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Erneut wird der Ausschnitt eines Zeitungsartikels verbreitet, in dem von Beruhigungsmitteln im Leitungswasser Deutschlands die Rede ist.

Wir haben bereits im April 2020 davon berichtet, dass dieser Zeitungs-Ausschnitt viele Menschen beunruhigt und verunsichert, da hier von Chemikalien im Leitungswasser berichtet wird.

In diesem Zeitungsartikel kann man von einem vertraulichen Gespräch während einer Konferenz lesen, bei dem „die Leiterin eines Wasserwerkes einer der größten deutschen Städte“ davon berichtete, dass viele Fässer mit Beruhigungsmitteln und chemikalischen Zusätzen bereitstehen würden. Bereitstehen für den Fall, dass es in eben dieser Stadt „unruhig“ werden sollte. Kurz: Um die Bevölkerung ruhig zu halten.

Das Foto des Zeitungsausschnittes wird aktuell wieder vermehrt in sozialen Medien verbreitet und mit einer Warnung versehen:

Screenshot Facebook - Foto des Zeitungsausschnitts
Screenshot Facebook – Foto des Zeitungsausschnitts

⚠️ ‼Achtung‼
????Seit spätestens ca. Dezember 2020 wird das Leitungswasser in der BRD vorsätzlich mit Chemikalien, vermutlich Psychopharmaka oder sogar noch mit Giftstoffen angereichert, um die Bevölkerung unter Kontrolle zu halten und wahrscheinlich auch krank zu machen‼????
????Damit sollte man nicht Kochen oder es gar trinken! Mineralwässer sind auch fast alle sehr schlecht und belastet! Man sollte das Wasser entweder selbst destillieren oder eine Osmoseumkehranlage einsetzen! Beides gibt es schon für relativ wenig Geld! Nach oben sind die Grenzen natürlich offen.
????Informiert Euch, was da wichtig ist! Bitte kein destilliertes Wasser aus dem Supermarkt kaufen, dass ist nicht das Selbe und gefährlich, weil es chemisch destilliert wurde!
‼‼Bitte überall teilen‼‼

Diese Warnung beziehen die meisten Nutzer auf die aktuelle Situation, da im Artikel von Demonstrationen und Massenaufmärschen geschrieben wurde.

Woher stammt der Zeitungsartikel?

Man erkennt das Logo der WELT ONLINE, die jedoch als Urheber dieses Berichts nicht festgelegt werden kann. In dieser Zeitung dürfte lediglich ein Artikel der WELT ONLINE abgedruckt worden sein. Es ist naheliegend, dass der Artikel mit dem Logo gekennzeichnet wurde, da es sich um den Inhalt eines externen Mediums handelte. Der zugehörige Bericht der WELT ONLINE findet sich hier und stammt vom 20. März 2012.

In unseren früheren Recherchen stießen wir auf einen Hinweis auf der Webseite marketlettercorp.com, dass der Artikel wohl in einer Ausgabe des GELDBRIEF abgedruckt wurde.
Leider wurde die Seite marketlettercorp.com in der Zwischenzeit offline genommen, der Link dahin verweist auf eine Fehlermeldung „404 – Diese Seite existiert nicht“.
Die GELDBRIEF Verlagsanstalt selbst veröffentlicht Börsen- und Wirtschaftsinformationen. Die Inhalte kann man allerdings erst nach Abschluss eines Abonnements lesen.

Insofern gibt es historisch gesehen keinen Zusammenhang zwischen der Veröffentlichung und dem Coronavirus SARS-CoV-2.

Fakten nicht greifbar

Ein Faktencheck gestaltet sich nach wie vor schwierig. Welche Informationen haben wir?

  • Eine Leiterin (kein Name bekannt) für Wasserwerke sagt etwas hinter vorgehaltener Hand
  • Es geht um Wasserwerke in einer der größten deutschen Städte
  • Gilt nach ihrer Aussage für Deutschland / andere deutsche Großstädte

Unsere Nachfragen bei Verantwortlichen von Wasserwerken und Wasserverbänden sowie auch bei GELDBRIEF blieben bis dato unbeantwortet. Sollten wir hier noch Antworten oder Informationen erhalten, werden wir diese natürlich veröffentlichen.

Was sich sagen lässt, ist, dass der Artikel mit den Behauptungen zu manipuliertem Trinkwasser bereits mindestens aus dem Jahr 2012 stammen muss. Insofern kann man einen Zusammenhang zwischen der Veröffentlichung und dem Coronavirus bzw. der aktuellen Situation ausschließen.

Auch gab es zwischenzeitlich Anmerkungen, dass es sich hierbei um eine urbane Legende handele. Diese soll sogar bereits in den 1990ern verbreitet worden sein.

Plausibilität?

Fragt man sich, ob das Ganze eventuell plausibel sein könnte, tauchen zahlreiche Gegenfragen auf:

Wenn in den Wasserwerken Deutschlands fässerweise chemische Substanzen stehen, warum hat sich dazu noch niemand geäußert? Diese Fässer müssten nun seit mindestens 9 Jahren vorhanden sein. Hat diese noch niemand bemerkt?

Wie konzentriert müssten die Chemikalien ins Wasser gemischt werden, um für ein „Ruhigstellen“ zu sorgen? Trinken tatsächlich genügend Menschen Leitungswasser, erreicht man damit eventuell nur „die Falschen“? Reicht es, sich mit Leitungswasser die Zähne zu putzen oder es zum Kochen zu verwenden?

Was noch dazu kommt: Zusätzliche Quellen, die eine solche Behauptung oder Teile davon bestätigen, gibt es schlichtweg nicht.

Fazit

Die Aussagen über Fässer mit Chemikalien und Beruhigungsmitteln können somit nicht bestätigt werden. Es fehlen schlicht sämtliche Nachweise der Behauptungen einer unbenannten Person zu einem unbekannten Zeitpunkt.

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