„Kalter Krieg“ der anderen Art: Bei Edeka wird Moskau zu Kiew
Vor etwa 10 Tagen kursierten die ersten Fotos eines Eis zwischen zwei Waffeln, das anscheinend umbenannt wurde: Von „Moskauer Art“ zu „Kiewer Art“. Kein Fake, aber auch keine wirklich sinnvolle Umbenennung.
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Wir vermuteten tatsächlich auch erst einen Fake, doch als immer mehr Fotos auf Social Media auftauchten, schmolzen auch unsere Zweifel: Tatsächlich wird Edeka das Sandwich-Eis ihrer Eigenmarke „Gut & Günstig“ temporär umbenennen: aus „Moskauer Art“ zu „Kiewer Art“. In einigen Filialen ist das umbenannte Sandwich-Eis auch schon zu haben, wie zahlreiche Fotos auf Social Media zeigen, wie beispielsweise hier:
Oder hier:
Wir zweifelten trotzdem noch ein wenig, denn schließlich findet man das Eis auf der Produktseite von Edeka zum jetzigen Zeitpunkt immer noch unter dem Namen „Moskauer Art“ (siehe HIER). Doch gegenüber mehreren Medien bestätigte Edeka die Umbenennung: Man wolle damit Solidarität mit der Ukraine gegen die russischen Invasoren bekunden.
„Die Geschehnisse in der Ukraine machen uns nach wie vor sehr betroffen. Uns liegt es am Herzen, unsere Solidarität weiterhin zum Ausdruck zu bringen und wir sind der Überzeugung, dass man das auch mit kleinen Gesten zeigen kann.“
Edeka-Sprecherin Miriam Heimberg
Gut gemeint… aber vielleicht schlecht gedacht?
Neben Lob gibt es aber auch Kritik von vielen Konsumenten, und auch die Greifswalder Sprachwissenschaftlerin Konstanze Marx meint dazu, dass sie nicht zweifelsfrei erkennen kann, ob dahinter nun bloßes Kalkül ist oder wirklich eine noble Geste der Solidarität steckt.
Kurioserweise schwelte darüber bereits Anfang April ein Online-Streit, aber nicht um Edeka, sondern um Rewe, da sie ebenfalls unter ihrer Marke „ja!“ das Sandwich-Eis „Moskauer Art“ im Sortiment haben. Damals war aber eine Umbenennung unwahrscheinlich, da das Eis von der hauseigenen Marke der Handelskette nicht viel mit Russland zu tun hat, außer dem Namen.
Bei der Umbenennung gibt es aber auch noch ein anderes, kleines Problem: Sie ergibt keinen Sinn.
Es gibt viele Gerichte mit dem Zusatz „Moskauer (Art)“, und das aus gutem Grund: Sie entstammen in ihrer Machart der russischen Küche. Das ist auch nicht anders mit dem Eis in dem Sandwich: Es heißt „Moskauer Art“, weil es eine spezielle Rezeptur für ein Eis mit viel Sahne ist.
Eine Umbenennung von „Moskau“ auf „Kiew“ mag also eine solidarische Geste sein, sinnvoll ist sie jedoch nicht. Es erinnert ein wenig an die bockige Haltung der USA, die 2003 offiziell „French Fries“ (hierzulande Pommes Frites) in „Freedom Fries“ umbenannten, da Frankreich einen Krieg im Irak ablehnte.
Der Vergleich ist natürlich nicht ideal, die Frage aber ist: Macht es Sinn, aus Solidarität zur Ukraine nun Speisen umzubenennen, weil sie irgendeinen russischen Bezug haben? Ist es fair, eine Rezeptur auf einer Verpackung temporär der Ukraine zuzuschreiben, obwohl sie aus Russland stammt?
Ein Vorschlag, Edeka: Für die Zeit der Umbenennung könntet ihr doch den Umsatz aus dem Sandwich-Eis der Ukraine spenden. Dann wäre es wenigstens mehr als eine rein symbolische Solidaritätsbekundung.
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