Wenn Betrüger Fotos klauen und Nutzer abzocken wollen

Autor: Kathrin Helmreich

Wenn Betrüger Fotos klauen und Nutzer abzocken wollen
Wenn Betrüger Fotos klauen und Nutzer abzocken wollen

„Wer auf die Tränendrüse drückt ist klar im Vorteil.“ – so oder so ähnlich lautet das Motto von Vorschussbetrügern, die mit gestohlenen Fotos Nutzer abzocken.

Sei es eine extra dafür nachgebaute Facebook-Seite, Gruppe oder eine persönliche Nachricht: Wann immer dir jemand eine große Menge Geld anbietet, sei vorsichtig, denn so beginnt der Vorschussbetrug.

Die Kriminellen versuchen nämlich Nutzer emotional zu erpressen und mit einer Mitleidsmasche an ihr Geld zu kommen. Die Geschichten sind so zahlreich wie sie Fotos im Internet finden – er ist Soldat in Geldnot oder eine todkranke reiche Frau, die einen lieben Menschen für ihr Erbe inklusive Hund sucht, weil sie bald sterben wird.

Nutzern werden die fantastischsten Geschichten aufgetischt, wenn es um Geld geht. So funktioniert der Vorschussbetrug!

Ein immerfort aktuelles Thema, wenn auch der Beitrag schon etwas älter ist, erhielten wir zu folgender Facebook-Seite Anfragen:

Screenshot by mimikama.org
Screenshot by mimikama.org

Mein Geld zu spenden.
Ich bin MARIE IRENA ALBRECHT. Zur Zeit lebe ich in Frankreich. Ich bin nicht gekommen, fordern Geld für jeden oder fordern einen jeder Service interessiert. In der Tat habe ich einen Tumor in der terminalen Phase. Ich leide an einer seltenen Krankheit. Es ist ein Gehirntumor und ich werde sicherlich sterben. Ich bin katholisch und ich habe eine andere Vision von der Welt. Ich würde gerne einige von meinem Geld an eine Person des Vertrauens und ehrlich so Spenden, die für einen guten Zweck. Ein Teil in humanitäre arbeiten. Ich würde gerne eine Spende in Höhe von 750.000 € und mein Hund. Ich bin Besitzer eines Afrika-Frankreich-Holz Import-Geschäft, und ich verlor mein Mann von 6 Jahren, die mich sehr betroffen und ich konnte nicht wieder heiraten, bis zu diesem Tag. Wir hatten keine Kinder. Ich möchte dieses Geschenk vor meinem Tod zu machen, da meine Tage gezählt sind, keine Heilung, aber ein Beruhigungsmittel hier in Frankreich, schließlich ich gerne wissen hab würde, ob jemand Interesse an diesem Geschenk ist, aus Mangel an dieser Krankheit.
Hier ist meine e-Mail-Adresse: [email protected]

Vorschussbetrug, Romance Scam, Nigeria Connection – diese Begriffe stecken hinter dem Text der angeblich todkranken Frau.

Wie auch beim Romance Scam, ist die Story der Frau nur ein Vorwand, um Gefühle beim Leser auszulösen und diesen emotional zu verhaften. Es soll der Eindruck erweckt werden, dass die Frau tatsächlich nur mehr wenige Wochen zu leben hat. Geht das Opfer dann auf das Geldangebot ein, entpuppt sich das Angebot als Forderung.

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Bald schon würden Gebühren fällig werden oder andere Verbindlichkeiten entstehen, die das Opfer vorab berappen soll. Bei solchen Nachrichten, wie oben gezeigt, handelt es sich zu 99,9% um diese Art Vorschussbetrug.

Diese Art Betrug gibt es schon sehr lange. Die Angebote werden via E-Mail oder über soziale Netzwerke verschickt.

Nigeria Connection

Verschickt werden solche Betrugsversuche unter anderem von der so genannten Nigeria Connection. Sie versucht, ihre Opfer um den Finger zu wickeln und sie – aufgrund der entstandenen emotionalen Nähe – um einen finanziellen Vorschuss zu bitten.

Die Nigeria Connection ist aber keine strukturierte Organisation. Es handelt sich hierbei um verschiedene Gruppen von afrikanischen Betrügern, die zum Teil in Europa und zum Teil in Nigeria leben.

Diese Internetbetrüger haben sich auf Kreditkartenbetrug, Dokumentenfälschung, Vorschussbetrug uvm. spezialisiert – und sind seit geraumer Zeit auch mit vielen Fake-Profilen auf Facebook unterwegs.

