem Klick möglich. Vorsicht bei der Autoplay-Funktion: Wenn nach einem kindgerechten Video automatisch ein neues Video startet, muss dieses nicht auch kindgerecht sein. Zur Sicherheit kann die Autoplay-Funktion deaktiviert werden.
- YouTube Kids verwenden. Eltern haben mit YouTube Kids mehr Kontrolle und die Videos sind sorgfältiger an das Alter der Kinder angepasst: es können drei Altersstufen gewählt werden (Vorschule, Schulalter oder Kinder allgemein). Außerdem kann die Suchfunktion deaktiviert werden. Ist diese abgedreht, kann das Kind lediglich Videos am Homescreen ansehen. Wichtig: YouTube Kids bietet zwar eine kindersicherere Version der Videoplattform, es ersetzt dennoch keine elterliche Begleitung. Immer wieder kommt es auch zu Fehlern bei der Auswahl der Videos. Bleiben Sie gerade bei kleinen Kindern in der Nähe und schauen Sie immer wieder nach, auf welche Videos ihr Kind stößt.
- Niemals ohne Aufsicht. Jüngere Kinder sollten generell nicht unbeaufsichtigt auf YouTube unterwegs sein, bei älteren Kindern sollten Eltern in Sicht- und Hörweite sein, denn leider lässt sich bei der Nutzung von Portalen mit User-Generated-Content nie ganz ausschließen, dass sich unter dem vielfältigen Angebot sinnvoller Inhalte auch immer wieder ungeeignete Inhalte verstecken. Schauen Sie sich die Videos ggf. vorab ohne Ihr Kind an. Prüfen Sie, wer hinter dem Kanal steckt und welche Werbung dort gezeigt wird. Mittlerweile bieten einige TV-Sender, wie beispielsweise der BR, ihre Kinderformate auf eigenen YouTube-Kanälen an und stellen Kindern somit ein kindgerechtes, werbefreies und redaktionell geprüftes Angebot auch auf YouTube zur Verfügung. Auch der WDR bietet eigene Kinderinhalte an.
- Unpassende Videos melden. YouTube ist darauf angewiesen, dass NutzerInnen YouTube-Videos melden, welche verstörende Szenen enthalten, damit diese in der App blockiert werden können. Bis dies passiert ist, sind die Videos weiterhin abrufbar. Ein 100%er Schutz für Kinder kann somit nicht gewährleistet werden.
Wer macht so etwas und warum?
Wer genau für diese Videos verantwortlich ist, ist nicht klar. Es existieren mehrere Kanäle mit solch einem Videoangebot.
Ob hinter den Videos die generelle Absicht steckt, Kinder gezielt auf diese Inhalte zu locken, ist nicht klar. Die Kanalbetreiber haben sich bisher nicht geäußert.
Es liegt aber nahe, dass mit den Videos möglichst viele Klicks erzielt werden sollen, um so vermehrt Werbeeinnahmen generieren zu können.
Quelle und Verweis: Klicksafe.de /Verstörende YouTube-Videos mit bekannten Kinderhelden
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