Gates: Mikrochip-Implantate gegen Coronavirus? – Der Faktencheck

Autor: Ralf Nowotny

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Gates: Mikrochip-Implantate gegen Coronavirus? - Der Faktencheck
Gates: Mikrochip-Implantate gegen Coronavirus? - Der Faktencheck

Laut diversen Seiten hat Bill Gates einen Plan zur Bekämpfung von COVID-19 – sämtliche Erkrankten sollen mit Mikrochip „markiert“ und dadurch überwacht werden.

So soll Gates bei einer Frage und Antwort-Runde auf reddit selbst seinen Plan enthüllt haben: Mikrochip-Implantate für alle mit dem neuen Coronavirus Infizierten, um besser überwachen zu können, wie sich die Krankheit verbreitet und wer bereits evtl. immun ist.

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So soll Gates von „digitalen Zertifikaten“ geredet haben, wobei es sich dabei um sogenannte „Quantum-Dot Tattoos“ handeln soll, biokompatible Kapseln im Mikrometerbereich, die einen Impfstoff und fluoreszierende Quantenpunkte enthalten, durch die identifiziert werden kann, welche Impfungen bereits vorgenommen wurden.

Ihr merkt vielleicht schon: Es klingt alles ein wenig wirr, was da beschrieben wird: Erst Mikrochips, dann seltsame Tattoos, Impfungen und Quantenpunkte… also werden wir das Ganze nun mal entwirren, denn hier werden gleich mehrere Interpretationen und Tatsachen in einen Topf geworfen, um eine Verschwörungstheorie zu begründen.

Die Antwort von Bill Gates

Werfen wir als Erstes einen Blick auf das, was Gates in der Diskussion auf reddit wirklich gesagt hat.

Quelle: reddit
Quelle: reddit

Auf die Frage, welche Veränderungen wir vornehmen müssen, damit die Wirtschaft aufrechterhalten und gleichzeitig Social Distancing eingehalten wird, antwortet Bill Gates folgendermaßen:

Die Frage, welche Unternehmen weitermachen sollen, ist heikel. Sicherlich die Nahrungsmittelversorgung und das Gesundheitssystem. Wir brauchen immer noch Wasser, Strom und das Internet. Lieferketten für kritische Dinge müssen aufrechterhalten werden. Die Länder überlegen noch, was sie weiterführen sollen.

Irgendwann werden wir digitale Zertifikate haben, aus denen hervorgeht, wer wieder gesund wurde, wer kürzlich getestet wurde oder, sobald wir einen Impfstoff haben, wer ihn erhalten hat.

Jener letzte Satz ist es, die nun die Fantasie mancher Seiten stark angekurbelt hat – und das aus purer Unwissenheit.

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Was sind digitale Zertifikate?

Digitale Zertifikate hat eigentlich jeder auf dem Computer oder dem Handy: Sie werden dafür verwendet, um verschlüsselte Informationen über das Internet zu versenden, beispielsweise bei Online-Bestellungen.

Als Gates von digitalen Zertifikaten schrieb, bezog er sich auf ein Projekt der Gates Foundation: Diese arbeitet nämlich an einer digitalen Plattform, welche anonym genutzt werden könnte. Wenn es in Zukunft COVID-19 Tests für zu Hause gibt, können sich Infizierte anonym – gesichert durch ein digitales Zertifikat – auf dieser Plattform eintragen.

An anderer Stelle auf reddit geht Gates noch einmal darauf ein und kritisiert, dass die Tests in den USA nicht sehr organisiert seien. Durch eine solche Plattform jedoch wäre besser ersichtlich, wo es beispielsweise mehr Krankheitsfälle gibt, damit man dort dann Maßnahmen wie Social Distancing verstärken sollte.

Als Beispiel führte Gates Südkorea an, die bereits eine ähnliche digitale Plattform besitzen und so die Brennpunkte der COVID-19 Erkrankungen kennen. Jene Seite steht allerdings auch unter der Kritik, die Privatsphäre zu verletzen, weswegen die Gates Foundation an einer sicheren und absolut anonymen Version arbeitet – mit entsprechenden digitalen Zertifikaten.

Es geht also bei digitalen Zertifikaten in keinem Wort um Mikrochips, dies ist eine Fehlinterpretation jener Seiten!

Die Mikrochips, die keine sind

Gehen wir aber mal davon aus, dass jene Fehlinterpretation auch eine Ursache hat und nicht einfach nur geraten wurde. Dafür gibt es nämlich tatsächlich eine Grundlage, die in jene Artikel mit reingemischt wurde, aber absolut nichts mit den digitalen Zertifikaten zu tun hat: Die Quantum Dot Tattoos.

Dabei handelt es sich um ein Projekt des MIT, welches von der Gates Foundation finanziert wurde, im Dezember 2019 wurde es der Öffentlichkeit vorgestellt.

Grundlage des Projektes war, dass in vielen ärmeren Ländern nur schlecht oder gar nicht aufgezeichnet wird, wer gegen was und wann geimpft wurde, weswegen die Idee aufkam, die erhaltenen Impfungen direkt auf der Haut aufzuzeichnen. Dafür wurde ein unsichtbarer Farbstoff entwickelt, der bis zu fünf Jahre hält und mit einem speziell umgebauten Smartphone ausgelesen werden kann.

Kevin McHugh, ein Bioingenieur-Professor an der Rice University, der an der Studie arbeitete, teilte FactCheck per E-Mail mit, dass die Tinte nicht als Tracking-Gerät verwendet werden könne.

„Diese Markierungen wurden entwickelt, um einen Impfpass zu erstellen, und es gibt keine Möglichkeit, die Bewegungen von Personen zu verfolgen.
Diese Technologie ist nur sehr begrenzt in der Lage, nicht personalisierte Daten lokal auszulesen. Diese Markierungen erfordern direkten Sichtkontakt aus einer Entfernung von weniger als 1 Fuß (30 Zentimeter). Fern- oder kontinuierliche Verfolgung ist aus verschiedenen technischen Gründen einfach nicht möglich.“

Es geht also nicht einmal um Mikrochips, sondern um unsichtbare Tattoos, um besser feststellen zu können, ob eine Person in einem entwicklungsschwachen Land bereits geimpft wurde.

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Zusammenfassung

Jene Verschwörungstheorie wurde also aus zwei Komponenten zusammengebaut:

  1. Digitale Zertifikate einer Plattform für COVID-19 Infizierte (welche fälschlicherweise für Mikrochips gehalten werden)
  2. farblose Tattoos für Geimpfte in entwicklungsschwachen Ländern (welche für einen implantierten Mikrochip gehalten werden)

Somit ist die Behauptung, Gates wolle Infizierte mit einem Mikrochip ausstatten, um sie zu überwachen, in sämtlichen Punkten falsch!

Artikelbild: Shutterstock / Von Rob Crandall
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