Habeck: „Vaterlandsliebe also, fand ich stets zum Kotzen.“

Autor: Andre Wolf

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Artikelbild.Shutterstock / Von M. Gahmann
Artikelbild.Shutterstock / Von M. Gahmann

Der Wahlkampf beginnt in Deutschland. Und wie bereits in vergangenen Wahlkämpfen, so auch nun wieder erleben wir auf Social Media das sogenannte „Grünen-Bashing“. Nun geht es um ein Zitat von Habeck zur Vaterlandsliebe.

Kann eine Partei in Deutschland regieren, an dessen Spitze keine Vaterlandsliebe herrscht? Genau dass soll ein Sharepic ausdrücken, welches Robert Habeck von den Grünen zeigt. Auf dem Sharepic können wir lesen:

Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland nichts anzufangen und weiß es bis heute nicht.

Sharepics mit dieser Aussage sind nicht neu, sondern kursieren bereits seit Längerem anlassbezogen immer wieder auf Social Media. Der Anlass ist logisch: Immer im Vorfeld von Wahlen taucht dieses Bild auf.

Habeck & Vaterlandsliebe: Widergabe des Bildes dient zu Erläuterungszwecken.
Habeck & Vaterlandsliebe: Widergabe des Bildes dient zu Erläuterungszwecken.

Faktencheck Zitat zur Vaterlandsliebe

Hat sich Robert Habeck in dieser Form zur Vaterlandsliebe geäußert? Ja. Dieser Satz findet sich in seinem Buch „Patriotismus: Ein linkes Plädoyer“. Dieses 207 Seiten lange Buch ist 2010 erschienen (vergleiche).

Der Satz aus dem Sharepic befindet sich in dem Oberkapitel mit dem Titel „Ein linker Patriotismus“, dort wiederum exakter in dem Unterkapitel „Die Kraft der Idee“. Habeck setzt sich mit der Definition des Patriotismus auseinander. Er beschreibt die Idee seines linken Patriotismus und vergleicht sie mit dem klassischen Patriotismus und dem herkömmlichen Bild der Vaterlandsliebe.

Insofern haben wir es mit einem Satz zu tun, der seinem Kontext entrissen wurde und auch ausblendet, dass Habeck hier bereits weiß, dass die formulierte Provokation Widerspruch hervorruft. Der Kontext rund um diesen einzelnen Satz lautet:

Als Adressat und Verbindung zwischen den Gegensätzen, zwischen »Liberalität« und »Paternalismus«, zwischen »verantwortungsvoll« und »kreativ«, zwischen »Bürger« und »Konsument« braucht man ein positives Gesellschaftsverständnis. Man braucht es, um eine sinnstiftende, politische Erzählung zu schaffen, die Zutrauen und Zuversicht gibt, dass Veränderungen gut sind und es sich lohnt, für sie zu streiten. Man braucht eine Erzählung, die auf Veränderung setzt, auf Gerechtigkeit und Internationalität. Dieses Engagement nenne ich einen »linken Patriotismus«.
Ich schreibe das in vollem Bewusstsein, dass ich Widerspruch provozieren werde. Patriotismus, Vaterlandsliebe also, fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland nichts anzufangen und weiß es bis heute nicht. Und Salbadereien, wie die im »Liebesbrief an Deutschland« des Bild-Kolumnisten Franz Josef Wagner machen es nicht leichter, über Patriotismus nachzudenken. Wagner schreibt: »Was ist geschehen, dass wir unser Land ohne Scham wieder lieben? Ich glaube, es begann mit dem Papst. Es war das Großereignis, wo [sic!] ein Deutscher aus der Generation Hitler zum Stellvertreter Gottes gewählt wurde […] Ich denke, dass wir alle Heimweh haben, pures Heimweh […] Wir haben nun ein Land, das so schön ist, dass einem die Tränen kommen. Ich sehe Bauernhöfe mit Gänsen und Hühnern. Und ich sehe die Bäuerin, die eingelegte Gurken verkauft […] Die Menschen falten friedlich die Hände. Es sind Hände, die gearbeitet haben, die in nassen Schlamm gegriffen haben, verfaulte Blätter aussortierten. Ich liebe diese Hände, weil sie Deutschland sind.« Der Journalist Jörg Lau schob in »Eurozine« den coolen Kommentar nach: »Betende Hände im nassen Schlamm – Wagners Liebesbrief liest sich wie Eichendorff auf Kokain.« Lau erkennt im Nachdenken über Deutschland eine »aktuelle Selbstverständigungsdebatte«. Genau darum geht es.

Habeck richtet sich also gezielt gegen das Bild der klassischen Vaterlandsliebe, welches in seinen Augen rechtskonservativ belegt ist. Seine Idee liegt in der Entwicklung eines neuen Verständnisses des Patriotismus. Es geht in dem Zitat also nicht darum, dass er Deutschland hasst, sondern es geht um den Begriff und seinen bisherigen Bedeutungsrahmen, mit dem er nichts anfangen konnte.

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Artikelbild zum Thema Habeck und Vaterlandsliebe: Shutterstock / Von M. Gahmann
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