Ethylenoxid und 2-Chlorethanol in Teststäbchen: Ist das gefährlich?

Autor: Ralf Nowotny

Faktencheck
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Das Ergebnis eines Schweizer Labors zeigt Ethylenoxid und 2-Chlorethanol in Teststäbchen. Doch eine Panik davor ist unbegründet.

Im April 2021 berichteten wir bereits über die Behauptung, dass Teststäbchen durch die Desinfektion mit Ethylenoxid hoch krebserregend seien. Die Ergebnisse eines Schweizer Labors zeigen nun, dass die dort getesteten Teststäbchen sowohl Ethylenoxid, als auch 2-Chlorethanol enthalten – beides im Prinzip toxische Stoffe.
Doch sei gleich anfangs betont, dass die festgestellte Menge viel zu niedrig ist, um toxisch zu wirken!

Hier ein Screenshot des Testergebnisses welches geteilt wird:

Das Testergebnis des Schweizer Labors
Das Testergebnis des Schweizer Labors (Quelle)

Was ist Ethylenoxid?

Ethylenoxid ist ein gasförmiges Desinfektionsmittel, das häufig zur Sterilisation von medizinischen Produkten verwendet wird. Laut Angaben des Gefahrstoffinformationssystems der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung wird dies als krebserregend angesehen.

Für eine Sterilisation mit Ethylenoxid wird ein dreiteiliges Verfahren angewendet. Der Prozess setzt sich aus Vorbehandlung, Sterilisation und Belüftung zusammen.

Was ist 2-Chlorethanol?

2-Chlorethanol wird auch Ethylenchlorhydrin genannt. Dabei handelt es sich um ein Chlor-Derivat des Ethanols, das zu den giftigsten organischen Halogen-Verbindungen gehört. Es entsteht, wenn beispielsweise Lebensmittel, oftmals Gewürze, mit Ethylenoxid sterilisiert werden.

Hierzulande ist das Sterilisieren von Lebensmitteln mit Ethylenoxid verboten, bei medizinischen Gegenständen jedoch erlaubt, solange hinterher keine toxischen Mengen mehr verbleiben.

Das klingt aber sehr gefährlich!

Tut uns leid, wir wollten dich jetzt nicht beunruhigen! Im Moment bist du auf dem gleichen Wissensstand wie die Leute, die dieses Laborergebnis teilen und aufgrund dessen behaupten, dass die Teststäbchen giftig und krebserregend seien.

Das wollen wir aber nun ändern, indem wir dir ein wenig mehr Wissen geben, denn wie es immer in der Chemie ist: Die Dosis macht das Gift!

Laut dem Laborergebnis fanden sich in den Teststäbchen:

  • 2-Chlorethanol (Ethylenchlorhydrin ): 0,6 Milligramm pro Kilogramm
  • Ethylenoxid, frei: weniger als 0,01 Milligramm pro Kilogramm
  • Ethylenoxid, gesamt: 0,33 Milligramm pro Kilogramm

Das „pro Kilogramm“ schreiben wir extra fett, um deutlich zu machen, dass sich in den einzelnen Teststäbchen, die nur wenige Gramm wiegen, natürlich sehr viel weniger der Stoffe befinden.

Gibt es denn Grenzwerte für die Stoffe?

Die gibt es, und darüber weiß STERIS, ein Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für die Infektionsprävention und andere Verfahren, mehr.

STERIS weist darauf hin, dass bei der Sterilisation von medizinischen Produkten häufig Rückstände von diversen Stoffen zu finden sind, auch noch Spuren von Ethylenoxid und 2-Chlorethanol. Gerade weil diese Stoffe ab einer bestimmten Menge als giftig gelten, wird peinlichst genau darauf geachtet, dass diese Rückstände so gering wie möglich sind.

Ganz verhindern lassen sich solche Rückstände leider nicht, da Materialien wie Zellulose und Baumwolle sehr absorbierend sind, also die Gasmoleküle des Ethylenoxid trotz ausgiebiger Lüftung der Teststäbchen in sich binden.

Medizinische Produkte werden in drei Klassen eingeteilt: eingeschränkter Kontakt (weniger als 24 Stunden), länger andauernder Kontakt (zwischen 24 Stunden und 30 Tage) und permanenter Kontakt (mehr als 30 Tage). Die Teststäbchen, mit denen wir nur wenige Sekunden in Kontakt kommen, zählen also zur ersten Gruppe.

Und hier nun die Grenzwerte für Medizinprodukte jener ersten Gruppe und nochmal die Ergebnisse der Teststäbchen:

  • Ethylenoxid: 4 Milligramm pro Kilogramm (in den Teststäbchen: weniger als 0,01 Milligramm frei, gesamt 0,33 Milligramm)
  • 2-Chlorethanol (Ethylenchlorhydrin ): 9 Milligramm pro Kilogramm (in den Teststäbchen: 0,6 Milligramm)

Die gemessenen Werte in den Teststäbchen liegen somit weit unter einem Wert, der als besorgniserregend angesehen werden kann!

Rein rechnerisch kann man sich also erst mit den Stoffen vergiften, wenn man sich über ein Dutzend Teststäbchen gleichzeitig für 24 Stunden dauerhaft in die Nase steckt.

Fazit

Es ist leider unvermeidbar, dass sich Restmengen der Stoffe in Teststäbchen finden, jedoch sind die Mengen sehr gering, zudem hat man nur wenige Sekunden Kontakt mit dem Teststäbchen, sodass, selbst wenn man das Teststäbchen hinterher aufisst, man nicht genug dieser Stoffe in den Körper bekommt, um eine Vergiftung oder Krebs auszulösen

Es summiert sich auch nicht, wenn man beispielsweise täglich oder sogar mehrmals am Tag getestet wird: Erst wenn man beispielsweise 12 – 15x am Tag getestet wird und die kompletten Inhaltsstoffe des Teststäbchens aufnimmt, kann es zu einer Vergiftung kommen, wenn man gleichzeitig auch verhindert, dass der Körper sie abbaut – ein ziemlich unrealistisches Szenario.

Die Sorge um Rückstände in den Teststäbchen sind also unbegründet.

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