Social Web: Account-Sperre macht radikaler
Autor: Andre Wolf
Dein Beitrag hilft Mimikama beim Faktencheck: Unterstütze uns via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon. Deine Hilfe zählt, um Fakten zu klären und Verlässlichkeit zu sichern. Unterstütze jetzt und mach den Unterschied! ❤️ Danke
Nutzer mit extremen Ansichten wechseln auf Alternativplattformen und steigern ihren Unmut. Eine Sperre forciert das sogar.
Social-Media-Nutzer, die wegen beleidigender Äußerungen, Rassismus oder gefährlicher Fake News eine Sperre bekommen haben, wechseln meist zu einer anderen Plattform und treiben es dort noch ärger. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Binghamton University, der Boston University, des University College London und des Max-Planck-Instituts für Informatik.
Noch mehr Hass-Postings
Mittels einer speziellen Methode, mit der sie Konten einer Person auf verschiedenen Plattformen identifizieren konnten, fanden die Forscher heraus, dass Nutzer, deren Konto bei Reddit oder Twitter gesperrt wurden, auf alternative Plattformen wie Gab oder Parler wechselten, weil deren Kontrollen möglicherweise laxer sind. Sie hätten dann zwar ein kleineres Publikum, würden aber noch mehr hetzen.
„Man kann diese Leute nicht einfach aussperren und sagen: ‚Hey, es hat funktioniert.‘ Sie verschwinden nicht“, sagte Jeremy Blackburn, Assistenzprofessor für Informatik an der Binghamten University. „Es ist zwar positiv für die ursprüngliche Plattform, aber insgesamt wird es schlimmer.“ Die Forscher haben 29 Mio. Beiträge auf Gab gesammelt, das 2016 gestartet wurde und derzeit rund vier Mio. Nutzer hat. Gab, so sagen sie, sei bekannt für seine rechtsextreme Basis aus Neonazis, weißen Nationalisten, Antisemiten und QAnon-Verschwörungstheoretikern.
Mit einer Kombination aus maschinellem Lernen und menschlicher Kennzeichnung haben die Forscher Profilnamen und Inhalte mit Nutzern verknüpft, die auf Twitter und Reddit aktiv waren, aber gesperrt wurden. Viele, die von einem sozialen Medium verbannt werden, verwenden die gleichen Profilnamen oder Benutzerinformationen auf einer anderen Plattform, um von ihren Followern weiterhin erkannt zu werden.
Nach Sperre Zulauf für Gab und Parler
In dem für diese Studie analysierten Datensatz haben etwa 59 Prozent der Twitter-Nutzer (1.152 von 1.961) nach ihrer letzten aktiven Zeit auf Twitter Gab-Konten erstellt, vermutlich nachdem ihr Konto gesperrt wurde. Als Ersatz für Reddit erstellten etwa 76 Prozent (3.958 von 5.216) der gesperrten Benutzer entsprechende Gab-Konten. Vergleicht man Inhalte derselben Nutzern auf Twitter und Reddit mit Gab, so neigen viele Benutzer dazu, giftiger zu werden, wenn sie von einer Plattform suspendiert werden und gezwungen sind, auf eine andere auszuweichen. Sie werden auch aktiver und erhöhen die Häufigkeit der Beiträge.
Gleichzeitig reduziert sich das Publikum durch den Wechsel von den von vielen Millionen genutzten größeren Plattformen. Das könnte als Erfolg angesehen werden, aber Blackburn gibt zu bedenken, dass ein Großteil der Planung für die Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar dieses Jahres auf Parler stattfand, einer Plattform ähnlich wie Gab mit einer kleineren Nutzerbasis, deren User zu Extremismus neigen.
Das könnte ebenso interessieren
Fisch mit „menschlichen“ Zähnen gefangen: Kein Seemannsgarn! Wer die Zähne dieses Fisches anschaut, könnte im ersten Moment durchaus an einen Photoshop-Fake denken. Diese Augen, diese Zähne, dieser Fisch! Weiterlesen …
via Pressetext.com
Artikelbild „Sperre“: Von Twin Design / Shutterstock.com
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstand durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)
Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum
INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE
Sind Sie besorgt über Falschinformationen im Internet? Mimikama setzt sich für ein faktenbasiertes und sicheres Internet ein. Ihre Unterstützung ermöglicht es uns, weiterhin Qualität und Echtheit im Netz zu gewährleisten. Bitte unterstützen Sie und helfen Sie uns, ein vertrauenswürdiges digitales Umfeld zu schaffen. Ihre Unterstützung zählt! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama
Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!
Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.