Sie kontaktieren ahnungslose Facebook-Nutzerinnen, gewinnen ihr Vertrauen und geben nach einiger Zeit vor, sich in einer finanziellen Notlage zu befinden.

Die Betrüger haben ein recht festgelegtes Beuteschema: Die Hauptzielgruppe ihrer Opfer ist:

  • weiblich
  • halbwegs intelligent (muss zumindest über gute Englischkenntnisse verfügen)
  • alleinstehend
  • mittleren Alters (sehr junge Frauen verfügen noch über keine finanziellen Ressourcen)

Auf dem Profilfoto des ausgesuchten Opfers muss ein klar erkennbares, lächelndes Gesicht zu sehen sein, denn die Betrüger beziehen sich in den ersten Kontaktversuchen darauf.

Das gilt natürlich auch für Männer.

Welche Merkmale haben solche Betrüger?

Eine ganz genaue Beschreibung ist leider nicht möglich, da diese Kriminellen äußerst kreativ vorgehen und sich natürlich auch den Gegebenheiten anpassen.

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Jedoch gibt es einige Grundkriterien, auf die man achten kann, um sich zu schützen: Die Betrüger sind angeblich:

  • etwa im Alter des Opfers
  • beruflich eher im mittleren Management tätig
  • geschieden, aber wesentlich öfter verwitwet. Ihre Kinder sind entweder ebenfalls verstorben oder müssen von dem Mann vorgeblich alleine versorgt werden.
  • Das Facebook-Profil ist nicht besonders informativ; es gibt keine sichtbaren Postings.
  • Die Betrüger geben sich auffallend empathisch.

So gehen die Kriminellen bei einem Vorschussbetrug vor:

  • Erstkontakt via Nachricht. Die gesamte Kommunikation erfolgt auf Englisch.
  • Profilbild: nicht unattraktiv, aber auch kein „Adonis“. Bei angeblichen Erbschaften sehr betagte, liebenswürdige Menschen
  • Berichtartiger Lebenslauf, z. B. „Meine Eltern starben bei einem Unfall, meine Frau bei der Geburt unseres Kindes.“
  • Ausfragen des anvisierten Opfers (= Suche nach Schwächen)
  • Liebesschwüre, die kein realer Mann nüchtern über die Lippen bringen würde.
  • Es tritt ein unvermitteltes Ereignis auf, z. B. „Piraten kommen“ (= skurrilste Version). Oft ist die Geschichte aber in sich schlüssig – als Begründung für eine daraus folgende Notlage.
  • Bitte um finanzielle Leihgabe (Betrag im vierstelligen Eurobereich) unter Einsatz von massivem, emotionalen Druck und unter Vorlage sog. „Beweise“ als Datei.
  • Nach Gelderhalt – Geld weg. Unbekannter Verehrer natürlich auch oder frühzeitig verstorben – und kein Anrecht mehr auf das Erbe.

Was kann ich tun, wenn mir so jemand schreibt?

Leider handelt es sich bei dieser Form von Betrug rechtlich gesehen um eine Art “Graubereich”.

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Der Schaden, den ein solcher Betrüger anrichten kann, ist leider in der Praxis bis dato kaum behebbar. Darum sollte man seine potentiellen Internet-Bekanntschaften ganz genau unter die Lupe nehmen.

  • Gebt nicht zu viele Informationen von Euch preis.
  • Nehmt suspekte Freundschaftsanfragen nicht an.
  • Falls es schon passiert ist: Eigene Kontakte verbergen.
  • Vorsicht mit Informationen über die eigene Person: Seine Ängste, Träume, familiäre Situation und dgl. erzählt man doch auch sonst nicht jedem Wildfremden.
  • Misstrauen bei relativ schneller Anwendung von Kosenamen und dem Begriff „Liebe“ durch das unbekannte Gegenüber ist angebracht.
  • Für Mutige: Das Ganze abkürzen und entweder die eigene Ankunft ankündigen oder gleich fragen, wie viel Geld er denn bräuchte.
  • Für Vernünftige: Blockieren und zum Schutz anderer zukünftiger Opfer bei Facebook melden.

Zusammengefasst:

Es gibt kein Erbe, keinen Schatz, kein Geld – und der Hund gehört ihr auch nicht. Und es gibt wohl kaum jemanden im Internet, der so unbedingt sein Geld verschenken möchte.

Also tut es ihnen gleich – und verschenkt nicht blindlings Geld an Internet-Bekanntschaften, die ihr im echten Leben noch nie gesehen habt!

 

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