Nein, Russland nahm nicht US-Admiral Eric Olson in der Ukraine fest!

Ein Foto beweist angeblich, dass der US-Admiral Eric Olson von russischen Soldaten in der Ukraine gefangengenommen wurde. Doch gleich mehrere Fakten widerlegen die Behauptung.

Autor: Ralf Nowotny

Wir brauchen deine Hilfe – Unterstütze uns!
In einer Welt, die zunehmend von Fehlinformationen und Fake News überflutet wird, setzen wir bei Mimikama uns jeden Tag dafür ein, dir verlässliche und geprüfte Informationen zu bieten. Unser Engagement im Kampf gegen Desinformation bedeutet, dass wir ständig aufklären und informieren müssen, was natürlich auch Kosten verursacht.

Deine Unterstützung ist jetzt wichtiger denn je.
Wenn du den Wert unserer Arbeit erkennst und die Bedeutung einer gut informierten Gesellschaft für die Demokratie schätzt, bitten wir dich, über eine finanzielle Unterstützung nachzudenken.

Schon kleine Beiträge können einen großen Unterschied machen und helfen uns, unsere Unabhängigkeit zu bewahren und unsere Mission fortzusetzen.
So kannst du helfen!
PayPal: Für schnelle und einfache Online-Zahlungen.
Steady: für regelmäßige Unterstützung.

Die Behauptung

Angeblich beweise ein Foto, dass der US-Admiral Eric Olson bei dem Stahlwerk Azovstal in Mariupol von russischen Soldaten in Gewahrsam genommen wurde.

Unser Fazit

Das Foto ist einen Monat älter als behauptet und stammt von einem anderen Ort, Olson ist seit 11 Jahren im Ruhestand, und Russland hätte eine solche hochrangige Gefangennahme schon längst publik gemacht.

Faustregel: Wenn selbst für offizielle russische Propaganda bekannte Kanäle wie RT oder Sputnik eine Meldung nicht aufnehmen, sondern von einem Ereignis nur in obskuren Telegram-Kanälen oder von einschlägigen Accounts und Seiten zu lesen ist, dürfen sogar NutzerInnen, die Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützen, davon ausgehen, dass es sich um einen Fake handelt.
So wie das Foto, welches angeblich den verhafteten US-Admiral Eric Olson zeigen soll.

Die Behauptung

In sozialen Netzwerken wird ein Foto mit mehreren Soldaten darauf geteilt. Angeblich sei einer von ihnen der US-Admiral Eric Olson.

Die Behauptungen zu der Festnahme
Die Behauptungen zu der Festnahme, Quellen: Twitter, ein Blog

Demnach sei Olson Mitte Mai beim Stahlwerk Azovstal in Mariupol in Gewahrsam genommen worden.

Der Faktencheck

Gleich mehrere Gründe sprechen gegen die Echtheit der Behauptung, abgesehen davon, dass kein einziges großes, pro-russisches Medium, sondern nur versteckte Telegram-Kanäle und für Falschbehauptungen bekannte Blogs darüber berichten. Zudem könnte man eigentlich erwarten, dass Russland es an eine sehr große und laute Glocke hängen würde, wenn tatsächlich ein US-Admiral verhaftet worden wäre.

Olson ist bereits seit 2011 im Ruhestand

Der ehemalige Leiter des United States Special Operations Command schied 2011 nach 38 Jahren Militärdienst als Admiral aus der United States Navy aus. Admiral Eric Thor Olson wurde am 24. Januar 1952 geboren und ist demnach bereits 70 Jahre alt – nicht gerade das Alter, um aktiv in einem Kriegsgebiet mitzuwirken.

Ein handfester Beweis ist dies alleine natürlich noch nicht, denn er könnte ja als geheimer Berater in der Ukraine gewesen sein (wie sicherlich argumentiert werden würde), doch es gibt noch weitere Fakten, die gegen die obigen Behauptungen sprechen.

Selbst die Original-Fotobeschreibung erwähnt Olson nicht

Wie oben bereits erwähnt: sehr bekannte pro-russische Medien hätten groß darüber berichtet. Das verbreitete Foto, welches den festgenommenen Admiral Olson zeigen soll, stammt sogar von der russischen Nachrichtenagentur Rossiya Segodnya und wurde bereits am 14. April 2022 veröffentlicht (siehe HIER), die Rechte des Fotos liegen bei Sputnik.

Laut der Beschreibung zeigt das Foto ukrainische Kriegsgefangene in Luhansk, die an einer Gedenkveranstaltung teilnehmen. Das Foto entstand also bereits einen Monat, bevor die Behauptung verbreitet wurde, zudem entstand es in Luhansk, welches von dem angeblichen Enstehungsort des Fotos (Mariupol) 287 Km Fahrtstrecke (205 Klimoeter Luftlinie) entfernt ist.

Die Zeitangaben sind unlogisch

Bereits Anfang März wurde Mariupol von russischen Truppen komplett eingeschlossen. Eine wichtige Militärperson wie US-Admiral Eric Olson wäre wahrscheinlich aber schon in den ersten Kriegstagen aus Mariupol evakuiert worden, wenn er dagewesen wäre. Durch die komplette Abriegelung Mariupols hätte er auch nicht zwischen März und Mai eingeschleust werden können.

Das Foto entstand bereits Mitte April. Am 17. Mai wurde es mit der Angabe verbreitet, er sei beim Stahlwerk Azovstal in Mariupol in Gewahrsam genommen worden, doch erst am 20. Mai verkündete Russland, dass sich alle Kämpfer in dem belagerten Stahlwerk Azovstal ergeben hätten.

Fassen wir zusammen:

  • Olson ist bereits seit 2011 im Ruhestand
  • Wäre er ein wichtiger, militärischer Berater, wäre er in den ersten Kriegstagen bereits aus der Zone evakuiert worden
  • Das Foto entstand bereits Mitte April, ohne jegliche Nennung von Olson
  • Das Foto entstand auch nicht bei dem Stahlwerk Azovstal in Mariupol, sondern im 285 Kilometer entfernten Luhansk
  • Es gibt bisher keinerlei Beweise, dass NATO-Offiziere und/oder US-Militär sich in der Ukraine befinden
  • Eine solche Gefangennahme wäre von Russland sehr prominent zur Schau gestellt worden

Harte Behauptungen verlangen harte Fakten. Doch der einzige „Beweis“ ist ein Foto, welches weder aktuell ist, noch von dem genannten Ort stammt und auf dem nur die untere Gesichtshälfte eines ukrainischen Gefangenen zu sehen ist, von dem, ohne jeglichen weiteren Beweis, behauptet wird, es handele sich um Olson.

Die Kollegen der AFP konnten Olson über das Karrierenetzwerk LinkedIn kontaktieren. Am 24. Mai, also mehrere Tage nach der angeblichen Gefangennahme, bestätigte Olson, dass er sich entweder nicht in russischer Gefangenschaft befinde oder der Handyempfang in dem russischen Gefängnis sehr gut sei – Ersteres sei jedoch der Fall.

Die Behauptung ist somit als falsch einzuordnen.

Auch interessant:

Pro-russische Gruppen verbreiten die Nachricht, dass die Ukraine angeblich geplant hatte, Russland oder die russisch besetzten Gebiete im Donbass anzugreifen. Als Beweis diene ein Handbuch.
Handbuch belegt nicht, dass die Ukraine Russland angreifen wollte

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.