Impfspritze geht nicht ins Blut? Was damit gemeint ist.

Autor: Andre Wolf

Symbolbild Impfspritze, Artikelbild von Mongkolchon Akesin / Shutterstock.com
Symbolbild Impfspritze, Artikelbild von Mongkolchon Akesin / Shutterstock.com

„Die Impfspritze geht nicht ins Blut.“ Mit dieser Passage soll der neue Österreichische Gesundheitsminister Mückstein diskreditiert werden. Doch worum geht es?

Mit einem 30-sekündigen Videoausschnitt (HIER) soll der neue Österreichische Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein lächerlich gemacht werden. Es geht dabei in der hitzigen Situationen, wo die Impfspritze beim Menschen genau landet.

Das Video beginnt mit der Aussage Mücksteins, dass die Impfspritze nicht ins Blut geht. Daraufhin gibt es großen Protest und es geht ein wenig durcheinander zu. Das Video ist letztendlich so kurz, dass es Mückstein aussehen lässt, als habe er keinerlei Ahnung von Medizin.

Das Video ist grundsätzlich echt. Es ist ein Ausschnitt aus der Sendung Talk im Hangar 7 auf Servus TV. Die Sendung wurde am 4. März 2021 ausgestrahlt und trug den Titel „Streit um den Impfpass: Droht jetzt die totale Kontrolle?“. Ab Minute 45:50 beginnt diese Szene (hier).

Doch ist die Aussage Mücksteins wirklich so dumm, wie sie in dem kurzen Ausschnitt dargestellt wird? Denn am Ende geht es darum, dass die Impfspritze in einen Muskel geht.

Faktencheck Impfpritze und das Blut

Grundsätzlich müssen wir von vornherein anmerken, dass es sich um einen stark verkürzten Beitrag zu dem gesamten Thema handelt. 30 Sekunden wurden aus einer gesamten Sendung herausgeschnitten.

Gleichzeitig befinden wir uns in einer Situation, die so mancher als „Krawall-Talk“ beschreiben würde und wenig Spielraum für Konsens lässt. Zu dem Format muss auch gesagt werden, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die Positionen so besetzt wurden, dass es zu Auseinandersetzungen kommt. Insofern haben wir eine recht überspitzte Situation vorliegen, in der nicht viel Zeit für genaue Erklärung ist.

Doch was bedeutet es, wenn Mückstein sagt, die Impfspritze ginge nicht ins Blut? Hierzu haben wir verschiedene Mediziner befragt, die eindeutig bestätigen, was Mückstein sagt. Denn in erster Linie geht diese Impfspritze natürlich nicht ins Blut, sondern in den Muskel.  Das ist auch so beabsichtigt, denn die Spritze soll bewusst nicht in eine Vene gespritzt werden.

Im Grunde wird an dieser Stelle eine Kleinigkeit aufgebauscht und eine Unstimmigkeit erzeugt. Um es zu verdeutlichen: Es gibt verschiedene Formen der Injektion. Im möglicherweise für Laien manchmal unverständlichen Ärztekauderwelsch wird zwischen i. v., i. m. und s. c. Injektionen unterschieden.

I.v. bedeutet intravenös, intravaskulär oder auch intravasal. Dabei gelangt die Spritze direkt in ein Blutgefäß oder ein Lymphgefäß. Die i.m. ist die intramuskuläre Injektion. Diese geht nicht in ein Blutgefäß, sondern in einen Muskel und soll dort die Reaktion hervorrufen. Und dann gibt es noch die s.c. Injektion, also die subkutane Injektion. Diese geht in das Unterhautfettgewebe, also weder in die Gefäße, noch in den Muskel.

Und nun kommen wir zu dem Punkt, was es bedeutet, wenn Mückstein von „Die Impfspritze geht nicht ins Blut.“ spricht. Wir alle wissen, dass die Covid-19 Impfungen in den Oberarm injiziert werden. Und dort wiederum in den Muskel. Wir haben es also mit einer intramuskulären Injektion.

Vom Muskel wird die Impfung dann aufgenommen und gelangt in die Zellen, die dort vor Ort sind. Die Zellen werden also quasi infiziert und da findet dann auch die Immunreaktion statt. Im Grunde deswegen hat man ja auch einen dicken oder schmerzenden Arm oder an der Einstichstelle tut es weh, weil genau dort die Zellen infiziert werden.

Warum die Impfspritze nicht in die Blutbahn geht?

Das wäre zwar nicht gefährlich, aber eben nicht klug. Die Immunantwort würde recht schlecht ausfallen, weil die Venen „zu schnell“ sind. Um es einfach (Vorsicht, wirklich einfach!) zu beschreiben:

Blutbahnen sind Straßen. Es gibt große und kleine Straßen und der Verkehr fließt dort recht gut. In den kleinen Blutgefäßen fährt quasi ein Auto hinter dem anderen und alle sind recht langsam. Das ist dann in den Muskeln der Fall. Da geht es recht ruhig zu. Da kann ich dann die Lastwagen (Antigenpräsentierende Zellen) schnell mit dem Antigen beladen und dann über die Autobahn überall hinbringen lassen.

Auf der Autobahn (große Venen und Arterien, in die man spritzen kann) kann man einfach nicht gut Lkws beladen, weil da alles viel zu schnell ist. Deswegen geht die Impfspritze nicht ins Blut.

Letztendlich geht der IMPFSTOFF und die Antigene natürlich schon ins Blut. Nur eben langsam (absichtlich) über die kleinen Adern.

Zurück zur Sendung und der Situation

Wir erkennen also deutlich, dass die Erklärung mehr als 30 Sekunden benötigt. Das kann die Hitze der Sendungssituation nicht gewährleisten und somit ist die Interpretation, dass Mückstein inkompetent wäre, natürlich Unsinn.

Seine Aussage, dass die Impfspritze nicht ins Blut geht, kann natürlich bestätigt werden, da es sich um eine intramuskuläre Injektion handelt. Dass der Stoff und die Antigene am Ende natürlich im Blut landen, ist ebenso eine logische Konsequenz.

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