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„Sag Mama und Papa nichts!“ Daran hielt sich der vermeintliche Onkel und händigte einem Abholer in der vergangenen Woche zweimal eine hohe fünfstellige Summe zum Kauf eines Hauses aus.
Was unglaublich klingt, ist leider wahr und geschieht öfter als du meinen könntest. In diesem Fall aus Iserlohn erzählte der Onkel seinem Bruder Tage später doch davon und fiel aus allen Wolken: Der echte Neffe war es jedenfalls nicht, der den Geldabholer schickte. Er war auf eine Betrugsmasche hereingefallen. Der Senior erstattete Anzeige bei der Polizei.
Fast täglich erreichen die echte Polizei Anzeigen von älteren Menschen wegen Betrugsversuchen. Falsche Enkel, falsche Polizeibeamte, falsche Gewinnspiele – oder ein Mix aus allen drei: Die Täter bauen ihre Lügengeschichten aus. Im Durchschnitt beinahe wöchentlich gelingt ihnen ein Betrug. In der vergangenen Woche traf es wieder einmal einen Iserlohner.
Der 82-jährige Senior bekam am Dienstagmorgen einen Anruf. Er hörte eine männliche Stimme, die ihn ansprach mit „Hallo Onkel …. Ich bin es. Ich brauche deine Hilfe“. Die Stimme klang nach dem echten Neffen.
Der falsche Neffe tischte die uralte Geschichte vom günstigen Kauf einer Immobilie auf. Der vermeintliche Onkel glaubte es und holte Geld aus seinem Schließfach. Der Neffe schickte einen Boten, der auf das Geld auf einem nahen Garagenhof in der Iserlohnerheide in Empfang nahm.
An diesem Punkt bewahrheitet sich die Warnung der Polizei: Wen die Betrüger einmal an der Angel haben, den lassen sie so schnell nicht mehr los. Der Täter am Telefon hatte offenbar den Eindruck, dass bei dem Senior mehr zu holen sei. Er meldete sich erneut und monierte, es sei zu wenig Geld. Der Iserlohner wusste am Ende selbst nicht mehr, wie viel er in die Tüte gesteckt hatte. Er holte noch einmal Geld, packte es wieder in einen Umschlag und traf den Abholer erneut am Garagenhof.
Die Täter sind mit allen Wassern gewaschen und bauen umfassende Lügengeschichten. Sie schlüpfen wie in einem schlechten Theaterstück am Telefon in unterschiedliche Rollen: Anwälte, Notare, Gericht, Polizei, … In Wirklichkeit sitzen sie alle vielleicht alle nebeneinander in einem ausländischen Callcenter, spielen sich die Bälle zu und freuen sich, dass ihre Legenden geglaubt werden. In diesem Fall bekam es der Iserlohner neben dem angeblichen Neffen noch mit einen verhinderten Geld-Abholer, einem tatsächlichen Geld-Abholer, einem angeblichen Mitarbeiter der Sparkasse und abends noch einem falschen Kriminalbeamten am Telefon zu tun.
Der Abholer am Garagenhof ist ca. 1,75 Meter groß, hat eine normale Statur, schwarze Haare, war chic gekleidet und sprach akzentfrei Deutsch.
Die Polizei veröffentlicht diese Verläufe in der Hoffnung, dass andere nicht auf die miesen Tricks der Betrüger hereinfallen. Wie können sich ältere Menschen schützen?
Die Betrüger durchsuchen Telefonverzeichnisse nach älter klingenden Vornamen: Eine Wilhelmina muss also eher mit betrügerischen Anrufen rechnen als eine Xenia. Deshalb sollten Senioren besser ihre Vornamen im Telefonbuch streichen lassen oder zumindest nur abkürzen. Eine Alternative wäre, ganz auf einen Eintrag zu verzichten.
Lassen Sie sich erst gar nicht auf solche Anrufe ein! Verwandte sollen sich mit ihrem Namen nennen und keine Ratespielchen veranstalten nach dem Muster „Hallo Omi, rat mal, wer hier ist!“ Es ist dann nicht unfreundlich, direkt aufzulegen. Bei Geldforderungen oder -bitten mit nahen Verwandten sprechen.
Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Lassen Sie sich nicht zum „Stillschweigen“ verdonnern.
Wenn die echte Polizei anruft, erscheint NIE die 110 im Display. Wollen Sie nach Anrufen die Echtheit prüfen oder Anzeige erstatten, beenden Sie das erste Gespräch, legen auf und zählen langsam bis 5. Erst dann wählen Sie die 110!
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Quelle: Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis
Artikelbild: fizkes / Shutterstock
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